Hünensteig 6, Steglitz. Erinnerung an Ruth Andreas-Friedrich (* 1901 (#otd), † 1977) und Leo Borchard (* 1899, † 1945), Journalistin und Dirigent, in den 30er Jahren miteinander liiert, unter dem NS-Regime mit der von ihnen gegründeten Gruppe "Onkel Emil" im Widerstand. #Berlin
Ruth Andreas-Friedrich, von 1924 bis 1930 in erster Ehe verheiratet, ist als Redakteurin einer Frauenzeitschrift des @Ullstein-Verlages beruflich erfolgreich. Sie geht wegen der zunehmenden Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung in den Widerstand gegen den Naziterror.
Die Gruppe bildet sich nach den radikalen, antisemitischen Pogromen im November 1938 und leistet dann Widerstand auf vielfache Weise, etwa durch Fluchthilfe für untergetauchte Jüdinnen und Juden oder indem sie Verstecke, Lebensmittel und gefälschte Personaldokumente organisiert.
Das Haus am Hünensteig 6, in dem Ruth Andreas-Friedrich und Leo Borchard in übereinander liegenden Wohnung leben, wird einer der Treffpunkte der "Onkel Emil"-Mitglieder.
Die Gruppe schafft es auch, eines der Flugblätter der "Weißen Rose" zu vervielfältigen und zu verteilen.
Der Gruppenname "Onkel Emil" entsteht erst im Laufe der Zeit. Ruth Andreas-Friedrich aber ist von Anfang an das organisatorische "Herz" des Widerstandsnetzwerks, zu dem auch Karin Friedrich (* 1925, † 2015) gehört, die Tochter aus ihrer Ehe, die im Jahr 1930 geschieden wurde.
Die Gruppe wird bis zum Ende des NS-Regimes nicht entdeckt.
Das Leben bleibt hart: Leo Borchard, mit Ruth Andreas-Friedrich nicht mehr liiert, wird im August 1945 von der U. S. Army erschossen, als er mit dem Auto in den amerikanischen Sektor der eroberten Stadt fahren will.
Die Journalistin geht im Jahr 1948 nach München - mit Walter Seitz, der ebenfalls der "Onkel Emil"-Gruppe angehörte und nun einem Ruf an die Poliklinik der Ludwig-Maximilians-Universität in die bayerische Landeshauptstadt folgt. Die Heirat folgt in München, der neuen Heimat.
Das Ende jedoch ist bitter: Ruth Andreas-Friedrich nimmt sich im Jahr 1977 das Leben, als sie von Walter Seitz verlassen wird.
Der Hünensteig liegt im Südwesten von Berlin und ist eine stille, nur selten beachtete Gasse nahe dem Friedhof Steglitz und dem dortigen Wasserturm.
Portrait von Ruth Andreas-Friedrich auf der Website der "Gedenkstätte Deutscher Widerstand": kurzelinks.de/GDW-Berlin-Ein….
"Die Frau die 'Nein' sagte": Portrait zum 120. Jahrestag des Geburtsdatums von Ruth Andreas-Friedrich (2021) durch @rbb24 mit verschiedenen Fotografien.
Kurfürstendamm 177 in Charlottenburg. Ich will euch von Else #Blochwitz (* 1899, † 1992) berichten, die hier unter dem Naziterror sehr vielen Jüdinnen und Juden sowie weiteren Verfolgten half - und die heute weithin unbekannt ist.
Else #Blochwitz, geboren und aufgewachsen in Dresden, zieht in den 20er Jahren nach Berlin und ist schon als junge Frau eine strikte Gegnerin des immer weiter erstarkenden Nationalsozialismus. Sie besucht viele Veranstaltungen der NSDAP, auf denen sie sich immer zu Wort meldet.
Sie spricht sich dabei in aller Ruhe (und wieder und wieder) gegen das nationalsozialistische Weltbild aus und argumentiert vor dem versammelten Publikum der Partei gegen die dort propagierte Hetze an. Die Nazis reagieren mit blankem Hass - und sind zugleich tief beeindruckt.
Platz der Luftbrücke. Blick auf eines der bekanntesten Fotos (oben links) von Henry #Ries (geb. 1917 (#otd), gest. 2004): Landeanflug eines so genannten "Rosinenbombers" auf den Flughafen Tempelhof während der Luftbrücke gegen die sowjetische Berlin-Blockade (1948 / 49).
Das Bild aus dem Jahr 1948 hatte für West-Berlin nahezu ikonische Kraft.
Die Schautafel, auf der es zu sehen ist, befindet sich in Sichtweite des Denkmals zu Ehren der Soldaten der U. S. Air Force 🇺🇸 und der Royal Air Force 🇬🇧, die im Einsatz für die Luftbrücke ihr Leben ließen.
Das Leben von Henry #Ries, war mehr als bewegt: Flucht in die USA als Jude in jungen Jahren vor dem Naziterror, Luftwaffensoldat, Fotograf der @nytimes...
Blick auf die Gedenktafel an seinem einstigen Wohnhaus in Berlin: Meinekestraße 12, Stadtteil Charlottenburg.
"Der Mann ist in Not, dem helfe ich." Marie #Burde (* 1892 (#otd), † 1963) lebt im Wedding in bitterer Armut, verkauft gelegentlich Zeitungen und sammelt Lumpen von der Straße - und sie rettet unter dem Naziterror drei jungen Juden das Leben, die sie ab 1943 versteckt.
Rolf und Alfred #Joseph tauchen nach der Deportation ihrer Eltern im Sommer 1942 gemeinsam in Berlin unter. Sie schlagen sich ohne Geld und Lebensmittelkarten durch und schlafen auf der innerstädtischen Flucht für mehrere Monate in Bahnhofshallen, auf Friedhöfen und in Wäldern.
Der Zufall hilft ihnen, als eine alte Bekannte das Bruderpaar im Wedding auf eine kaum beachtete Lumpensammlerin hinweist: Marie #Burde hat keine Kinder und lebt allein in der Tegeler Straße 13 in einer heruntergekommenen Kellerwohnung - und sie wird zur Retterin in der Gefahr.
Lietzenburger Straße 72. Erinnerung an Maria #Terwiel (* 1910 (#otd), † 1943) und Dr. Helmut #Himpel (* 1907, † 1943), miteinander verlobt, unter dem Naziterror für die "Rote Kapelle" im Widerstand und schließlich im Strafgefängnis Plötzensee mit dem Fallbeil ermordet.
Maria #Terwiel, römisch-katholische Christin, steht im Jahr 1934 in München kurz vor Abschluss ihres Jurastudiums, als ihr durch die rassistischen Gesetze der Nazis wegen ihrer jüdischen Wurzeln die Zulassung zum Examen verweigert wird. Sie geht dann zu ihrer Familie nach Berlin.
Arbeit findet sie als Sekretärin in einem französisch-schweizerischen Textilunternehmen. Helmut #Himpel, seit studentischer Zeit mit ihr bekannt, wird Zahnarzt - und auf die Verlobung beider kann keine Eheschließung erfolgen, da Maria #Terwiel als so genannte "Halbjüdin" gilt.
Zimmerstraße in Mitte. Ich will euch von Charlotte #Erxleben (* 1906, † 1981) berichten, die unter dem Naziterror als Bordellbetreiberin bzw. als Prostituierte mehrere jüdische Mitmenschen rettete. Ich kann - leider - keine Gedenktafel posten, denn die gibt es nicht.
Charlotte #Erxleben lebt ab dem Jahr 1939 in Berlin und erwirbt hier vom mütterlichen Erbe in der Zimmerstraße 62 eine Privatpension mit sechs Zimmern auf zwei Etagen. Sie gibt an, als "Zimmervermieterin" zu arbeiten, wobei sie ihren Wohnraum vor allem als Bordell nutzt.
Das Etablissement, in dem auch sie selbst als Prostituierte arbeitet, zählt in Berlin zu den "gehobenen" Salons. Die Betreiberin hilft über mehrere Jahre hinweg verschiedenen Jüdinnen und Juden, die sie in ihrem Bordell (teils wiederholt) versteckt und mit Lebensmitteln versorgt.