Manchmal weiß ich nicht, was wir hier noch tun. Internistische Intensivtherapie ist nicht selten frustran - und das absehbar, aber dennoch treibt man es bis zum bitteren Ende.
Mich belastet das zunehmend. Zuzusehen wie Menschen zerfallen und gleichzeitig Prävention zu betreiben.
Du weißt, sie werden sterben, aber man tut alles dafür, dass sie keine Lagerungsschäden bekommen, keine Pneumonie, keine Folgeerkrankungen oder Beeinträchtigungen nach der ITS-Therapie. Lebensqualität erhalten. Leben wieder lebenswert machen.
Leben. Ein bloßer Begriff.
Da liegt sie nun. Die Pat. mit der Pneumonitis. Eine Folge der Chemotherapie bei metastasiertem Speiseröhren-CA. Eine Komplikation. Eine Nebenwirkung. Dennoch setzen wir alles daran, dass man diese Pat. rettet. Sie darf nicht sterben an der Pneumonitis. Sie muss sterben am Krebs.
Und so dreht man das Rad immer weiter und weiter. Erst HighFlow-Therapie, dann Dauer-NIV, dann Beatmung.
Was ist das Ziel?
Wohin will man, wenn die Lunge und die Leber bereits voller Metastasen sind?
Wann gilt man als austherapiert?
Wann darf man sterben?
Nebenan liegt der Nächste.
Internistisch jung, eig mittleren Alter.
Die Leber.
Kaputt.
Der Alkohol.
Leberversagen.
Hepatisches Koma.
Transplantation ausgeschlossen.
Dennoch therapieren wir, weil...tja, warum eigentlich?
Wieder Prävention.
Wieder dasselbe Spiel.
Ein Raum weiter.
Eine Reanimation.
Herzinfarkt.
Keine Laienreanimation.
Schwerer hypoxischer Hirnschaden.
Gesichert schon kurz nach Aufnahme.
Irreversibel.
Dennoch Therapie. Das Herz ist repariert. Der Kopf nur noch Mus. Egal, weiter, immer weiter.
Gehts halt ins Pflegeheim.
Wir helfen Menschen.
Wir heilen Menschen.
Wir retten Menschen.
Aber auch...
Wir quälen Menschen.
Wir belügen Menschen.
Wir können nicht loslassen, auch wenn es offensichtlich ist.
Haben wir verlernt, dass zum Leben auch das Sterben gehört?
Es gibt wenig Kliniken, die solche Fälle, solche Patient*innen, im Team besprechen und ein Therapiekonzept festlegen. Die #Pflege wird in solche Entscheidungen wenig bis gar nicht eingebunden.
Warum eigentlich? Professionell ausgebildete Pflege hat Weitblick und Fachkompetenz.
Professionell ausgebildete Pflege kann über Tellerränder schauen und Sichtweisen der einzelnen med. Fachdisziplinen zu einem Gesamtbild formen. Diese Ressource lässt man seit Jahren sträflich liegen. Weil Egoismus oft wichtiger ist als der Teamgedanke und die Gesamtheitlichkeit.
Kliniken fragen sich, warum die Pflege frustriert ist. Warum keiner mehr kommt, weshalb viele gehen.
Man macht irgendwelchen Scheiß mit Werbung und völligen Mumpitz mit Prämien.
Beteiligt uns halt mal am Therapieprozess und haut dem Chefarzt auf die Finger, der glaubt, dass...
"Schwester Anna" nur da ist um gut auszusehen, wenn die geballte Ladung Testosteron morgens zur Visite flaniert oder um das Ego aufzupolieren, wenn der harte Stuhlgang wieder auf die Laune drückt und man "der Pflege" mal wieder den Job erklären müsse.
"Was tun wir hier eigentlich?"
Der Satz, der so langsam Schlagkraft entwickelt und der uns ALLE mal zum umdenken bewegen sollte. Denn nicht alles was möglich ist, macht auch Sinn. Was wollen wir? Wohin wollen wir? Was sind wir bereit dafür zu geben?
Nichts ist umsonst!
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Ihr wisst, dass die Klinik Bogenhausen zum Klinikverbund "München Klinik" ehem. "Städtische Kliniken München" gehört? Genau wie Harlaching, Schwabing, Neuperlach, Thalkirchner Straße.
Der Verbund besitzt einen sog. "Flexpool". Einen Springerpool innerhalb des Klinikverbundes.
Das gibt es schon einige Jahre.
Pflegepersonal wird also da eingesetzt, wo es gebraucht wird. "Flexible Reserve" nennt man das im Führungsdeutsch.
Flexibel ist da aber rein gar nichts.
Why? Weil einfach überall #pflegebrennt und es keine Löcher mehr sind, sondern Krater.
Wir haben es Euch jahrelang gesagt.
Belächelt habt ihr uns. Ausgelacht geradezu.
Wir jammern zu viel. Würden alles nur negativ sehen. Sollten mal positiv reden, dann würden schon mehr Menschen in den Pflegeberuf kommen.
Wir sollten unsere Arbeit machen und weniger reden.
Wie verzweifelt man in der #Pflege irgendwen sucht, zeigt das Beispiel eines Mannes, der sich als fachfremder bei einem Pflegedienst bewarb, 3 Tage Probe arbeiten durfte und am 3. Tag sein Kind mit zur Arbeit brachte 🤨. Man nahm ihn nicht, weil er distanzlos und sexistisch war.
Ich weiß nicht, wie in Zukunft die Pflege in Deutschland aussehen soll, aber ich finde, dass ihr wissen solltet, dass wir auf etwas zusteuern, was noch mehr Leben kosten wird, wie es das jetzt eh schon tut.
Es gibt faktisch keine großartigen Anforderungen mehr an die Fachlichkeit. Wer will, der darf. Egal ob dafür geeignet oder nicht. Wird schon gut gehen.
Wir sind über den "Point of no return" mittlerweile hinaus. In den nächsten 2-3 Jahrzehnten wird sich nichts positiv ändern.
Ich lese hier vermehrt, dass sich immer mehr Menschen auf den Winter vorbereiten wollen. Man bunkert Gasflaschen, legt größere Essensvorräte an, bereitet sich auf kalte Wohnungen vor.
Ich bereite mich auch vor.
Aber anders als all die anderen.
Ich habe mir soeben neue FFP3-Filter für meine Halfface-Maske gekauft. Sind nicht günstig, aber günstiger als im Winter. Ich brauche die Teile, weil ich mich damit sicherer fühle und auch über Stunden im Vollschutz arbeiten (!) kann. Kostenpunkt: 200 Euro.
Zudem gab es neue Schuhe. Birkenstock, klar. Antistatisch. Gut abwischbar. 60 Euro.
Die alten haben ausgedient, sind brüchig geworden vom Desinfektionsmittel und den vielen Kilometern die ich mit ihnen gelaufen bin.
"Wir warten noch auf den Chef, um dann auszumachen."
Der wohl ekligste Satz, den man in Verbindung mit einer Therapieentscheidung hören kann.
Chef: Nochmal Herzkatheter.
Patient: ECLS/ECMO, Asystolie, Blut aus Augen, Nase und Ohren. Kalt, lila/blau, Arme schon steif (!).
Macht was mit einem so'ne Scheiße.
Aber wenn der Chef das halt so will...klar...macht man doch gerne. NICHT!
Laut "Arschloch" denken, fällt schwer.
Aber man rückt wieder ein Stück von seinem Beruf weg.
Es sind nicht die Misserfolge der Therapie.
Die gehören zum Beruf.
Sie sind zwar schwer und belastend, aber man kann seinen Frieden damit machen, weil man wusste, es war an der Zeit und man konnte es nicht mehr ändern.
Es sind diese offensichtlichen Sinnlosigkeiten, die einen quälen und ein Leben lang begleiten.
und man in pflegerisch mittlerweile ausgemergelten Kliniken + Heimen den Bullshit-Recruitingcontest um die größte "Entlastung" fährt.
Na dann, viel Freude beim rumprobieren.
Ich verrat' euch mal ein Geheimnis: Keiner wird es je wagen so aggressiv die Arbeitsbedingungen zu verändern, zu "entlasten" (wovon auch immer), dass man so attraktiv wird und in Scharen Personal anzieht.
Warum? Wettbewerb.
Nach den hiesigen Verhandl. zum TV-E hätte man das Potential gehabt, die Kliniken im Umland "leerzusaugen".
Macht man das? Nein.
Klar, hätte man dadurch evtl. genug Pflegefachpersonal rekrutieren können. Aber es hätte bedeutet, dass Andere nicht mehr existieren können.