Mit #Russland gegen die "raumfremde Macht" USA, so #Höcke jüngst in einer Rede. Diese Ideologie ist nicht neu. In der frühen nationalsozialistischen Bewegung in Deutschland gab es ähnliche Argumente für ein Bündnis mit #Russland gegen die liberalen Demokratien im Westen, ein 🧵/1
Das "Bündnis mit Russland als natürliche Geundbedingung für Deutschlands Zukunftsentwicklung" war bereits im Sommer 1919 eine Forderung der damals noch winzigen National-Sozialistischen Partei in Nordböhmen und Österreichisch-Schlesien/2
Völkischer Nationalismus, Antisemitismus aber auch der Kampf gegen den westlichen "ärgsten Kapitalismus und schärfsten Imperialismus" waren die ideologischen Grundlagen des frühen NS. Die verhasste demokratische Nachkriegsordnung sollte mit Hilfe Russlands zerstört werden/3
Die Russen galten als "arische Kampfgenossen" gegen die "Menschheitsverderber" und "Schmarotzer" - als welche die Nationalsozialisten die Juden beschimpften. Diese galten als "Hintermänner" des globalen Kapitalismus und allet ungeliebten Phänomene der Moderne/4
Ziel des NS war eine "reine und unverfälschte" Tradition und Kultur, ohne Einflüsse des "Westens" - viele dieser Ideen spiegeln sich bei #Putin aber auch bei #Höcke. Mit dem Aufstieg Hitlers in den 1920er Jahren änderte sich die Ausrichtung der NSDAP in bestimmten Punkten/5
Slawen galten nicht mehr als "Arier", sondern als "Untermenschen". Russland war nicht mehr potentieller Bündnispartner, sondern "Lebensraum" - der Sieg der Kommunisten im Bürgerkrieg und die Bildung der Sowjetunion hatte die Weltlage verändertert. Der Antisemitismus blieb./6
Zeitweise erlebte dieses Denken aber eine Rückkehr als Hitler 1939 ein Bündnis mit Stalin einging. Die totalitären Systeme gegen die "westliche" liberale Demokratie, die beide gleichermaßen als "imperialistisch" verstanden. 2022 hofft #Putin dieses Denken wiederzubeleben/Ende
Quelle: Teschener Volksblatt vom 08.06.1919

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Oct 2
"Der Tyrann [Iwan IV.] beobachtete regelmäßig diejenigen mit eigenen Augen, die zu Tode gefoltert wurden. Er war nicht im geringsten vom Blut verstört, sondern freudig erregt und schrie jubelnd: '#goida, Goida', dann schrien alle um ihn herum: 'Goida'! - Religiöser Wahn in 🇷🇺/🧵1
Ein Echo Iwans IV. (1530-1584) auf dem Roten Platz im Jahr 2022. War "der Schreckliche" (Гро́зный, eher "der Bedrohliche, Strenge) wirklich (pathologisch) verrückt? Ist #Putin ihm gefolgt und hat den Verstand verloren? Ein paar Gedanken und eine historische Einordnung/2
Erstaunlicherweise wissen wir nicht viel über Iwan IV. Die meisten Quellen (inklusive des Eingangszitats) stammen von Ausländern, die sich als Diplomaten und Söldner im Moskauer Großfürstentum aufhielten. Die Druckerpresse hat Iwan als "Teufelszeug" verbieten lassen/3
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Sep 22
Die Schlüsselfrage des russischen Krieges in der #Ukraine lautet: Hat #Putin eine Ideologie und glaubt er selbst daran? Gibt es einen "Putinismus" oder nur eine "ad hoc"-Machtpolitik (wie es etwa @MarkGaleotti beschrieben hat)? Ein paar Gedanken:/1
In seiner jüngsten (erstaunlich kurzen) Ansprache hat Putin seine Weltsicht noch einmal bekräftigt und erweitert: Russland kämpft gegen ukrainische und mittlerweile auch globale "(Neo)Nazis" in direkter Kontinuität zum 2. WK. Um so überraschender, dass heute die Führung/2
der Verteidiger von #Azovstal in einem Gefangenenaustausch freigelassen wurden. Diese galten der russischen Propaganda als Musterbeispiel des "Faschismus" in der Ukraine - "Nazis" gegen die ein "internationales Tribunal" a la Nürnberg hätte durchgeführt werden sollen/3
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Aug 15
Gestern vor 102 Jahren begann die #SchlachtUmWarschau. Russische Truppen standen vor der Hauptstadt des jungen Staates, der um seine Existenz kämpfte. Lenins Ziel war die Auslöschung des "bürgerlichen" Polen und die Einsetzung einer bolschewistischen Marionettenregierung/1
Wie reagierte Deutschland? Während Frankreich und UK den Polen mit Waffen und Beratern (u.a. Charles de Gaulle!) zu Hilfe kamen, hofften viele Deutsche auf einen Erfolg der Bolschewiki. Polen galt als "Saisonstaat", ein "künstliches Gebilde" d. #VersaillerVertrag/s /2
In weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit galten die Polen als chancenlos gegen das gewaltige russische Heer. Deutschland verweigerte Waffenliegerungen durch sein Territorium. Besonders in Oberschlesien gab es Proteste gegen den westlichen Waffentransport nach Polen/3
Read 11 tweets
Aug 13
#PutinsKrieg ? In seiner Kriegsrede am 24. Februar stellte #Putin klar, dass er die Entscheidung zur Invasion der #Ukraine selbst getroffen hat. Selbst hochrangige Diplomaten wie #Lawrow waren nicht eingeweiht, der Sicherheitsrat nickte nur ab. Ist die Sache damit klar?/1
Nein. Dass der Ukraine die Staatlichkeit, Souveränität und Kultur abgesprochen wird, ist tief in der russischen Gesellschaft verankert. Putins Rechtfertigung für den Krieg kann auf einem breiten Fundament aufbauen. Der "Verlust" d. zarischen/sowjetischen Imperiums/2
bestimmt nicht nur Putins Denken. Seit der Öffnung ab 1989 gab es zwar Versuche der kritischen Aufarbeitung d. russischen Geschichte, des Aufbaus einer modernen Zivilgesellschaft. Bereits unter Jelzin, einst demokratischer Hoffnungsträger, kehrte d. Autoritarismus zurück/3
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Aug 8
Über Monate gab es einen rechts(libertären?) Shitstorm gegen @ardenthistorian, weil sie während der Corona Pandemie für ihr Buch nicht in den USA arbeiten konnte. Inzwischen ist sie vor Ort und das Argument wird einfach umgekehrt: "Man muss gar nicht selbst reisen, um..."
Als Historiker(in) muss man, je nach Fragestellung, nicht immer "vor Ort" sein - zentral ist die Kenntnis der Quellensprache und der Zugang zu Quelle (mittlerweile oft digital möglich). Qualitative/Quantitative Interviews als sozialhistorische Methode sind im Fach noch rel. jung
Punkt ist: Wenn man nicht inhaltlich, sondern willkürlich "ad hominem" kritisiert, dann ist das Ideologie und hat mit #wissenschaftsfreiheit wenig zu tun.
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Jul 24
Vor einem halben Jahr begann mit der Invasion der #Ukraine durch #Russland der blutigste Krieg den wir seit 1945 in Europa erleben und der selbst die Zerfallskriege Jugoslawiens in d. Schatten stellt. Was denken RussInnen über den Krieg? Meine (subjektive!) Einschätzung 🧵/1
Die meisten RussInnen haben sich mit den Defiziten des eigenen Staates abgefunden: Korruption, Disfunktionalität, soziale Ungleichheit. Da Proteste zu nichts führten, blieb nur Zynismus. Nach außen ist das Bild d. eigenen Landes aber ungetrübt: Eine Kraft d. "Guten" in der Welt/2
Die Vorstellung, dass Russland in seiner Geschichte nie "Krieg" geführt hat, ist tief in der Gesellschaft verankert. Immer nur Verteidigung der Heimat oder Schutz von Verbündeten. Zentraler Fixpunkt ist der 2. WK und der "Sieg über den Faschismus". Opfer- u. Heldenkult/3
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