Thread by @AmadeuAntonio

Drei Jahre nach dem rechtsterroristischen Anschlag in #Hanau bleiben viele Fragen offen. Neun Menschen wurden aus rassistischen Motiven ermordet, ihre Hinterbliebenen erkämpften einen Untersuchungsausschuss im Hessischen Landtag. Aber… 🧵1/8

Ziel sollte sein strukturelle Missstände der Sicherheitsbehörden aufzuklären, die zu fatalen Auswirkungen in der Tatnacht und im Nachhinein führten. In bislang 15 Sitzungen konnte der Untersuchungsausschuss einige Punkte erhellen, aber es bleiben wichtige Fragen offen. 2/8

So ist immer noch nicht klar, warum der Täter legal Waffen besitzen konnte, wie es zur Nichterreichbarkeit des Notrufs kam, warum es weiterhin Ungereimtheiten zum Einsatz am Haus des Täters gibt und welche Rolle rechtsradikale Beamte innerhalb des eingesetzten SEK spielten. 3/8

Es ist zu vermuten, dass der Tod von Menschen hätte verhindert werden können, wenn der Notruf funktioniert hätte und der Notausgang in einem Anschlagsort nicht verschlossen gewesen wäre. Auch ist beispielsweise ungeklärt, welche Rolle der Vater des Täters 4/8

in jener Nacht spielte. Stattdessen fällt dieser weiterhin mit rechtsextremen Äußerungen auf und belagerte wiederholt das Haus der Mutter des ermordeten Ferhat Unvar. Beim Umgang mit Überlebenden und Hinterbliebenen wurden massive und teils folgenschwere Fehler gemacht. 5/8

So wurden die Körper der Toten ohne das Einverständnis der Angehörigen obduziert und ihnen keine angemessene Möglichkeit gegeben, sich von ihnen zu verabschieden. Die strukturellen & rassistischen Kontinuitäten, die sich auch nach dem Anschlag einfach fortsetzen, sind bitter. 6/8

Statt die Möglichkeit wahrzunehmen, durch Erkenntnisse über geschehene Fehler Veränderungen vorzunehmen, damit diese nicht wieder passieren können, halten Polizei und Landesregierung an der Erzählung eines „exzellenten“ Polizeieinsatzes fest. 7/8

Es braucht Aufklärung, strukturelle Selbstkritik der Behörden und verantwortlichen politischen Institutionen. Aber bis dahin muss noch so viel geschehen. Der Druck von Betroffenen und Zivilgesellschaft ist stark und wichtig, lasst uns alle helfen, ihn aufrecht zu erhalten. 8/8