Im neusten Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International liegt Deutschland weltweit auf Platz 9. Klingt gut. Warum das unter dem Strich aber keine erfreuliche Nachricht ist - 🧵 #CPI2022 transparency.de/cpi/cpi-2022/c…
Im Vergleich zum Vorjahr hat Deutschland leicht verloren und kommt auf so wenig Punkte wie seit 2014 nicht mehr. Mit Rang 9 steht 🇩🇪 im internat. Vergleich zwar relativ gut dar - v.a. weil Alltagskorruption in Polizei oder Verwaltung hierzulande kaum eine Rolle spielt. Aber:
Seit zehn Jahren kommt Deutschland bei der Korruptionsbekämpfung augenscheinlich nicht entscheidend voran. Skandale wie die Maskenaffäre oder #CumEx haben das Vertrauen in die Integrität von Politik und Wirtschaft geschwächt, so TI.
Trotz wichtiger Reformen wie der Einführung des Lobbyregisters gibt es in Deutschland weiterhin viele Baustellen:
▶️ Als Lehre aus dem Maskenskandal und der Aserbaidschanaffäre braucht es eine Verschärfung des Gesetzes zur Abgeordnetenbestechung.
▶️ Einen legislativen Fußabdruck hat die Ampel zwar versprochen. Doch bis heute wird nicht transparent, wer auf Gesetzentwürfe eingewirkt hat.
▶️ Eine unabhängige Lobbykontrolle fehlt ebenso wie die Offenlegung von Lobbykontakten.
▶️ Zur Prävention und Bekämpfung von Wirtschafts- und Finanzkriminalität müssen die Behörden deutlich schlagkräftiger werden.
Transparency Deutschland fordert unter anderem, die Strafverfolgungsbehörden und Justiz besser auszustatten, die Geldwäscheaufsicht zu verbessern und zügig ein Unternehmensstrafrecht einzuführen.
Eine große Gefahr sieht TI in Korruption als strategisches Instrument der Außenpolitik. Weltweit würden autokrat. Staaten Korruption als Waffe einsetzen, um ihre Interessen durchzusetzen und die politische, soziale und wirtschaftliche Stabilität in demokr. Ländern auszuhöhlen.
Das Ziel seien insbesondere Europa und Deutschland, wie zuletzt #Katargate sowie die #Aserbaidschan-Affäre gezeigt hätten.
Wer so alles im #Lobbyregister steht - heute: Dr. Bernhard Heitzer
Auftraggeber von Heitzer ist die Lobbyagentur EUTOP, die u.a. für Huawei und Krauss-Maffei Wegmann arbeitet. Heitzer ist für die Agentur ein Glücksgriff 🧵 lobbyregister.bundestag.de/suche/R000664/…
Für EUTOP-Kunden öffnet Heitzer die Türen zur BReg. Seine Tätigkeit beschreibt er so:
"Kontaktaufnahme zu und Informationsaustausch mit Mitgliedern des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung".
Praktisch, wenn man selbst jahrelang für eine Bundesbehörde tätig war:
- 2004 bis 2007: Präsident des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
- 2007 bis 2009: Präsident des Bundeskartellamts
- 2009 bis 2014: Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium
Wer so alles im Lobbyregister steht - heute: Franz-Josef Lersch-Mense (SPD).
Bisheriger Werdegang: Referent im Kanzleramt, Bundesgeschäftsführer SPD, Minister in NRW, Staatskanzlei-Chef von Hannelore Kraft.
Aktueller Auftraggeber: Die Lobbyagentur #EUTOP. 🧵
Lersch-Mense beschreibt seine Tätigkeit als EUTOP-Lobbyist im Lobbyregister so: "Kontakte herstellen; Übermitteln von Argumentationspapieren und Daten, Einholen von Auskünften zu Sachständen und Verfahrensfragen; Beratung zu Verfahrensfragen"*
Von Vorteil für jeden Lobbyisten und Türöffner: Einen kurzen Draht zum Kanzler. Als Arbeitsminister hatte Olaf Scholz seinen Parteifreund und Vertrauten Lersch-Mense als beamteten Staatssekretär ins Ministerium geholt.
Bärbel Bas I: Als SPD-MdB stimmte* sie 2018 für die Anhebung der staatlichen Parteienfinanzierung, die das BVerfG jetzt für verfassungswidrig erklärt hat.
Bärbel Bas II: Als Bundestagspräsidentin muss sie jetzt darüber entscheiden, ob die Parteien das Geld zurückzahlen müssen 🧵
Das ist nur ein Beispiel für einen Interessenkonflikt, der sich bei Bundestagspräsident:innen ergeben kann. Denn sie sind Abgeordnete und Parteipolitiker:innen - aber als Parlamentspräsident:in gleichzeitig zuständig für die Einhaltung des Parteiengesetzes.
Bas' Vor-Vorgänger Lammert wollte die Aufsicht über die Parteienfinanzierung gerne loswerden, weil er diesen Interessenkonflikt sah. Er appellierte an die Parteien, diese Aufgabe an eine andere Institution zu übertragen - vergeblich: die Parteien wollten nicht.
Wer so alles im Lobbyregister steht - heute: Dieter Althaus, Ex-MP von Thüringen.
Seine Tätigkeit laut Lobbyregister: "Parlament. Verfahren, Industriepolitik, Forschung und Technologie".*
Was Althaus nicht schreibt: Dass er Lobbyist des Automobilzulieferers Magna ist. 🧵
Dieter Althaus war nach seinem Ausscheiden als Ministerpräsident zu Magna gewechselt und begann 2010 als "Vice President für den Kunden Volkswagen". Inzwischen ist er zum "VP Governmental Affairs Magna Europe" aufgestiegen. **
Schon während seiner Amtszeit als Ministerpräsident von Thüringen gab es 2009 einen regen Austausch zwischen Althaus und Magna. Damals versuchte Magna, Opel zu übernehmen. Das thüringische Eisenach ist einer von vier Opelstandorten in Deutschland.
Das ZDF-Magazin Frontal und @correctiv_org berichten unter Berufung auf interne Regierungsdokumente vom Lobbyeinfluss auf das #Lieferkettengesetz. Vor allem das Justizministerium habe sich für eine Aufweichung der EU-Richtlinie eingesetzt. 🧵 correctiv.org/aktuelles/wirt…
CORRECTIV und @ZDFfrontal liegen nach eigenen Angaben "Weisungen der Bundesregierung und geheime Papiere vor", die Einblicke in die interne Abstimmung des Kabinetts ermöglichen und diesen Eindruck erhärten würden.
Aus den Dokumenten geht demnach hervor, dass die Bundesregierung ihre Haltung in Bezug auf die EU-Richtlinie abgeschwächt habe. So habe das Kabinett etwa dafür plädiert, die Regelungen zum Klimaschutz einzugrenzen.
Bemerkenswert ist, wie das Finanzministerium wieder einmal erst scheibchenweise mit Informationen herausrückt. 🧵
Ende Oktober 2022 hatten wir beim BMF nachgefragt, "welche Kontakte es zwischen Christian Lindner und Vertreterinnen und Vertretern der #BBBank seit Dezember 2021 gegeben hat (inkl. SMS und Telefonaten)."
Antwort BMF: Lindner habe am 21. Mai 2022 ein Videogrußwort "zugeliefert".
Das BMF schrieb weiter: "Darüber hinaus hat es in dieser Legislaturperiode keine Kontakte mit der BBBank auf der Ebene des Ministers oder der Leitung gegeben."
Das ist merkwürdig.