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Sep 15, 2022 25 tweets 16 min read Read on X
Update #Armenien #Azerbaijan
Im Überblick:
- azer.Truppen rücken 8km in armenisches Territorium vor;
- ab Mittwochabend gilt Waffenruhe;
- Armenien ruft Bündnisfall aus, OVKS schickt Beobachtungsmission;
- Proteste in Jerewan wegen angeblichen Gebietsabtretungen.
Thread👇
(1/24)
Schwere Gefechte zwischen #Armenien und #Aserbaidschan gingen am Mittwoch entlang der südlichen Grenze weiter.
#AzerbaijanArmy setzte Mehrfachraketenwerfer und Kampfdrohnen vom Typ #BayraktarTB2 (Türkei) und Harop (Israel) ein.
Hier einige Screens. Alle Vids auf Telegram.
(2/24)
Nach den derzeit vorliegenden Infos sind aserbaidschanische Truppen an manchen Abschnitten bis zu 5 Meilen (etwa 8km) in armenisches Territorium vorgerückt.
Insbesondere die Stadt Jermuk soll unter intensivem Artilleriefeuer gestanden haben.
(3/24)
Zeitweise hieß es sogar, dass die #AzerbaijanArmy womöglich in der Stadt Jermuk einrücken wolle, danach sieht es im Moment aber nicht aus.
Dennoch wurden in zwei von zehn armenischen Provinzen alle Schulen geschlossen. Etwa 2500 Menschen seien evakuiert worden.
#Armenien
(4/24)
Aserbaidschanische Portale veröffentlichten Aufnahmen von eingenommenen armenischen Positionen.
Ich poste nur zwei Fotos davon, wo keine Getöteten zu sehen sind.
(5/24)
#Aserbaidschan #Armenia
Des weiteren veröffentlichten aser. Quellen Aufnahmen von gefangen genommenen armenischen Soldaten.
Wie viele Gefangene es insgesamt sind, wurde nach meinem Kenntnisstand nicht bekannt gegeben.
Auch ist unklar, ob ein Gefangenentausch geplant ist.
#Aserbaidschan #Armenia
(6/24)
Was die Opferzahlen angeht, so gab #Armenien bislang 105 getötete Soldaten bekannt.
#Azerbaidjan meldete 71 Tote in Folge der Offensivhandlungen.
#Aliev schlug eine Waffenruhe vor, damit die Seiten die Körper der Getöteten auf die jeweils andere Seite überführen können.
(7/24)
Am Mittwoch gab es zudem Meldungen, dass aserbaidschanische Artillerie Stellungen und Fahrzeuge des russischen FSB-Geheimdienstes getroffen habe.
Der FSB ist in #Armenien als Teil des Grenzschutzes aktiv.
Opfer oder Verletzte habe es dabei nicht gegeben.
#Armenia
(8/24)
Zugleich bleiben die Meldungen etwas widersprüchlich.
#Armenien bestätigte den Beschuss der FSB-Stellungen durch aser. Truppen.
Russland hat den Vorfall nach meinem Kenntnisstand gar nicht kommentiert.
#Aserbaidschan spricht von "Fake" und einer "armenischen Provokation".
(9/24)
#Armenien hat unterdessen den 4. Artikel des OVKS-Bündnisses aktiviert und um militärischen Beistand gebeten.
Der 4. Artikel ist im Prinzip vergleichbar mit dem Bündnisfall in der NATO: ein Angriff auf ein Mitglied wird als ein Angriff auf das gesamte Bündnis gewertet.
(10/24)
Es ist wohl das erste Mal in der Geschichte, dass der 4. Artikel des OVKS-Vertrages aktiviert wurde.
Das OVKS-Bündnis tagte in einer Dringlichkeitssitzung.
Des weiteren soll es intensive bilaterale Telefonate zwischen Jerewan und Moskau gegeben haben.
(11/24)
Im Moment wurde eine OVKS-Beobachtungsmission für Armenien beschlossen, die ab heute Abend ihre Arbeit aufnehmen soll.
Ein militärisches Eingreifen ist bislang nicht geplant.
Das OVKS teilte mit, es rechne damit, dass die Eskalation per Verhandlungen beigelegt werden kann
(12/24)
Hierfür ist morgen auch ein Treffen zwischen Putin und #Aliyev im Rahmen des SCO-Gipfels in Samarkand geplant.
SCO ist Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Mit ca. 40 % der Weltbevölkerung gilt sie als die "weltweit größte Regionalorganisation".
(13/24)
Apropos.
Just heute unterzeichnete der #Iran ein Memorandum zum Beitritt in die SCO.
Es wird damit gerechnet, dass das Land nun offiziell den Beitrittsprozess aufnimmt.
NATO-Staaten sind in der SCO nicht vertreten. Nur die Türkei hat den "Dialogpartner"-Status.
(14/24)
Zurück zum Kaukasus.
Am Mittwochabend bestätigte die armenische Seite, dass eine Waffenruhe ab Mittwoch 20:00 Uhr in Kraft tritt.
Im Moment (Donnerstagnachmittag) scheint sie weitgehend zu halten.
An der Trennlinie wird am Abend die Ankunft der OVKS-Beobachtungsmission erwartet.
In der armenischen Hauptstadt Jerewan wurde die Waffenruhe gestern allerdings gespalten aufgenommen.
Gerüchte gingen rum, dass die Pashinyan-Regierung für die Waffenruhe Gebietsabtretungen an Aserbaidschan akzeptiert habe.
Offiziell gibt es dazu aber keine Angaben.
(16/24)
Vor dem Hintergrund der Gerüchte versammelten sich Mittwochnacht in Jerewan große Menschenmassen und riefen die Pashinyan-Regierung (wieder mal) zum Rücktritt auf.
Oppositionsparteien forderten ein Amtsenthebungsverfahren, konnten dazu aber keine Mehrheit bekommen.
(17/24)
Aus anderen Ländern waren die Reaktionen unterschiedlich.
Die Schutzmacht von #Aserbaidschan Türkei erklärte, dass man voll hinter Baku stehe.
Einen Frieden zwischen Baku und Jerewan könne es nur bei "vollständiger territorialer Integrität Aserbaidschans" geben.
(18/24)
Im EU-Parlament wurde Aserbaidschan von einigen einzelnen Abgeordneten scharf verurteilt, konkrete Strafmaßnahmen oder eine offizielle Verurteilung blieben aber aus.
Sanktionen werden derzeit weder von der Bundesregierung noch von der EU als Ganzes erwartet.
(19/24)
Die EU will sich schnellstmöglich von russischen Energielieferungen lösen und setzt daher auf Aserbaidschan als neuen "zuverlässigen Energielieferanten".
Vor weniger als zwei Monaten unterzeichnete #VonDerLeyen mit Aliyev ein entsprechendes Abkommen.
20/24
zdf.de/nachrichten/po…
Das Ziel sei es, aserbaidschanische Gaslieferungen in die EU zu verdoppeln.
Auf Twitter lobte #VonDerLeyen das neue Abkommen mit Aliyev in besten Worten.
"Die EU setzt auf zuverlässige Energielieferanten.
Aserbaidschan ist einer von ihnen", so VdL.
(21/24)
Dass der neue "zuverlässige Partner" beispielsweise von Freedom House als "konsolidiertes autokratisches Regime" gewertet wird und das Rating 1,19 von 100 bekam, wobei die Skala von 1 (sehr autoritär) bis 100 (sehr demokratisch) geht, erwähnte #VonDerLeyen damals nicht.
(22/24)
Der neue Gasvertrag mit der EU spült dabei nicht nur neue Milliarden in die azer. Staatskasse, sondern gibt Baku de facto eine diplomatische Absicherung gegenüber der Westen.
Die aserbaidschanische Politik gegenüber #Armenien könnte somit noch kompromissloser werden.
(23/24)
In diesem Kontext wurde in den letzten Tagen vielfach auf ein Zitat von #Aliyev verwiesen, das er vor nicht allzu langer Zeit auf seinem Twitter postete:
"Armenien ist nicht einmal eine Kolonie, es ist nicht einmal würdig, ein Diener zu sein."
(24/24)
Kleine Korrektur.
Laut Freedom House ist es ein "Konsolidiertes autoritäres Regime"...nicht "autokratisches".
Kleine Übersetzungs-Unachtsamkeit von mir 🧐

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Sep 28
Update #Drohnen
Der #Ukrainekrieg führte zu einer Drohnenrevolution.
FPVs werden systematisch und en masse für Versorgung, Aufklärung und Angriffe genutzt.
Kriegsentscheidend wird die Drohnenabwehr, doch das Feld entwickelt sich langsam und zum Teil sehr kurios.
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(1/25) Image
Zunächst zur Erinnerung.
Es hat nun eine ganze Reihe an Threads zu Drohnen gegeben:
- Luftdrohnen:
- Seedrohnen:
- Landdrohnen:
- Letzte Drohnenentwicklungen:

(2/25)


Nun soll es explizit um Defensive gehen.
Der Einsatz von Drohnen hat auf dem Schlachtfeld riesige Maßstäbe angenommen, ohne dass es bislang eindeutig effektive Gegenmittel gibt.
Laut manchen Schätzungen werden bis zu 10k Drohnen aller Art *täglich* an der Front verheizt.
(3/25) Image
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Sep 21
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Vorrücken bei Krasnohorivka, Halbkessel bei Nevelske implodiert;
- Kämpfe bei Kursk: RUS führen Gegenoffensive, UKR durchbrechen weiteren Frontabschnitt;
- verheerende Angriffe auf Munitions- und Raketendepots in Westrussland.
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(1/25) Image
Schwere Kämpfe toben im #Ukrainekrieg unvermindert weiter.
Bei Wuhledar arbeiten russ. Sturmverbände weiter daran, die Stadt von Ost zu umgehen, um die Versorgungswege zu kappen.
Ukr. Truppen leisten erbitterten Widerstand und haben Reserven an den Abschnitt (zurück)verlegt.
2/25 Image
Weiter nördlich rückten russ. Truppen weiter westwärts von Krasnohorivka vor, eroberten Heorhivka und rückten zeitgleich in Maximilianivka und Hostre ein.
Es wird erwartet, dass nach dem Fall von Krasnohorivka die Stadt Kurahivka zum nächsten großen Verteidigungsknotenpunkt wird. Image
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Sep 11
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Truppen starten neue Offensive auf Wuhledar;
- schwere Kämpfe bei Pokrovsk und Torezk: Krasnohorivka gefallen, Niu-York wieder umkämpft;
- Sorgen im Westen: belarussische Truppenansammlungen und iranische Raketenlieferungen.
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(1/25) Image
Nach einer fast einjährigen Starre ist der Wuhledar-Frontabschnitt im Südosten wieder in Bewegung gekommen.
Russ. Truppen haben eine Offensive an den Flanken der Stadt gestartet und versuchen offensichtlich, einen Kessel rund um den bislang uneinnehmbaren Ort aufzubauen.
(2/25) Image
Zur Erinnerung:
Im Laufe des Krieges hat es schon mehrfache frontale Sturmversuche von Wuhledar gegeben, die extrem verlustreich zurückgeschlagen wurden.
Seitdem ruhte dort die Front.
Die Stadt ist allein schon von ihrer Bauweise eine regelrechte Festung
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Aug 29
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Lage im Donbass: rus. Truppen rücken Richtung Pokrovsk vor;
- Stellungskämpfe bei Kursk: Moskau errichtet Defensivanlagen, Kiew bereitet längere Besatzung vor;
- Folgen von Kursk: geheime Verhandlungen offensichtlich geplatzt.
Thread👇
1/25 Image
Schwere Kämpfe gehen im #Ukrainekrieg weiter.
Trotz verlustreicher Gefechte bleibt die 450km lange Frontlinie entlang des Dnjepr und weiter quer durch Zaporizhya bis nach Wuhledar weitgehend statisch.
Die Lage wird von Positionskämpfen, Drohnen und Artillerieduellen dominiert.
2/ Image
Die Donbass-Front ist dagegen weiter in Bewegung.
Nordöstlich von Wuhledar eroberten russ. Truppen in den letzten Tagen das lang umkämpfte Konstantinivka und sicherten damit endgültig die Kontrolle über die T-05-24-Trasse, die einst eine wichtige ukr. Versorgungsarterie war.
3/25 Image
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Aug 21
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Kämpfe im Kursker Gebiet: ukr.Truppen weiten ihr Kontrollgebiet weiter aus;
- umgekehrte Lage im Donbass: rus. Truppen rücken bei Ocheretyne und Torezk vor, Niu-York ist gefallen;
- Debatten über Risiken der Kursk-Offensive.
Thread👇
(1/25) Image
Der #Ukrainekrieg tobt unvermindert weiter.
Im Kursker Gebiet arbeiten ukr. Truppen daran, ihr Kontrollgebiet auf rus. Territorium weiter auszuweiten.
Die schwersten Kämpfe werden derzeit bei Olhivka und Korenevo und im Gebiet zwischen Kremjanoe-Kautschuk-Pegrebki gemeldet
(2/25) Image
Der genaue Frontverlauf ist dabei nur schwer genau zu benennen und variiert stark selbst unter ukr. Quellen.
So zeigt uamaps das ukr. Kontrollgebiet bis nach Kautschuk, während Deepstate die Frontlinie deutlich südlicher auf der Achse Korenevo-Loknya-Borki angibt.
(3/25)
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Aug 12
Update #Ukraine
Heute mit Fokus auf Kursk:
- Ukr. Armee startet umfangreiche Offensive in der russischen Region Kursk;
- russ. Reporter äußern schwere Kritik am Generalstab;
- ukr. Ziel umstritten: Ablenkung, dauerhafte Gebietskontrolle oder "Territorientausch"?
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(1/26) Image
Ukrainische Truppen starteten am 6. August eine umfangreiche Bodenoffensive in der russischen Region Kursk.
Armeekolonnen stießen aus mehreren Angriffsrichtungen zeitgleich über die Grenze vor, überrannten die russ. Grenztruppen und drangen weiter vorwärts in die Tiefe.
(2/26)

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Ukr. Bodenoperationen auf russ. Territorium sind an sich NICHT neu, sondern finden immer wieder seit über einem Jahr statt.
Mehrfach führte ukr. Generalstab nun schon Raids in der Region Belgorod aus.
Die Dimensionen sind allerdings nicht vergleichbar..
3/
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