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Ich bin sei März 21 (auf Anraten von Klaus Stöhr) auf Twitter.
Im Januar 21 wurde ein Leserbrief von mir auf den NachDenkSeiten veröffentlicht, der mir gerade wieder in die Hände fiel und den ich jetzt tweeten möchte:
Ein Experte, wie der Virologe Christian #Drosten, ist in
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meinen Augen per se jemand, dessen Sachverstand und Autorität sich im übertragenem Sinn auf eine Parzelle erstreckt und nicht jemand, der (interdisziplinär) von einem Berg aus aufs Ganze schaut.
Der Problematik des von Ihnen kritisierten Interviews liegt für mein
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Verständnis nicht ein mangelndes Differenzierungsvermögen Prof. Drostens zugrunde (das ich Prof. Drosten hiermit weder attestieren noch unterstellen möchte), sondern etwas gesellschaftlich Grundlegendes.
Hierzu zweierlei in maximal komprimierter Form: 1. Das Thesenpapier 7
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(Seite 99 bis 108 – extrem lesenswert) der neunköpfigen Autorengruppe um Prof. #Schrappe konstatiert eine Verengung des öffentlichen Diskurses sowie eine gleichzeitige Legitimierung politischer Entscheidungen als Umsetzung wissenschaftlich autorisierten Wissens
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(#Expertokratie). Das Wiederaufleben des Expertenwissens, das sich laut der Autoren vor Corona “auf der Stufenleiter der wissenschaftlichen Evidenz ganz unten befand” (weit hinter dem wissenschaftlichen Diskurs, methodischen Zweifeln und wissenschaftlicher Belege), sieht das
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Autorenteam vor allem durch archaisch verankerte Mechanismen aktiviert: in der Krise vertrauen Politik und Bevölkerung den personalisierten Experten wie Prof. Drosten.
2. Ich glaube nicht, dass allein die mit einer Krise verbundenen Unsicherheiten und Ängste solch ein
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Zurückfallen auf eine “frühere Entwicklungsstufe” ausreichend erklärt.
Konstituierend hierfür scheint mir die mit dem #Neoliberalismus einhergehenden Perspektivverschiebungen zu sein. Der Neoliberalismus (grob vereinfacht: der Markt als universelles Regulativ) ist
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geschichtlich eine Gegenreaktion auf linke Umverteilungspolitik (Rotes Wien 1919-34, New Deal 1933-38) und hat sich geistesgeschichtlich im Positivismus (stark vereinfacht: Messbarkeit und Quantifizierung als objektive Eigenschaften von Dingen und Qualitäten) verankert, aus
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dem er fälschlicherweise seine “Wissenschaftlichkeit” wie Geltungsanspruch ableitet. Szientismus und Solutionismus sind zwei Ableger des Positivismus. Der Szientismus (grob gesagt eine Reduktion der Lebenswirklichkeit aufs Wissenschaftliche) ist eine streng positivistische
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Sicht auf Wirklichkeit, insofern überrascht es vielleicht etwas weniger, dass Gesellschaften, die über viele Jahre mit dem Ungeist der neoliberalen Ideologie geimpft worden sind, für eine entsprechend verkürzte, alternativlose Sicht auf das epidemiologische Geschehen
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empfänglich sind. Ich verstehe den Neoliberalismus als totalitäre Ideologie, die in letzter Konsequenz das “Selbst”, das es weitestgehend aus seinen sozialen und historischen Bezügen herausgelöst hat, neu konstituieren will als Problemlöser. Der Solutionismus (solution) ist
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ein weiteres Rädchen im neoliberalen Getriebe, indem er alle Probleme auf klar technisch definierbare, einer eindeutigen Lösung zuführbare reduziert und nicht einer gemeinschaftlich ausgehandelten Lösung zuführt.
1/30 #Lauterbach
Das, was wir auf den extremen Flanken der Positionierungen gegenüber Corona erleben, beruht nicht allein auf persönlichen Dispositionen & kultureller Prägung, sondern ist hier auch das Resultat einer massiv angstbasierten Kommunikation seitens Politik und Medien.
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Im Folgenden die Übersetzung des Artikels von Petersen sowie die Risikoanalyse 2012 im Auftrag der Bundesregierung.
21. Oktober
Nature
Prof. Michael Bang Petersen – @M_B_Petersen
COVID-Lektion: Vertrauen Sie der Öffentlichkeit mit harten Wahrheiten
Wenn Regierungen davon
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ausgehen, dass die Menschen in Panik geraten, verschlimmert dies die Pandemie. go.nature.com/3506SII
Von den vielen Ängsten während der Pandemie war eine besonders schädlich: die Angst der Regierungen vor ihren Bürgern. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump gab zu, die
1/4 #Kanada#TruckersForFreedom2022 14. Februar
Justin #Trudeau erklärt, er habe das Notstandsgesetz in Kraft gesetzt, um Blockaden gegen die Regierung zu beenden, die er als illegal und nicht als friedlichen Protest bezeichnet.
Dazu gehört, dass Banken bit.ly/3sDQDtf
2/4 die Befugnis erhalten, Konten von Blockadebefürwortern ohne Gerichtsbeschluss zu sperren oder einzufrieren, und dass Crowdfunding-Plattformen und Kryptowährungen gezwungen werden, die Gesetze zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu befolgen.
Laut
3/4 Finanzministerin Chrystia Freeland werden außerdem die Konten von Unternehmen, deren Lastwagen an den illegalen Blockaden beteiligt waren, eingefroren und ihre Versicherungen ausgesetzt.
Die Regierung wird außerdem die Royal Canadian Mounted Police in die Lage versetzen,
1/4 27. Mai
Welt
"Inzwischen ist Deutschland europaweit – knapp vor Italien – das Land mit den strengsten #Corona-Restriktionen, geht man nach dem Oxford Government Response Tracker, bit.ly/3yDRPyW
der die Härte der staatlichen Eingriffe misst.
2/4 was bringt dieser deutsche Sonderweg? Welche Maßnahmen können tatsächlich den Rückgang der #Fallzahlen erklären?"
Meiner Meinung gilt dabei zu beachten, dass Deutschland das Land mit der höchsten #Intensivbettenkapazität ist und insofern epidemiologisch über den größten
3/4 Gestaltungsraum verfügt, also später als andere Länder zu restriktiven Maßnahmen genötigt ist, insofern die Vermeidung einer #Triage oberstes Ziel ist. M.W. weist Deutschland 2021 vergleichsweise einen hohen Fall-Verstorbenen-Anteil (#CFR) auf. Deutschland hat 2021 z.B. im
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Mich hat die Rede berührt
Auszüge aus der #WeimarerRede von # Streeck:
Es steht außer Frage, dass, wenn wir keine Maßnahmen ergriffen hätten, sehr viel mehr Unheil über die Menschen gekommen wäre, mehr Menschen an Corona verstorben wären und unser Gesundheitssystem womöglich
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an die Belastungsgrenze gekommen wäre. Einzudämmen, Maßnahmen zu ergreifen, Lockdowns, AHA-L-Regeln – das waren richtige Maßnahmen. Aber es fehlte das Maß, und es fehlte an Mut. –– War dieser Weg, der gebetsmühlenartig wiederholt: „Wir bleiben zu Hause“, der einzige Weg? Ich
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wage zu behaupten: Nein –– Die Politisierung des Virus zeigte sich auch an anderer Stelle. So fragen sich viele, woher die Inzidenzwerte von 35, 50 oder gar 100 Infektionen pro 100.000 Einwohner und Woche als Grundlage für bestimmte Maßnahmen eigentlich kommen, welcher Logik