Thread by @AWerberger

"Am 24. Februar öffnete sich das Tor zur Hölle"

@serhiy_zhadan im Interview mit Olena Perepadja @dw_russian während seines Deutschlandsaufenthalts.

Wegen der Länge nur die wichtigsten Stellen x/18

#Zhadan @sfb1512
dw.com/ru/sergej-zada…

Zu Elon Musk: "Man schadet sich selbst, wenn man Unsinn wiederholt."#Zhadan erinnert daran, dass Musk nach eigenen Aussagen RT verfolgt. "Ein Teil des politischen & wirtschaftlichen (und wohl kulturellen) Establishments der Welt betrachtet den Krieg durch die russische Brille." 1

F: Was vermitteln Sie in Deutschland?
A: "Die These, dass die Ukrainer sich selbst verteidigt haben & verteidigen werden. Wir kämpfen für unser Land, für unsere Freiheit, für unsere Zukunft. Wir haben diesen Krieg nicht begonnen, wir brauchen ihn nicht seit hundert Jahren." 2

"Es ist mir sehr wichtig, nicht nur Deutschland, sondern auch Polen, der Tschechischen Republik und den baltischen Staaten & all den Menschen zu danken, die der Ukraine in all diesen Monaten geholfen haben....3

...Es ist wirklich eine großartige Unterstützung sowohl auf politischer als auch auf öffentlicher Ebene. […] Der achte Monat des Krieges, aber die Unterstützung wird nicht weniger: Wenn Sie durch Europa fahren, ist es blau und gelb🇺🇦." 4

F: Serhyj, Du bist Dichter, Schriftsteller, Musiker und Freiwilliger. Was bist Du jetzt als Serhyj Zhadan?
A: "Ich bin ein Bürger der Ukraine, der den Sieg für sein Land will. Ich habe den Eindruck, dass dies heute das Wichtigste ist." 5

F: In Deinen Werken warst Du wie ein Prophet. Aber was fühlst Du momentan?
A: "Ich habe Angst, darüber zu sprechen, ich will nichts beschwören, ich will nicht mutmaßen. Ich habe den Eindruck, dass die Ukrainer alles richtig machen. Wir geben nicht auf, wir geben nicht nach...6

..wir halten aneinander fest, wir halten an unseren Werten fest. Das ist alles, was wir tun können. Wir appellieren an die Welt, sich zu erinnern, dass es in diesem Krieg nicht nur um die Ukraine und Russland geht." 7

Zu #Charkiv: "Warum? Was ist schon daran? Es ist normal, in dieser Stadt zu bleiben. [...] Ich würde diejenigen, die geblieben sind, nicht heroisieren. Es war eine bewusste Entscheidung." Auch diejenigen, die gingen haben keinen "Mangel an Heldentum". 8

Charkiv steht an vorderster Front. "Jetzt hat sich die Front nach der Gegenoffensive entfernt. Im Frühjahr kamen Soldaten auf einen Kaffee in die Stadt ohne ihre Gewehre abzustellen & ihre Motoren zu stoppen, sprangen danach in ihre Autos & fuhren zurück in die Schützengräben." 9

F: "Sie sagten kürzlich: "Kunst ist nicht nur etwas für Künstler. In vielerlei Hinsicht geht es um die Öffentlichkeit, Publikum, d.h. die Gemeinschaft, die in der Lage ist, sich um Werte, Ideen und Überzeugungen zu vereinen." Wie sieht Ihr Publikum jetzt aus?" 10

"Es hat sich nicht geändert. Das sind die Menschen, die uns vor dem Krieg zuhörten, die kamen & ukrainische Kunstprojekte unterstützten, ukrainische Bücher, Musik und Kino. Sie sind ein leidenschaftliches ukrainisches Publikum. Bürger, die politisch & kulturell aktiv sind." 11

Auch normale Bürger/innen kommen, "die Gedichte oder Musik hören wollen. Auch Militär. Wenn sie in der Nähe kämpfen, holen sie Genehmigungen & kommen direkt mit Gewehren zu Konzerten & Literaturabenden, hören zu, steigen in die Autos & fahren zurück zur Front. Erstaunlich." 12

Zu Russ. Kultur: "Sobald der Krieg vorbei ist & wir die Kontrolle über unsere Grenzen wiedererlangt haben, sobald Russland über die Geschehnisse nachdenkt, zumindest einen Ansatz von Reue zeigt oder sich bewusst ist.. 13

..was es uns jetzt antut, dann kann ev. ein Dialog versucht werden. Aber die Russen sind Kriegsverbrecher, Besatzer, Plünderer, Räuber & Vergewaltiger, die in unser Land gekommen sind, um uns zu vernichten & zu töten. Über welche russ. Kultur können wir jetzt sprechen?" 14

Zu russ. Kriegsverweigerern: "7 Monate lang haben sie sich erlaubt, in sozialen Netzwerken etwas zu kommentieren. Plötzlich, als es begann, sie direkt zu treffen, begannen sie wegzulaufen & sich als Opfer des Regimes auszugeben...15

..Es ist ihr Regime, sie haben es genährt, sie haben es tatsächlich geschaffen, sie haben diesen kollektiven Putin geschaffen. Und um mit ihnen zu sympathisieren? Mir fehlt es an Einfühlungsvermögen." 16

A: Etwas wurde gegenüber R. versäumt, das betrifft die Ukrainer und die Welt, "aber es betrifft die Deutschen vielleicht mehr als uns. D. und F. hatten mehr Illusionen. Am 24. Februar wurde das Tor zur Hölle geöffnet, aus dem all diese Ungeheuer emporstiegen." 17

F: Ist Propaganda an allem schuld? Oder noch etwas anderes?
A: "Sowohl Propaganda als auch tief verwurzelte Stereotypen: über die russische Kultur, russ. Staatlichkeit, russ. humanistische Tradition, über die geheimnisvolle russ. Seele. Dies hat viele Menschen blind gemacht." 18