Thread by @SchullerSeb

Seltsam: In meinem feed häufen sich Kommentare zu der toten Radlerin. Es scheint, als sei das ganze Land außer sich.
Als die Polizei in NRW innerhalb weniger Wochen zig schwarze Jugendliche erschoß juckte das gar niemanden. Dass infolge der #Klimakatastrophe bereits jetzt 👇

Millionen sterben, ist noch nicht einmal Thema in der Debatte. Das Leid von #Klimaflüchtlingen wird ausgeblendet usw.
Nun soll das kein whataboutism sein. Dass eine Frau starb, ist tragisch. Dass ihr Tod vmtl nicht direkt auf die Blockade zurückzuführen ist, ist auch wahr.👇

Dennoch gibt es diese Hysterie. Die Frage ist: Warum?
Klar, die einfache Erklärung ist, dass das medial, von Bild aber auch Zeit geschürt wurde. Nur auch eine Medienhysterie braucht eine Grundlage auf der sie wirksam werden kann.
Und das ist der autoritäre Charakter.
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"Autoritärer Charakter" meint keine individuelle Diagnose, sondern gewissermaßen eine gesellschaftliche Reaktion.
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Konfrontiert mit einer Erfahrung der ENtfremdung, der Gewalt oder ähnlichem, identifiziert sich der autoritäre Charakter mit der Instanz, die ihm Gewalt antut, da er weiß, dass die Auflehnung gegen die Instanz Unlust bereiten würde. 👇

Denkt an den Schulhof. Es gibt einen bully. Nun gibts immer (!) Kinder, die sich dem bully anschließen, zu seiner Bande werden und mitmachen. Warum? Weil sie selber ungern gemobbt werden würden. Sie vermeiden die Unlust also, indem sie sich mit der Gewalt gemein machen. 👇

Nun kann mensch aber eine zweite Sache beobachten: Die Kinder, die mobben, haben häufig nicht nur kein Unrechtsbewusstsein, sie werfen den Gemobbten vor, es verdient zu haben. Ja, in ihren Augen erscheinen die Gemobbten häufig als die Aggressoren. 👇

Allgemeiner gesagt: Der autoritäre Charakter überträgt die Gewalt auf eine Instanz, die schwächer ist (z.B. gemobbte Kinder). Und zwar auf zwei Wegen: Erstens, weil Lust dadurch erzeugt wird, dass den Schwächeren Gewalt angetan wird. Die Gang vom bully mobbt mit. 👇

Zweitens aber, indem in der Vorstellung des autoritären Charakters die Schwächeren als die Verursacher der Gewalt erscheinen. Der autoritäre Charakter stellt sich als armes Opfer vor, dass sich gegen die 'Bösen' wehren muss und deswegen all das tun darf, was er halt tut. 👇

Das können wir im Schulhof beobachten. Das können wir aber auch z.B. in Nazi-Deutschland beobachten, wo den Juden zugesprochen wurde, die allmächtigen Strippenzieher der Welt zu sein. Nach dem Krieg dann verteidigten sich viele der Mörder damit, sich nur gewehrt zu haben. 👇

Wie lässt sich das nun auf die jetztige Situation übertragen?👇

Zunächst sehen wi ganz deutlich Gewaltphantasien. Unter dem Hashtag "Klimaterrorismus" (nutze ich nun nicht, da ich keinen Bock auf Trolle habe) sehen wir Forderungen nach Verboten, aber auch Videos, wo genüsslich gezeigt wird, wie Aktivist:innen verprügelt werden usw. 👇

In der Story mit der verstorbenen #Radlerin aber kommt eben dieses Opfernarrativ zu tragen. "Seht her", so könnte das Narrativ gehen, "die linken Schweine wollen dass wir sterben. Sie sind die Gefahr und müssen deswegen weg." Dumme tweets von ... tun ihr übriges. 👇

Der Diskurs kann diese Story übernehmen und genüsslich sich in der Opferrolle suhlen, die freilich jede Gewalt gegen die Klimabewegung rechtfertigt.
Der Zweck des ganzen ist dabei eben die Verdrängung: Die erwähnten Klimatoten gibt es. Die Klimakatastrophe ist unaufhaltsam. 👇

Diese Erkenntnis ist unangenehm, da sie bedeutet, dass wir, wollen wir Leid verhindern, mit dem Kapitalismus aber eben auch mit unserer Lebensweise Schluss machen müssen. Der herrschende Diskurs in Deutschland will dies natürlich nicht. Die Klimakatastrophe bereitet Unlust. 👇

Was geschieht also? Diese wird verdrängt. Eben aktuell durch die Radfahrergeschichte.
Nicht die Klimakatastrophe ist mehr das Problem, nicht das Handeln von Regierung und Kapital, sondern ein paar linke Klimaaktivist:innen. Der gesamte Hass und die Unsicherheit werden auf 👇

diese projiziert. Es heißt nun: Die sind die bösen, die bedrohen uns, die müssen weg. Die unangenehme Bedrohungslage, dass eigentlich der herrschende Zustand das Böse ist, das weggehört, wird dadurch überspielt und vergessen. 👇

Der autoritäre Charakter, der eh in Deutschland die deault Strategie für alles ist, kommt hier also zum Tragen und sorgt dafür, dass sich die braven Bürger:innen (grad die boomer) weiter sicher in ihrem Bettchen fühlen können. 👇

Ob Linke, Liberale, Rechte, ob FAZ, ZEIT oder BILD, sie alle machen hier mit, bedienen jeweils Aspekte dieser autoritären Krisenlösungsstrategie, wie schon zu Zeiten von Covid.
Zu meinen, mensch könnte diesen Diskurs beeinflussen oder Menschen zur Vernunft bringen, 👇

ist angesichts dieser Gemengenlage mindestens naiv.
Statt also dauernd zu versuchen mit den Autoritären in diesem System zu diskutieren, gilt es, die Menschen zu mobilisieren die solidarisch sind und weiter zu machen, gegen alle Widerstände.
Solidarität mit der #Klimabewegung!

Edit: Noch anfügen möchte ich: Ich vergleiche hier NICHT exterminatorischen Antisemitismus mit der Hetze gegen die Klimabewegung, wie mir ein "linker"account vorwarf. Ich stelle nur fest, dass ein Mechanismus, der historisch zum NS führte, in anderer Form auch heute aktiv ist.