"Dann bleibste hier."

Schönhauser Allee 90, 20. November 1942: Abend in #Berlin - und es klingelt bei Frieda #Adam, die hier lebt. Erna #Putermann steht vor dem Haus, eine jüdische Freundin, verzweifelt und auf der Flucht vor dem Naziterror - und Frieda Adam öffnet die Tür. #otd
Erna #Putermann ist nahezu am Ende und weint, da ihre Mutter am vorherigen Tag von der Gestapo verhaftet worden ist. Sie weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sie einander nie wiedersehen werden: Die Mutter von Erna #Putermann wird unter dem NS-Regime deportiert und ermordet.
Sie berichtet nun ihrer Freundin atemlos, dass ihre Mutter "mitgenommen" wurde - und Frieda #Adam entgegnet sogleich: "Dann bleibste hier." Sie hat drei kleine Kinder und in ihrer kleinen Wohnung kaum noch Platz, aber sie nimmt Erna Putermann bei sich auf - sofort und dauerhaft.
Die beiden jungen Frauen kennen sich seit dem Jahr 1939 aus der gemeinsam durchlaufenen Lehre zur Näherin und sind seitdem eng befreundet. Erna #Putermann leistet unter dem NS-Regime schon bald darauf Zwangsarbeit bei Siemens - und Frieda #Adam steht auch weiterhin zu ihr.
Frau #Putermann ist (wie die gesamte jüdische Bevölkerung) seit September 1941 auch gezwungen, auf ihrer Kleidung den so genannten "Judenstern" zu tragen - und Frau #Adam geht mit ihr auf dem Kurfürstendamm spazieren, Seite an Seite und trotz aller antisemitischen Beschimpfungen.
Das Leben aber ist für Erna #Putermann unbeschreiblich hart, zumal angesichts der drohenden bzw. im Falle der Mutter bereits eingetretenen Verhaftung durch die Gestapo - und im Herbst 1942 gilt es, sie selbst vor dem Naziterror zu verstecken. Frieda #Adam nimmt es auf sich.
Der Plan aber, die zu ihr geflohene Freundin vorerst für ein paar Tage bei sich wohnen zu lassen und dann neu zu überlegen, verändert sich. Die Zeit vergeht und aus Tagen werden Wochen und aus Wochen werden Monate - auf engstem Raum, aber weiterhin in treuer Freundschaft.
128 Reichsmark stehen Frieda #Adam (als einer "Soldatenfrau") in jedem Monat gerade einmal zur Verfügung, um ihre drei Kinder und Erna #Putermann und sich selbst zu versorgen, aber sie schafft es - und sie nimmt im Herbst 1943 auch noch den Bruder von Erna #Putermann auf.
Der gehörlose junge Mann lebt versteckt auf einem Dachboden unweit der Schönhauser Allee 90. Frieda #Adam will ihn warnen, weil er in der Nachbarschaft bemerkt worden ist - und sie öffnet auch ihm die Tür, als sich herausstellt, dass er der Bruder ihrer engsten Freundin ist.
"Frieda sagte nur: 'Wenn es für uns vier genug zu essen gibt, dann reicht's auch für sechs!'", wird Erna #Putermann in viel späterer Zeit berichten. Der Bruder lebt für einige Wochen ebenfalls bei ihr, bis die Helferin in der Not ein neues Versteck für ihn organisieren kann.
Gefahr droht durch den Ehemann von Frieda #Adam, der sie bei einem Heimaturlaub von der Front anherrscht, ihre versteckte jüdische Freundin fortzuschicken - und der seiner eigenen Ehefrau schließlich sogar mit Verrat bei der Gestapo droht. Sie kann ihn "hinhalten" - vorerst.
Silvester 1944: Frieda #Adam bringt ihre Freundin schließlich in das Versteck ihres ebenfalls untergetauchten Bruders - und beide überleben den Naziterror bzw. den II. Weltkrieg dank der resoluten, immer wieder neu zupackenden Hausfrau, die bis zuletzt an ihrer Seite bleibt.
Frieda #Adam geht in der Nachkriegszeit einen weiteren Schritt, der ihr besonders wichtig geworden ist: Sie reicht die Scheidung ein und setzt ihren Lebensweg ohne den Mann fort, der ihr einst sogar mit Verrat gedroht hatte. Die Freundschaft zu Erna #Putermann aber bleibt.
Frau #Adam wird im Jahr 1992 als "Gerechte unter den Völkern" anerkannt und verstirbt im Jahr 2013 - mit 95 Jahren.

Die Anerkennung in Deutschland jedoch bleibt aus - und auch heute weist an der Schönhauser Allee 90 nichts auf ihre einstige Geschichte unter dem NS-Regime hin.
Lit.:
Kahn, Anna-Patricia: "Im Garten der Gerechten", in: 'FOCUS' vom 13. November 2013.

Kleine-Brockhoff, Thomas / Kurbjuweit, Dirk: "Die anderen Schindlers", in: 'Die Zeit' vom 1. April 1994.

Website der "Jewish Foundation for the righteous".

👇👇👇
jfr.org/rescuer-storie…
Jacob, Rena: "Frieda Adam - Eine Gerechte unter den Völkern", in: 'Sunday News' vom 12. Mai 2013.

Eintrag zu Frieda #Adam auf der Website der Gedenkstätte "Yad Vashem".

👇👇👇

kurzelinks.de/Yad-Vashem-Ein…

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Nov 19
Helmstedter Straße 24. Erinnerung an Anna #Seghers (geb. 1900 (#otd) als Annette ("Netty") #Reiling, gest. 1983), Schriftstellerin, unter dem NS-Regime im Jahr 1933 von der Gestapo verhaftet und kurz darauf nach Paris geflohen, nachdem ihre Bücher verbrannt worden waren.

#Berlin
Zielstrebigkeit schon in jungen Jahren: Anna #Seghers legt im Jahr 1920 das Abitur ab, studiert danach Geschichtswissenschaften und Kunstgeschichte, Sinologie und Philologie und wird im Jahr 1924 promoviert - mit einer Dissertation über "Jude und Judentum im Werk Rembrandts".
Sie heiratet László #Radványi, einen kommunistischen Soziologen aus Ungarn - und die junge Kunsthistorikerin beginnt, literarisch zu schreiben. "Grubetsch", eine frühe Erzählung, wird 1926 publiziert und erscheint im folgenden Jahr erneut, diesmal in der "Frankfurter Zeitung".
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Sep 24
"Black", so lautete ihr Tarnname.

Kurfürstendamm 177 in Charlottenburg. Ich will euch von Else #Blochwitz (* 1899, † 1992) berichten, die hier unter dem Naziterror sehr vielen Jüdinnen und Juden sowie weiteren Verfolgten half - und die heute weithin unbekannt ist.

#Berlin
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Sep 23
Hünensteig 6, Steglitz. Erinnerung an Ruth Andreas-Friedrich (* 1901 (#otd), † 1977) und Leo Borchard (* 1899, † 1945), Journalistin und Dirigent, in den 30er Jahren miteinander liiert, unter dem NS-Regime mit der von ihnen gegründeten Gruppe "Onkel Emil" im Widerstand. #Berlin
Ruth Andreas-Friedrich, von 1924 bis 1930 in erster Ehe verheiratet, ist als Redakteurin einer Frauenzeitschrift des @Ullstein-Verlages beruflich erfolgreich. Sie geht wegen der zunehmenden Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung in den Widerstand gegen den Naziterror.
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Sep 22
Platz der Luftbrücke. Blick auf eines der bekanntesten Fotos (oben links) von Henry #Ries (geb. 1917 (#otd), gest. 2004): Landeanflug eines so genannten "Rosinenbombers" auf den Flughafen Tempelhof während der Luftbrücke gegen die sowjetische Berlin-Blockade (1948 / 49).

#Berlin Image
Das Bild aus dem Jahr 1948 hatte für West-Berlin nahezu ikonische Kraft.

Die Schautafel, auf der es zu sehen ist, befindet sich in Sichtweite des Denkmals zu Ehren der Soldaten der U. S. Air Force 🇺🇸 und der Royal Air Force 🇬🇧, die im Einsatz für die Luftbrücke ihr Leben ließen. ImageImageImage
Das Leben von Henry #Ries, war mehr als bewegt: Flucht in die USA als Jude in jungen Jahren vor dem Naziterror, Luftwaffensoldat, Fotograf der @nytimes...

Blick auf die Gedenktafel an seinem einstigen Wohnhaus in Berlin: Meinekestraße 12, Stadtteil Charlottenburg. Image
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Jun 9
"Der Mann ist in Not, dem helfe ich." Marie #Burde (* 1892 (#otd), † 1963) lebt im Wedding in bitterer Armut, verkauft gelegentlich Zeitungen und sammelt Lumpen von der Straße - und sie rettet unter dem Naziterror drei jungen Juden das Leben, die sie ab 1943 versteckt.

#Berlin
Rolf und Alfred #Joseph tauchen nach der Deportation ihrer Eltern im Sommer 1942 gemeinsam in Berlin unter. Sie schlagen sich ohne Geld und Lebensmittelkarten durch und schlafen auf der innerstädtischen Flucht für mehrere Monate in Bahnhofshallen, auf Friedhöfen und in Wäldern.
Der Zufall hilft ihnen, als eine alte Bekannte das Bruderpaar im Wedding auf eine kaum beachtete Lumpensammlerin hinweist: Marie #Burde hat keine Kinder und lebt allein in der Tegeler Straße 13 in einer heruntergekommenen Kellerwohnung - und sie wird zur Retterin in der Gefahr.
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Jun 7
Lietzenburger Straße 72. Erinnerung an Maria #Terwiel (* 1910 (#otd), † 1943) und Dr. Helmut #Himpel (* 1907, † 1943), miteinander verlobt, unter dem Naziterror für die "Rote Kapelle" im Widerstand und schließlich im Strafgefängnis Plötzensee mit dem Fallbeil ermordet.

#Berlin ImageImageImage
Maria #Terwiel, römisch-katholische Christin, steht im Jahr 1934 in München kurz vor Abschluss ihres Jurastudiums, als ihr durch die rassistischen Gesetze der Nazis wegen ihrer jüdischen Wurzeln die Zulassung zum Examen verweigert wird. Sie geht dann zu ihrer Familie nach Berlin.
Arbeit findet sie als Sekretärin in einem französisch-schweizerischen Textilunternehmen. Helmut #Himpel, seit studentischer Zeit mit ihr bekannt, wird Zahnarzt - und auf die Verlobung beider kann keine Eheschließung erfolgen, da Maria #Terwiel als so genannte "Halbjüdin" gilt.
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