Helmstedter Straße 24. Erinnerung an Anna #Seghers (geb. 1900 (#otd) als Annette ("Netty") #Reiling, gest. 1983), Schriftstellerin, unter dem NS-Regime im Jahr 1933 von der Gestapo verhaftet und kurz darauf nach Paris geflohen, nachdem ihre Bücher verbrannt worden waren.

#Berlin
Zielstrebigkeit schon in jungen Jahren: Anna #Seghers legt im Jahr 1920 das Abitur ab, studiert danach Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte, Sinologie und Philologie und wird im Jahr 1924 promoviert - mit einer Dissertation über "Jude und Judentum im Werk Rembrandts".
Sie heiratet László #Radványi, einen kommunistischen Soziologen aus Ungarn - und die junge Kunsthistorikerin beginnt, literarisch zu schreiben. "Grubetsch", eine frühe Erzählung, wird 1926 publiziert und erscheint im folgenden Jahr erneut, diesmal in der "Frankfurter Zeitung".
Kritiker vermuten hinter dem Pseudonym "Seghers", unter dem "Grubetsch" veröffentlicht wird, einen Mann. Die Tatsache, dass die Autorin schon "Die Toten auf der Insel Djal", ihre erste Erzählung aus dem Jahr 1924, als 'Antje Seghers' publiziert hatte, mag unbekannt gewesen sein.
Der Lebensweg hatte zudem im Jahr 1925 nach Berlin geführt. 'Anna Seghers' wird ihr festes Pseudonym, als ihr erstes Buch erscheint: "Aufstand der Fischer von St. Barbara" (1928), ausgezeichnet mit dem Kleist-Preis und im Jahr 1934 in der UdSSR verfilmt von Erwin #Piscator.
Die Autorin tritt zudem der KPD bei - und sie warnt in "Die Gefährten", einem Roman aus dem Jahr 1932, sehr konkret vor der Gefahr eines faschistischen Deutschen Reiches.

Die Jahre nach ihrer Verhaftung durch die Gestapo (vgl. den ersten Tweet) werden vom Leben im Exil bestimmt.
Anna #Seghers lebt zuerst in Paris, schreibt weitere Romane sowie für antifaschistische Exilzeitschriften und setzt im II. Weltkrieg ab dem Jahr 1940 ihre Flucht vor dem NS-Regime fort - und dies am Ende über die USA bis nach Ciudad de México, in die mexikanische Hauptstadt.
"Das siebte Kreuz", ihr berühmtestes Werk, erscheint 1942 in englischer und in deutscher Sprache. Der Roman schildert die Flucht von sieben Gefangenen aus einem nationalsozialistischen KZ und macht Anna #Seghers weltweit bekannt.

Die Autorin lebt ab 1947 wieder in Berlin.
Anna #Seghers wird Mitglied der SED, lebt zuerst in West-Berlin und zieht im Jahr 1950 nach Ost-Berlin, wo sie die "Deutsche Akademie der Künste" mitbegründet. Sie wird in den folgenden Jahren vielfach ausgezeichnet, ihre Werke sind dem Sozialistischen Realismus zuzuordnen.
Sie wirkt von 1952 bis 1978 als Vorsitzende des Schriftstellerverbandes der DDR. Anna Seghers verstirbt im Jahr 1983, bis zuletzt bekannt unter ihrem Pseudonym, das auf Hercules #Seghers (auch: Segers) zurückgeht, einen niederländischen Maler und Radierer aus dem 17. Jahrhundert.
Lebensdaten zu Anna #Seghers auf der Website "Lebendiges Museum Online" des @DHMBerlin.

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dhm.de/lemo/biografie…

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Nov 20
"Dann bleibste hier."

Schönhauser Allee 90, 20. November 1942: Abend in #Berlin - und es klingelt bei Frieda #Adam, die hier lebt. Erna #Putermann steht vor dem Haus, eine jüdische Freundin, verzweifelt und auf der Flucht vor dem Naziterror - und Frieda Adam öffnet die Tür. #otd ImageImageImage
Erna #Putermann ist nahezu am Ende und weint, da ihre Mutter am vorherigen Tag von der Gestapo verhaftet worden ist. Sie weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie einander nie wiedersehen werden: Die Mutter von Erna #Putermann wird unter dem NS-Regime deportiert und ermordet.
Sie berichtet nun ihrer Freundin atemlos, dass ihre Mutter "mitgenommen" wurde - und Frieda #Adam entgegnet sogleich: "Dann bleibste hier." Sie hat drei kleine Kinder und in ihrer kleinen Wohnung kaum noch Platz, aber sie nimmt Erna Putermann bei sich auf - sofort und dauerhaft.
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Sep 24
"Black", so lautete ihr Tarnname.

Kurfürstendamm 177 in Charlottenburg. Ich will euch von Else #Blochwitz (* 1899, † 1992) berichten, die hier unter dem Naziterror sehr vielen Jüdinnen und Juden sowie weiteren Verfolgten half - und die heute weithin unbekannt ist.

#Berlin
Else #Blochwitz, geboren und aufgewachsen in Dresden, zieht in den 20er Jahren nach Berlin und ist schon als junge Frau eine strikte Gegnerin des immer weiter erstarkenden Nationalsozialismus. Sie besucht viele Veranstaltungen der NSDAP, auf denen sie sich immer zu Wort meldet.
Sie spricht sich dabei in aller Ruhe (und wieder und wieder) gegen das nationalsozialistische Weltbild aus und argumentiert vor dem versammelten Publikum der Partei gegen die dort propagierte Hetze an. Die Nazis reagieren mit blankem Hass - und sind zugleich tief beeindruckt.
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Sep 23
Hünensteig 6, Steglitz. Erinnerung an Ruth Andreas-Friedrich (* 1901 (#otd), † 1977) und Leo Borchard (* 1899, † 1945), Journalistin und Dirigent, in den 30er Jahren miteinander liiert, unter dem NS-Regime mit der von ihnen gegründeten Gruppe "Onkel Emil" im Widerstand. #Berlin
Ruth Andreas-Friedrich, von 1924 bis 1930 in erster Ehe verheiratet, ist als Redakteurin einer Frauenzeitschrift des @Ullstein-Verlages beruflich erfolgreich. Sie geht wegen der zunehmenden Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung in den Widerstand gegen den Naziterror.
Die Gruppe bildet sich nach den radikalen, antisemitischen Pogromen im November 1938 und leistet dann Widerstand auf vielfache Weise, etwa durch Fluchthilfe für untergetauchte Jüdinnen und Juden oder indem sie Verstecke, Lebensmittel und gefälschte Personaldokumente organisiert.
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Sep 22
Platz der Luftbrücke. Blick auf eines der bekanntesten Fotos (oben links) von Henry #Ries (geb. 1917 (#otd), gest. 2004): Landeanflug eines so genannten "Rosinenbombers" auf den Flughafen Tempelhof während der Luftbrücke gegen die sowjetische Berlin-Blockade (1948 / 49).

#Berlin Image
Das Bild aus dem Jahr 1948 hatte für West-Berlin nahezu ikonische Kraft.

Die Schautafel, auf der es zu sehen ist, befindet sich in Sichtweite des Denkmals zu Ehren der Soldaten der U. S. Air Force 🇺🇸 und der Royal Air Force 🇬🇧, die im Einsatz für die Luftbrücke ihr Leben ließen. ImageImageImage
Das Leben von Henry #Ries, war mehr als bewegt: Flucht in die USA als Jude in jungen Jahren vor dem Naziterror, Luftwaffensoldat, Fotograf der @nytimes...

Blick auf die Gedenktafel an seinem einstigen Wohnhaus in Berlin: Meinekestraße 12, Stadtteil Charlottenburg. Image
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Jun 9
"Der Mann ist in Not, dem helfe ich." Marie #Burde (* 1892 (#otd), † 1963) lebt im Wedding in bitterer Armut, verkauft gelegentlich Zeitungen und sammelt Lumpen von der Straße - und sie rettet unter dem Naziterror drei jungen Juden das Leben, die sie ab 1943 versteckt.

#Berlin
Rolf und Alfred #Joseph tauchen nach der Deportation ihrer Eltern im Sommer 1942 gemeinsam in Berlin unter. Sie schlagen sich ohne Geld und Lebensmittelkarten durch und schlafen auf der innerstädtischen Flucht für mehrere Monate in Bahnhofshallen, auf Friedhöfen und in Wäldern.
Der Zufall hilft ihnen, als eine alte Bekannte das Bruderpaar im Wedding auf eine kaum beachtete Lumpensammlerin hinweist: Marie #Burde hat keine Kinder und lebt allein in der Tegeler Straße 13 in einer heruntergekommenen Kellerwohnung - und sie wird zur Retterin in der Gefahr.
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Jun 7
Lietzenburger Straße 72. Erinnerung an Maria #Terwiel (* 1910 (#otd), † 1943) und Dr. Helmut #Himpel (* 1907, † 1943), miteinander verlobt, unter dem Naziterror für die "Rote Kapelle" im Widerstand und schließlich im Strafgefängnis Plötzensee mit dem Fallbeil ermordet.

#Berlin ImageImageImage
Maria #Terwiel, römisch-katholische Christin, steht im Jahr 1934 in München kurz vor Abschluss ihres Jurastudiums, als ihr durch die rassistischen Gesetze der Nazis wegen ihrer jüdischen Wurzeln die Zulassung zum Examen verweigert wird. Sie geht dann zu ihrer Familie nach Berlin.
Arbeit findet sie als Sekretärin in einem französisch-schweizerischen Textilunternehmen. Helmut #Himpel, seit studentischer Zeit mit ihr bekannt, wird Zahnarzt - und auf die Verlobung beider kann keine Eheschließung erfolgen, da Maria #Terwiel als so genannte "Halbjüdin" gilt.
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