Thread by @VeganCardio

Eigentlich dachte ich, dass zum Thema B12 genug gesagt und bereits alles bekannt ist. Die Drukos auf einen meiner jüngsten Tweets haben aber leider das Gegenteil belegt. Daher heute eine Folge meiner Serie zum Thema Vitamin B12. B12 ist bei der Synthese der DNA-Basen beteiligt

und somit für Zellwachstum und Zellteilung sowie geistige Entwicklung essentiell. Bei einem Mangel an B12 kommt es zu einem Mangel an aktiven Folat und in der Folge zu einer gestörten Bildung der roten Blutkörperchen (megaloblastäre Anämie) und einer zu Leitungsstörungen im

Nervensystem (funikuläre Myelose) sowie einer Schädigung der peripheren Nerven (Polyneuropathie). Außerdem können zerebrale Störungen mit Entwicklung einer Demenz auftreten, auch mit Depressionen wird B12-Mangel in Verbindung gebracht. Diese Schädigungen sind teils irreversibel.

Aus kardiologischer Sicht ist noch interessant,dass es bei B12-Mangel zu einem Anstieg der Aminosäure Homocystein kommt, was wiederum mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen einhergeht.Ein B12-Mangel ist also mit schweren Folgen verbunden und muss daher unbedingt

vermieden werden.B12 kann im Körper für ca. 3-5 Jahre gespeichert werden, so dass Mangelerscheinungen erst sehr spät auftreten. B12 wird ausschließlich von Mikroorganismen gebildet. Manche Tierarten können das von Darmbakterien gebildete Cobalamin nutzen, der Mensch ist aber auf

eine externe B12-Zufuhr angewiesen. Hauptlieferanten sind tierische Lebensmittel (Fleisch, Innereien und Fisch). Auch in pflanzlichen Lebensmitteln kann B12 enthalten sein (durch Kontamination mit Bakterien oder Fermentation, z.B. Kimchi oder Sauerkraut). Allerdings variieren

die enthaltenen Mengen stark, außerdem ist die Bioverfügbarkeit deutlich geringer. Daher kann man diese Quellen nicht als zuverlässige B12-Lieferanten einstufen. In einigen Algenarten liegt B12 zwar in bioverfügbarer Form vor, allerdings enthalten Algen auch viel Jod in teils

toxischer Menge und oft auch viele Schadstoffe. Daher sollten auch Algen nicht als regelmäßiger B12-Lieferant genutzt werden.Fazit: Veganer sollten aufgrund der unzuverlässigen Versorgung über pflanzliche Quellen B12 substituieren.Aufgrund der großen Speicherkapazität ist es aber

keinesfalls so, dass man unbedingt täglich B12 einnehmen muss.Wenn ihr also mal im Urlaub eure B12-Tropfen oder Tabletten vergesst, so ist das überhaupt kein Problem. Nun kommen wir aber noch zu einem interessanten und wichtigen Punkt: Trotz ausreichender Versorgung über die

Nahrung haben auch viele Omnivoren einen B12-Mangel.Woran liegt das? Zum einen benötigt man, um B12 aufnehmen zu können, den sog. Intrinsic factor, der in der Magenwand gebildet wird.Wenn die Produktion des Faktors z.B. durch eine chronische Magenschleimhautentzündung gestört ist

dann wird B12 nicht aufgenommen, egal wie groß die zugeführte Menge ist. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die Aufnahme von B12 stark limitiert ist. Durch die begrenzte Bildung von Intrinsic factor können nämlich nur etwa 1,5-2 µg B12 pro Mahlzeit aufgenommen werden. Aus

diesem Grund ist es auch sinnvoller, B12 auf verschiedene Mahlzeiten zu verteilen. Außerdem hemmen eine ganze Reihe von Medikamenten die B12-Aufnahme. Allen voran sind die mittlerweile breit eingenommen Protonenpumpenhemmer („Säureblocker“,Pantozol) zu nennen. Aber auch Metformin

(Diabetes-Medikament), Antiepileptika,Diuretika und orale Kontrazeptiva. Bei Aufnahmestörungen sollte B12 daher in parenteraler Form (Depotspritze) und nicht oral aufgenommen werden.Zur Kontrolle der B12-Versorgung sollte im Labor das Holo-TC (aktive Form des B12) bestimmt werden

Der Gesamtgehalt an Vit. B12 zeigt erst sehr spät und wenig sensitiv einen B12-Mangel an. Fazit: Ohne Supplementation besteht bei Veganern ein hohes Risiko eines B12-Mangels. Aufgrund der damit verbundenen drastischen Konsequenzen sollte man es „nicht darauf ankommen lassen“,

sondern konsequent substituieren. B12-Mangel ist aber auch bei Omnivoren ein weit verbreitetes Problem und wird immer sehr häufig unterdiagnostiziert. #goVegan #Ernährungsmedizin #VitaminB12

Als Ergänzung: Nur Wiederkäuer sind bei ausreichender Cobaltversorgung unabhängig von einer exogenen Vitamin-B12-Zufuhr, da sie das Vitamin durch in ihrem Dünndarm angesiedelte Bakterien selbst bilden können. Alle anderen Tiere (Schweine, Hühner etc) sind auf eine exogene Zufuhr

angewiesen. In der Natur erfolgt dies durch das Fressen "unsauberer Nahrung" (weil eben hierauf Mikroorganismen vorkommen). In der Stallhaltung ist dies natürlich nicht gewährleistet, so dass die Tiere allesamt mit Supplementen "gefüttert" werden. Wer also meint, er müsse seine

B12-Versorgung auf "natürlichem" Weg sicherstellen, der irrt gewaltig. Erstens werden die Tiere ebenfalls mit Supplementen versorgt, zweitens "erkauft" man sich die B12-Versorgung hierbei durch Aufnahme von all den anderen Substanzen, die die Tiere erhalten (Stichwort Antibiotika

Medikamente, NEM). Und natürlich überwiegt für jede*n Veganer*in der ethische Aspekt. B12 zu supplementieren ist also weder "unnatürlich" noch ernährungsmedizinisch verwerflich! Massentierhaltung und das Töten von Tieren hingegen schon!