Jetzt die Woche ist Internationaler #Frauentag. Ein paar Zeilen über Wertschätzung. Die Frau im Hintergrund auf diesem Bild ist meine Mutter, mit mir. Sie hat als Managerin in den nachfolgenden Jahren ein erfolgreiches, zukunftsgewandtes Familien-Business aufgebaut. Das lief so:
Sie arbeitete in 14-16 Stunden Tagen, quasi die gesamte Woche. Nur der Sonntag war heilig, da war mittags Mittagsschlafzeit, wir durften nicht stören. Sie war Expertin im Crowdfunding & Multitasking. Jetzt ist sie in Rente. Der Lohn für harte Arbeit? Hier die Realität:
Das Business hieß alleinerziehende Mutter (für alle diese ist auch dieser Text). Das Crowdfunding bestand aus auch mal mehreren Jobs, Regale einräumen, wenn Klassenfahrten anstanden. Das Multitasking darin, alle Bälle in der Luft zu halten & sich die Last nicht anmerken zu lassen
In den 1990ern für Kita-Plätze zu kämpfen, uns zu kostengünstigen Freizeit-& Sportangeboten zu verdonnern, Schnäppchenmarkt- & Aldi-Expertin zu sein, jahrelang mit kaputtem Herd zu kochen. Am Ende drei Kinder zum Studienabschluss zu bringen, etwas wovon sie nur träumen konnte.
Sie hat für uns weiter davon geträumt. In unserer Altbau-Wohnung mit Einfachverglasung und Toilette auf dem Hausflur. Sie hat uns beigebracht, dass Leben mit wenig Geld nicht heißt, den Kopf unten halten zu müssen. Aus wenig mehr zu machen. Dass wir viele Chancen haben.
Sie hat uns beigebracht, für die Dinge einzustehen, die (einem) wichtig sind. Dass Menschen gleich viel wert sind und das auch vorzuleben. Dass man sich kümmert, wenn man die Chance dazu hat, dass man nicht weg guckt. Obwohl so manches eigenes Erlebnis im Alltag oft anders war.
Es gibt von diesen Müttern und Vätern so viele. Und manchmal ist es auch nicht alleinerziehend so hart. Wertschätzung für das, was Menschen leisten, ist extrem wichtig. Fehlende Wertschätzung kann nur schwer ausgeglichen werden. Siehe
Doch klappt das? Meine Mutter hat sich eine eigene Rente erarbeitet. Sie ist so hoch, dass sie für keine großen Sprünge reicht (das bisschen Urlaub...) & wir Kinder jetzt, wo alles teurer geworden ist, extra dazu geben & bzw. meine Mutter jetzt wieder arbeitet.
In manchen Diskussionen über Steuern etc. wird über Lebensleistung & hart erarbeitetes Vermögen & Verantwortung auf hohen Posten geredet. Ich frage mich wie so manch andere dann immer: Was heißt hier "hart"? Und was Verantwortung? Und wer hat zu was überhaupt welche Chance?
Klaro, wir sind keine solche Krösus-Gesellschaft, die hier jetzt Milliarden ausschütten kann. Aber Stichwort Wertschätzung: Wie wäre zur Rente eine Urkunde zur Anerkennung der Lebensleistung gewesen? Die steckt ja nicht nur in ihren Knochen, sondern auch in der Renten-Akte.
Und wo ist das Danke jetzt nach der Pandemie an all die Mütter (und Väter in ähnlicher Rolle), die diese drei krassen Jahre jetzt auf dem Buckel haben? Wie wäre eine symbolische Zeremonie beim Bundespräsidenten, die all diese Eltern mit einschließt? Öffentlich übertragen?
Bestimmt schon geplant 🤔 Und was das "Stand hart erarbeiten" angeht: Ich habe anderen Menschen vieles zu verdanken. Also erinnere ich mich immer neu daran, dass es total egal ist, in welcher Position/Job jemand ist. Weil die starken & klugen Menschen gibt es überall. #Frauentag
(Teile dieses Textes sind etwas, das ich schon 2021 einmal zum Frauentag geschrieben hatte. Schon damals nicht nur für meine Mutter, sondern für alle, die so viel leisten und es dabei schwer haben, den Kopf oben zu halten & davon selten öffentlich berichten.)
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Erfahrung fürs Leben – was heißt es, als Kind arm zu sein? Gesprächssendung @DLF gestern, mit der sehr beeindruckenden Iris Sayram @irisma8 (hat „Für Euch“ geschrieben). Auch dazu, was wissenschaftlich belegt ist dazu. deutschlandfunk.de/erfahrung-fuer…
Und darüber, dass manche erst spät(er) erkennen, was das heißt & wie tief das sitzt. + mehr zu dem Buch, das Iris Sayram für ihre Eltern geschrieben hat: deutschlandfunkkultur.de/eine-kindheit-…
Ich erinnerte mich beim Hören an das: Einen Pullover. Ich hatte ihn von einer Tante bekommen. Er war teurer. Mein Lehrer sprach mich an: Du hast einen neuen Pullover! Ich freute mich so! Erst später merkte ich (gut so): andere Kinder wurden nicht auf neue Pullover angesprochen.
In eigener Sache: Wir haben die 1. Ausgabe der Systemfragen @DLF auf die Welle & ins Netz gebracht 🚀. In der Sendung habe ich gesagt, dass ich mich total freue. JA! Es war viel Arbeit & ging dann alles sehr schnell.Anfang Januar stand der neue Name fest, jetzt die erste Sendung.
Entstanden ist die erste Ausgabe zusammen mit einem unserer langjährigsten Autoren Andreas Beckmann & unserer neuesten Autorin, Mirjana Jandik. Was gleichzeitig auch etwas ist, das wir uns vorgenommen haben: Wir machen etwas Neues, aber mit uns allen.
Vielleicht wird man uns das "Neues machen" also manchmal noch anhören. Weil wir ein sehr lange existierendes recht ähnlich aufgebautes Magazin durch eine monothematische Sendung mit vielfältigeren Formen ersetzt haben. Aber nicht das Team, das daran mit Leidenschaft arbeitet.
Das hier ist sehr spannend. Wissenschaftliche Themen, über die viel berichtet wird, dazu wird dann auch mehr publiziert. Auf der anderen Seite gibt es im Journalismus den Faktor der "Themenkarriere" - sprich: ⤵️🧵 7/7
Dass ein Thema schon läuft, diskutiert wird, beeinflusst wiederum die weitere Berichterstattung. Die Hürden sind dann geringer, dazu weiter was zu machen, zu recherchieren. Teils auch "Etablierung des Themas" genannt, siehe z.B. hier netzwerkrecherche.org/files/nr-studi…
Wenn wir hier in dem Paper also sehen - Medienberichterstattung beeinflusst Veröffentlichungen in der Wissenschaft - und dann sehen, dass ja Veröffentlichungen den Wissenschaftsjournalismus beeinflussen, dann haben wir eine feine Aufmerksamkeitsspirale.
Die beste Strategie hilft nicht, wenn der Mensch nicht mitmacht. Das hören wir u.a. bei #Corona oft. Es zieht sich aber ja durch alle großen Themen und Diskussionen. Mein Lieblingsthema #Science sind deswegen aktuell Normen & Werte & ihr Einfluss auf Verhalten. Ein Beispiel 🧵
Am Thema Lastenräder. Gerade wenn man auf die Verkaufszahlen schaut ein ziemlicher Boom. Gerade läuft in Hannover auch die "Nationale Radlogistik Konferenz". Woran scheitert eine breitere Nutzung von (Lasten-)Rädern. Das ist spannend. 2/
Denn wer hätte bei dem Thema direkt daran gedacht, dass auch die Ansprüche an unseren Kleidungs- und Stylingsstil & "Look" damit zusammen hängen? Sogar am Ende ein sehr einflussreicher Faktor sein können? Wieso fahren nicht mehr Menschen (Lasten)rad? 3/
Ich habe ein größeres systemtheoretisches Störgefühl gerade: Wenn Wissenschafts- & Politikbetrieb am Beispiel eines Berichtes so eng verzahnt sind wie vielleicht bisher nie, die unterschiedlichen "Systemanforderungen" in der Diskussion aber wenig thematisiert werden. 1/6
Vielleicht ließe sich ja etwas Gutes daraus mitnehmen, #dreaming: Dass zugelieferte Berichte, von Teams besetzt so, wie es im "System Politik" läuft (auch: wer steht für solche Arbeit zur Verfügung aus #Science), öfter genauer auf den Prüfstand kommen? Kind of review. 2/6
Das "Wer steht denn zur Verfügung" mit welchen Kapazitäten. Oder dass bestimmte Aufträge mit sehr expliziten Präambeln versehen werden? Quasi ein noch gezielteres Eingehen auf unterschiedliche Systemanforderungen & die Bruchstellen. 3/6
Ich bin gestern geflogen ✈️. Neben mir saß ein Mann - gleich alt - mit Maske hängend unter der Nase. Ich lese immer wieder über solche Situationen. Was tun? Bei uns lief es so: Schon beim Hinsetzen angespannte Lage. Ich FFP2, er OP hängend oder sogar gar nicht. 🧵
Ich sagte - erstmal nichts. Wir hatten beide das gleiche Bändchen am Arm, offensichtlich waren wir auf demselben OpenAir-Festival, auch ein bisschen Urlaub im EU-Ausland. Nach einer Zeit fragte ich, wie er es fand. Das hätte ich auch sonst gemacht.
Wir sprachen länger. Er erzählte, dass er eigentlich einen anderen Flieger nehmen wollte, aber am Terminal eingeschlafen war & hatte ihn dann verpasst. Ich hatte mein Konzertbändchen ungünstig "behandelt" & Probleme bei der Einlasskontrolle. Es war eine lustige Unterhaltung.