Thread by @medizinfreiburg

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#NEFlive #mütend
ich werde um 13:10 uhr als notarzt parallel mit einem RTW in eine schule zu einer „handgelenksverletzung“ alarmiert. der weg des RTW ab wache beträgt 3,4 km. mein weg ist 12,8 km. ein weiter nördlich stationiertes NEF hätte einen fahrtweg von 10,8 km.

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es ist allerdings unterwegs. kurz nachdem wir den einsatz, der von der leitstelle mit sondersignal angeordnet wurde, angenommen haben, klingelt mein handy. der leitstellendisponent berichtet, dass sich eine lehrerin über die 112 gemeldet und einen arzt verlangt habe.

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auf sein nachfragen, wurde berichtet, dass ein 12-jähriges mädchen beim spielen an der bushaltestelle geschupst wurde und ins stolpern kam. sie habe sich mit der rechten hand abfangen wollen und sei dabei umgeknickt. auf nachfrage des disponenten, ob die hand / der arm

(4/15)
„gebrochen aussieht“ wird die lehrerin das erste mal unhöflich. „er solle nicht soviele fragen stellen, sondern jetzt sofort einen arzt herschicken.“ der disponent erkundigt sich, ob das mädchen denn starke schmerzen habe. darauf kommt als antwort:

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„natürlich tut so eine verletzung weh. ob er denn überhaupt eine medizinische ausbildung habe, weil er so komische fragen stelle.“ der leitstellendisponent erkundigt sich noch einmal sachlich, ob eine private fahrt ins KH nicht eine option wäre.

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die schule sei ja immerhin zuende. daraufhin droht die frau mit einer anzeige wegen unterlassener hilfeleistung (der begriff wurde explizit so genannt) der disponent berichtet mir, dass in der zeit des telefonats 7 notrufe eingegangen sind und seine beiden kollegen diese

(7/15)
zusätzlich zu ihren eigenen aufgaben abarbeiten müssen. er erkundigt sich ein letztes mal, ob er nicht einen RTW schicke könne, der sich die verletzung anschauen würde und dann entscheiden kann, wie es weitergeht. die lehrerin besteht jedoch weiterhin auf einen arzt.

(8/15)
zähneknirschend alarmiert uns der kollege also parallel zum RTW. dieser ist natürlich deutlich vor mir vor ort und erzählt mir, dass sie eine total entspannte schülerin vorgefunden haben. das handgelenk sei etwas druckschmerzhaft aber nun im samsplint und mit coldpack gut

(9/15)
aushaltbar. kurz nach mir erscheint die mutter, die ebenfalls von der lehrerin verständigt wurde. sie hört sich die gesamte geschichte an und fragt mich dann völlig verblüfft: „und warum sind sie hier?“ ich erkläre kurz, dass die lehrerin unter androhung von anzeige

(10/15)
auf mein erscheinen bestanden habe. daraufhin passiert etwas, womit niemand gerechnet hat: die mutter der schülerin beginnt die lehrerin vom feinsten zu falten. was ihr einfalle, bei so einer lappalie den notarzt zu rufen. es sei noch nicht einmal sicher,

(11/15)
dass das handgelenk gebrochen sei und sie mache hier so einen aufstand. der rettungsdienst habe leider derzeit genug um die ohren, da müsse man die ressourcen nicht noch über die maßen strapazieren.
uns fallen bald die augen raus aber ein grinsen können wir uns nicht

(12/15)
verkneifen. nachdem sich die mutter beruhigt hat, sagt sie entspannt: „ich nehme meine tochter mit zum röntgen ins KH. und sie alle kommen bitte in den nächsten tagen in meine bäckerei. ich spendiere ihnen ein paar brezeln als entschädigung.

(13/15)
warum erzähle ich diese geschichte: jede:r darf unsere hilfe in anspruch nehmen aber bitte lassen sie uns profis entscheiden, welche hilfe zu welchem notfall notwendig ist. die einschätzung eines laien kann durch gezielte abfrage optimiert werden. bitte vertrauen sie

(14/15)
darauf, dass wir ihnen die bestmögliche hilfe zukommen lassen. in vielen fällen sind keine ärzt:innen notwendig. das rettungsdienstfachpersonal ist bestens ausgebildet und kann die meisten probleme lösen. und wenn doch ärztliche hilfe notwendig ist,

(15/15)
kommen wir so schnell es geht. aber eine fahrt mit blaulicht und sirene durch die halbe stadt ist sowohl für uns als auch für viele anderen verkehrsteilnehmer:innen eine zusätzliche gefahr.