Im Jahr 2014 wurden unsere Zwillinge geboren. Meine Tochter hat eine Schwerbehinderung. Sie benötigt alle 4 Stunden medizinische Versorgung. Die Versorgung leisten fast immer wir Eltern.
Ich kann heute noch den Tag an dem ich das letzte mal mit meiner Frau abends ausgeganen bin sagen - denn es war der Tag vor der Geburt der Zwillinge. Also im Jahr 2014. Am Ende des Abends habe ich meine Frau die Treppe hoch schieben müssen, denn sie kam alleine wegen der
Zwillinge in ihrem Bauch nicht mehr die Treppe hoch.
Seit dem war keiner von uns Eltern abends tanzen. Ich war einmal auf einer Party, aber es macht mir keinen Spass, wenn ich weiß, dass meine Frau zu Hause sich um alles kümmern muss.
Meine Kinder kamen mit 2 Jahren in eine Kita. Die ersten 1,5 Jahre wurde die Tochter von uns in der Kita versorgt, d.h. einer von uns Eltern musste im Laufe des Vormittags die Kita fahren. Dann lernten wir eine Erzieherin ein, meine Tochter zu versorgen.
Im Dezember 2019 wurde uns von einem Tag auf den anderen der Kita-Platz gekündigt, weil eine Mitarbeiterin der Kita-Aufsicht der Erzieherin sagte sie stünde mit einem Fuß im Gefängnis, wenn sie meine Tochter weiterhin versorge.
Kurz vor Einschulung meiner Kinder stellte sich heraus, dass leider auch in der inklusiven Schwerpunktschule meine Tochter nicht medizinisch versorgt werden kann. Die wenige Zeit, die die Kinder im Laufe der ersten 2 Schuljahre in der Schule waren
musste meine Tochter von mir versorgt werden. Konkret bedeutet das, dass ich die Kinder auf 8 in die Schule bringe, um 10 zu Schule fahre, dort 30min bin um die Tochter zu versorgen und die Kinder dann um 13:30 abhole. Arbeiten und Terminplanung sind sehr herausfordernd.
Seit Anfang des laufenden Schuljahres haben wir für die Tage Mo, Di und Mi jetzt eine Pflegekraft, die die Tochter versorgt. Für Do + Fr wird seit August eine Kraft von mir eingelernt, die zwischen drin aber länger an #LongCovid erkrankt war und darum nicht arbeitsfähig war.
D.H. ich muss Do und Freitags noch immer vormittags in die Schule fahren.
Neben der medizinischen Versorgung stehen natürlich viele weitere Termine an, wir müssen das Kind zur Physio, zu Arztterminen etc. bringen. Ihr Bruder kommt eigentlich immer zu kurz.
Trotzdem sind wir glücklich, den Kindern geht es gut, es gibt keine Familiendramen, natürlich haben die Kinder Wünsche die wir ihnen in der Realität nicht erfüllen können und auch wir Eltern träumen Träume, die manchmal traurig bescheiden sind.
Man mutet uns das alles zu. Ein Antrag für eine Kur für meine Frau wurde abgelehnt, statt dessen hat man ihr eine Broschüre mit einem "Achtsamkeits-Selbstkur" geschickt.
Ich erlebe es erstaulich selten, dass Politiker, Mückenforscher und Mathematik-Professoren das vermeintliche "Leid" das uns zugemutet wird anprangern. Niemand hat aus der Erkenntnis, wie wichtig der Präsenzunterricht ist die Konsequenz gezogen meiner schwerbehinderten Tochter
einen vorbehaltslosen Schulbesuch zu ermöglichen. Mir erscheint das Gejammer um die dramatischen Folgen des Lockdowns verlogen. Seit Jahr und Tag akzeptiert man die Zumutungen für #Schattenfamilien völlig selbstverständlich -
obwohl solche Familien eigentlich die ersten seien sollten, wenn es darum geht Familien in Not zu entlasten. Aber weil es so relativ wenige betroffene Familien sind, lohnt sich weder der Stimmenfang noch kann man das "Leid" dieser Familien
auf die Mühlen einer politischen Agenda leiten. Darum hat auch keiner Lust sie zum Thema zu machen.
Mir jedenfalls fehlt jegliches Verständnis für die Dramatisierung der #Coronamaßnahmen. Wenn ich das wehleidige Gejammer von Menschen auf Twitter lese,die heute noch darunter leiden, dass sie im Frühjahr und Herbst 2020 insgesamt 8 Wochen lang abends keinen Saufen gehen konnten
kann ich in Gedanken immer nur ein gepflegtes "Fick dich" darunter kommentieren. Denn 8 Wochen scheinen mir im vergleich zu 8 Jahren die wir nicht ausgehen konnten doch etwas lächerlich.
Das ist übrigens just diese Form von Dramatisierung über die ich kotzen könnte. Das ist einfach so verlogen. Von traurigen Sharepix ist noch nichts besser geworden. Frau @lisapaus kann sich gerne bei mir melden...ich habe eine Menge Vorschläge was wirklich hilft.
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Ganz genau Ulli - du hast es fast kapiert! Es geht nicht darum das Leid anderer in Abrede zu stellen, sondern es geht darum den #Popanz der aktuell um die Folgen von Massnahmen gemacht wird in Kontrast zu setzen mit der Gleichgültigkeit
mit der die Gesellschaft den #Schattenfamilien entgegen tritt. Ganz ehrlich, bisher hat sich kein Arsch für die Belange hilfsbedürftiger Kinder und Familien interessiert. Und das setzt sich fort...auch jetzt wieder werden die Bedarfe irgendwelcher Familien gegen die Interessen
der am meisten von der Pandemie betroffenen ausgespielt. Aber die Schattenfamilien passen halt nicht in die Agenda irgendwelcher vermeintlicher Freiheitsapostel...
#Konsanguinität und Erbkrankheiten in deren Folge sind ein typischer Talking-Point von Islam- und Fremdenfeinden. Gemeinhin wird die Bedeutung von Erbkrankheiten überschätzt. Verwandtenehe ist ein Risikofaktor, keine Frage aber die Risiken bewegen sich in einem ähnlichen Rahmen
wie die Risiken bei Eltern im fortgeschrittenen Alter. Und das ist ehrlich gesagt auch gar nicht so überraschend. Die naturgeschichtliche Normalität der menschlichen Elternschaft war Jahrtausende lang die Konsanguinität.
Und sie ist in einigen Ländern bis heute die Normalität. Es gab Zeiten in denen der Kritik an der Verwandtenehe ein gewisser aufklärerischer Impuls inne wohnte. Republikaner machten sich über gewisse erbliche körperliche Merkmale von Königsdynasien lustig...
Der Satz "Strom ist Strom" ist wahrscheinlich einer der dümmsten Sätze der Menschheitsgeschichte. Es ist inzwischen erwiesen, dass Wasser ein Gedächtnis hat und Substanzen mit denen es in Berührung gekommen ist speichert und sich dadurch verändert.
Diese Technik wird seit langem erfolgreich in der Medizin eingesetzt - es gibt dafür Lehrstühle an etablierten Universitäten, selbst Krankenkassen zahlen für derartige Behandlungen.
Und das gleiche gilt natürlich auch für Elektrizität. Die Schulphysik reduziert Strom auf Watt, Volt und Ampere und blendet damit entscheidende andere Aspekte von Elektrizität aus.
Wieder einmal hat Karin Prien Twitter mit einem Schulhof verwechselt und dabei vergessen, dass sie das Alter, in dem solche Neckerei irgendwie sozial akzeptabel ist inzwischen deutlich überschritten haben dürfte.
Warum sie mit ihren Tweet, der als Kommentar eines unsäglichen Interviews von #Kubicki verstanden werden sollte, ausgerechnet auf einen französischen Film, der von einer ungewöhnlichen Freundschaft eines Schwerbehinderten Millonärs handelt Bezug nimmt bleibt ihr Geheimnis.
Wenn das so stimmt, dann wäre das eine gute Nachricht!
"Auch darüber hinaus sollen aber Impfungen auf Kassenkosten möglich sein, wenn es "durch eine Ärztin oder einen Arzt für medizinisch erforderlich gehalten wird".
Konkret bedeutet das, dass nicht nur eine starre Richtlinie für die Kostenübernahme entscheidend ist, sondern auch die Beurteilung einer/s Ärzt*in die die individuellen Umstände würdigen kann eine Rolle spielen.
Oder noch mal anders formuliert: es bleibt im wesentlichen beim Alten und das wäre in diesem Fall nicht das schlechteste!
Ich bin ebenfalls für eine Aufarbeitung der Krise - aber ich fürchte ich habe davon eine ganz andere Vorstellung als die, die sich gerade zu Wort melden. Wir sollten bei den schlimmsten Fehlern beginnen und uns dann langsam zu den weniger schlimmen Fehlern durcharbeiten.
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Ungerechtfertigte Demonstrationsverbote, moralinsauere Zeitungsartikel über Frühlingsspaziergänger, Fotos von Picknik-Essern im Park auf Facebook - alles ernst zu nehmende Probleme über die zu sprechen sein wird. Aber zunächst gibt es wirklich wichtigeres.
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