CSU-MdB Ramsauer hat dieser Tage ordentlich Stimmung gegen die neuen Transparenzpflichten für Nebeneinkünfte gemacht. Was treibt ihn an? (Vielleicht ist es ein ominöser "Mandant 2") 🧵
Ramsauer kommt in einem Artikel der Wirtschaftswoche zu Wort, der die (grob irreführende) Überschrift trägt: "Abgeordnete torpedieren strengere Regeln zu Nebeneinkünften". wiwo.de/politik/deutsc…
In dem Text wird fälschlicherweise behauptet, dass erst 112 MdBs ihre Nebeneinkünfte beim Bundestag gemeldet hätten. Das ist Unsinn: Von 112 MdBs wurden die Angaben letzte Woche *veröffentlicht* - gemeldet wurden sie von sehr viel mehr (sie sind halt noch nicht öffentlich).
Hintergrund: Der Bundestag sagt, er könne die Tätigkeiten und Einkünfte nicht schneller veröffentlichen - einer der Gründe: Die MdBs hätten ihre Angaben auf Papier gemacht, die pdfs müssten jetzt abgetippt werden. (Dazu kann sich jeder selbst eine Meinung bilden...)
In dem WiWo-Artikel darf Ramsauer lospoltern - und das offenbar basierend auf der falschen Ausgangsthese des Autors. Der schreibt: "Für Ramsauer zeigt der extrem schleppende Rücklauf, dass die Parlamentarier die Komplexität der Regeln ablehnen...."
"...'Wenn es in dem Tempo weitergeht, ist am Ende der Legislaturperiode vielleicht etwas mehr als die Hälfte der Abgeordneten erfasst, die anderen nicht', sagt der CSU-Veteran."
Auch das ist Humbug. 1. Ob die Abgeordneten ihren Veröffentlichungspflichten nur schleppend nachkommen, dürfte Ramsauer gar nicht wissen - aus der Bundestagsverwaltung ist zum Rücklauf anderes zu hören. (Würden MdBs ihre Angaben nicht melden, droht ihnen ein Ordnungsgeld)
2. Dass bis 2025 nur etwas mehr als die Hälfte der MdBs erfasst sein könnten, ist ebenfalls aus der Luft gegriffen. In Wirklichkeit will die Bundestagsverwaltung sämtliche Einträge bis Ostern 2023 veröffentlicht haben.
Bis dahin sollen jede Woche im Schnitt 30 neue Einträge hinzukommen. Die schleppende Veröffentlichung ist zwar vollkommen inakzeptabel und Kritik daran berechtigt, aber Ramsauer redet hier offenbar wider besseren Wissens:
Am 21. Oktober 2021 hatten alle Abgeordneten eine Mail von Bundestagsvize-Präsidentin Aydan Özoğuz erhalten, mit der sie über die geplante Veröffentlichungspraxis bis Ostern informiert wurden.
Ungeachtet dessen ledert der CSU-MdB in der WiWo gegen die verschärften Transparenzpflichten, die er „völlig überzogen“ findet. Alles sei "so kompliziert, dass es einfach nicht funktioniert“. Was könnte Ramsauer stören?
In der Vergangenheit gehörte Ramsauer zu den MdBs mit den höchsten Nebeneinkünften. Allein 2017-2021 kassierte er mind. 1,07 Mio. nebenbei:
- mit Unternehmensposten
- als Präsident der deutsch-arab. Handelskammer
- als Strategieberater. bundestag.de/webarchiv/abge…
Kurzer Blick auf Ramsauers Angaben als Strategieberater aus der letzten Wahlperiode: Von einem unbekannten "Mandant 2" hat der Ex-Minister mind. 465.000 € erhalten 👇
Durch die neuen Transparenzregeln dürfen Geschäftspartner nun nicht mehr anonym bleiben (es gibt nur wenige Ausnahmefälle). In Kürze dürfte also bekannt werden, wer z.B. Ramsauers ominöser "Mandant 2" ist, der ihm in der Vergangenheit annähernd eine halbe Mio. € zukommen ließ.
Es ist nicht das erste Mal, dass Ramsauer gegen mehr Transparenz wettert. Einen Verhaltenskodex der @cducsubt-Fraktion nannte er mal die „Einrichtung einer Fraktions-Stasi, die alles Mögliche genehmigen muss, wenn man irgendwas tut“.
Unter diesen Voraussetzungen habe "doch niemand mehr Lust, Politik zu machen,“ beklagte Ramsauer. "Niemand" ist vielleicht etwas übertrieben, aber zumindest einer hat keine Lust mehr: Ramsauers Ex-Fraktionskollege Joachim Pfeiffer.
Pfeiffer hatte wegen des CDU/CSU-Verhaltenscodex seine Kandidatur zur Bundestagswahl 2021 wieder zurückgezogen. Mit dem Codex, der nach der Maskenaffäre eingeführt wurde, werde "das freie Mandat ausgehebelt", behauptete Pfeiffer. Heute arbeitet er für eine große Lobbyagentur.
Zurück zu #Ramsauer. Als er 2017 vom SPIEGEL mit unseren Recherchen zu seinen Nebeneinkünften konfrontiert wurde, antworte er: "Zu Fragen unseriöser Organisationen beziehe ich keine Stellung." spiegel.de/politik/deutsc…
Den neuen Transparenzpflichten wird Ramsauer sich dagegen nicht widersetzen können. Wir dürfen gespannt sein auf die Veröffentlichung seiner Nebeneinkünfte - wann immer sie erfolgt. Und auf den Namen von "Mandant 2".
Mit dem Kanzler nach #China: Diese Konzern-Vertreter:innen sind heute mit Olaf #Scholz zu dessen Auslandsreise aufgebrochen 🧵:
▶️ Werner Aloys Baumann (Bayer AG)
▶️ Oliver Blume (Volkswagen AG)
▶️ Martin Brudermüller (BASF SE)
▶️ Roland Busch (Siemens AG/Asien-Pazifik-Ausschuss der deutschen Wirtschaft)
▶️ Belén Garijo (Merck KGaA)
▶️ Christian Hartel (Wacker Chemie AG)
▶️ Stefan Hipp (HiPP GmbH & Co. Vertrieb KG)
▶️ Kasper Rørsted (adidas AG)
▶️ Uğur Şahin (BioNTech SE)
▶️ Christian Sewing (Deutsche Bank AG)
▶️ Antje Vargas (GeoClimaDesign AG)
▶️ Oliver Zipse (BMW AG)
Der Rüstungskonzern General Dynamics hat sich die Dienste v. Ex-CDU-MdB Eckhardt Rehberg gesichert. Rehberg hat sich jetzt ins Lobbyregister eingetragen - als Berater einer GD-Firmentochter. Praktisch: Als Ex-Haushaltspolitiker kennt er viele MdBs, die Rüstungsgelder freigeben 🧵
Zusammen mit ZEIT und @zdfmagazin hatten wir kürzlich eine Recherche zu den Lobbyjobs von Ex-Abgeordneten veröffentlicht. Einer von ihnen: Ex-FDP Frank Sitta. Auch er arbeitet inzw. in der Rüstungsbranche - als Lobbyist für eine Tochter des US-Rüstungskonzerns General Atomics.
Kurz nachdem Sitta im März 2022 Lobbyist mit der Tätigkeitsbeschreibung “Head of Public Affairs, Head of Berlin Office” geworden war, ließ er sich z.B. mit dem CEO des Konzerns und dem FDP-Verteidigungspolitiker Marcus Faber auf einer Rüstungsmesse ablichten.
Die Lobbyagentur EUTOP wollte Ex-Innenstaatssekretär Volkmar Vogel (CDU) zum "Berater" machen - doch die Bundesregierung hat den Seitenwechsel vorübergehend untersagt 🧵
Die Regierung kann den Wechsel von ehemaligen Minister:innen und Parlament. Staatssekretär:innen für max. 18 Monate verbieten, wenn die angestrebte Tätigkeit
▶️ in Angelegenheiten oder Bereichen ausgeübt werden soll, in denen sie/er während der Amtszeit tätig war
▶️ das Vertrauen der Allgemeinheit in die Integrität der BReg beeinträchtigen kann.
Eines von beidem hat demnach im Fall EUTOP/Volkmar Vogel vorgelegen - was, sagt die BReg nicht. Im Gesetz heißt es zwar, dass die Untersagung zu begründen ist. Doch veröffentlicht wird dies nicht.
Ex-CDU-MdB Gisela Manderla hat sich ins Lobbyregister eingetragen - als Beraterin d. Agentur Republic Affairs. Diese wirbt damit, "Botschaften & Interessen erfolgreich an d. Schnittstelle v. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft zu platzieren".🧵 über eine gut vernetzte Lobbyagentur
Manderla gibt im Lobbyregister als Tätigkeitsbeschreibung an: "Kontaktaufnahme zu Mitgliedern des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung" - also zu ihren früheren Parlamentskolleg:innen. Ihr Schwerpunkt u.a.: "Bundeswehrangelegenheiten". lobbyregister.bundestag.de/suche/R005359/…
Auf der Website von Republic Affairs heißt es: "Wir sind exzellent vernetzt. Von der kommunalen über die landes- und bundespolitische bis zur europäischen Ebene pflegen wir ein belastbares Netzwerk in alle demokratischen Parteien, Parlamente und Regierungsinstitutionen."
Der Rüstungskonzern Lockheed Martin hat das Abgeordnetenrestaurant im Bundestag für eine Lobbyveranstaltung gebucht, berichtet @ChSchweppe bei The Pioneer. Eingeladen hatte: ein SPD-Bundestagsabgeordneter. - THREAD
Laut der Recherche soll die Veranstaltung mehr als 24.000 Euro gekostet haben - 60 Gäste seien zu dem exklusiven Dinner gekommen. Dabei wurde offenbar für den Kampfjet F-35 geworben.
Eingeladen hatte der SPD-Haushaltspolitiker Andreas Schwarz. Sein Ausschuss muss die Mittel für Rüstungsvorhaben bewilligen - insofern darf man davon ausgehen, dass es Lockheed Martin und dem SPD-Mann darum ging, Haushaltspolitiker:innen anderer Fraktionen zu gewinnen.