Ich möchte mal in einem 🧵erklären, warum aus meiner Sicht die Aktion der #LetztenGeneration in HH am WE so unfassbar brutal war.
In HH gibt es in der Nord-Süd-Achse nur zwei Querungen über die Elbe: die Elbbrücken relativ zentral und der Elbtunnel A7 im Westen von HH.
Von Freitag bis Sonntagabend war der Elbtunnel A7 wegen Bauarbeiten gesperrt. Es blieben also nur noch die Elbbrücken übrig. HH ist Transitstadt und in Niedersachsen war Ferienbeginn. Dann wird es zwar eng, aber es ist zu schaffen.
Im Süden von HH gibt es nur eine Geburtsklinik, die Frühgeburten versorgen kann, nämlich das Mariahilf Krankenhaus in HH Harburg. Diese Haus versorgt aber erst Frühgeborene ab einem Geburtsgewicht von 1500g.
Wenn Schwangere mit einer drohenden sehr frühen Frühgeburt im Mariahilf ankommen, werden sie zügig ins nahgelegene Asklepios Klinikum Altona oder ins UKE verlegt. Das klappt in der Regel auch bei Staus problemlos, weil auch Staus, im Gegensatz zu einer Blockade, beweglich sind.
Am Samstag passierte dann das: Die #LetzteGeneration kam von Süden mit Transportern auf die Elbbrücken, stellten diese quer, sprangen raus und betonierten ihre Hände ein und das Mitten auf der Autobahn!
Innerhalb kürzester Zeit war die Achse Süd-Nord nicht nur komplett blockiert, es bildete sich ein unbeweglicher Stau von ca 20 km. Die Bildung von Rettungsgassen war gar nicht möglich, weil auch alle Zufahrtswege betroffen waren.
Sie haben diese Aktion genau so zu diesem Zeitpunkt geplant mit der Total-Blockade. Das Mariahilf hat ein Einzugsgebiet mit ca. 500tsd Einwohner. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass am WE eine Frau mit drohender Frühgeburt unter der 32.SSW dort aufgenommen werden muss.
Eine Verlegung der Frau mit ihrem ungeborenen Kind wäre in der Zeit der Blockade nicht möglich gewesen. Im schlimmsten Fall wäre es für das Kind bei Geburt das Todesurteil.
Und jetzt komme ich zu dem Thema Gewalt: Gewalt gibt es in verschiedenen Formen, körperliche, psychische und indirekte Gewalt. Die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, nämlich Frühgeborene, von der bestmöglichen Versorgung abzuschneiden
ist für mich in Bezug auf Brutalität nicht mehr zu toppen. Die #LetzteGeneration und ihr politischer Arm @Die_Gruenen nehmen diese "Kollateralschäden" für ihre Agenda billigend in Kauf.
Ich habe im Herbst mein 40jähriges Dienstjubiläum als Hebamme und dachte, schon alles erlebt zu haben. Dieses WE wurde ich eines Besseren belehrt.
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1/x Ich habe als Hebamme in der Klinik die gesamte Privatisierung in den 2000ern miterlebt. Ab diesem Zeitpunkt wurden nur noch so viele personelle Ressourcen vorgehalten werden, um den Normalbetrieb gerade so aufrecht zu erhalten.
2/x Durchgesetzt wurde das von aggressiven jungen BWLern, die null Ahnung vom Gesundheitssystem haben. Schäden von Patienten werden seitdem als Kollateralschäden angesehen und von Juristen, die von den Konzernen fürstlich bezahlt werden, abgeschmettert.
3/x Das Fallpauschalensystem garantiert den Klinikkonzernen unfassbare Gewinne, die zu einem großen Teil nicht in das System zurückfließen. Die Gewinne speisen sich zum größten Teil aus den GKV-Beiträgen. Man könnte das auch als Raubzug bezeichnen.
1/x Ich bin keine #Coronaleugner in, bin geimpft und nehme die Pandemie ernst. Ich versuche, mich, meine betreuten Frauen und Kinder und meine Familie so gut es geht zu schützen. Hysterie, Panikmache und sinnlose Maßnahmen halte ich für kontraproduktiv.
2/x Seit Beginn der Pandemie vor 2 Jahren wurde alles, aber auch wirklich alles falsch gemacht: zuerst wurde Gefährlichkeit von #COVID19 von der Bundesregierung geleugnet, dann wurde der Nutzen von MSN angezweifelt, sowohl von Virologen, als auch dem #RKI
3/x Dann kam der harte 3wöchige Lockdown, der nicht hart genug war, weil es zu viele Ausnahmen gab und das Virus sich optimal verbreiten konnte. Die Öffnung war dann langsam, so hielt man die Pandemie immer knapp unter dem Siedepunkt.
1/ Lieber Genosse @Karl_Lauterbach , als freiberufliche Hebamme bin ich zu jeder Zeit , trotz #Corona, für die von mir betreuten Frauen und ihren Neugeboren da. Wir sind auch in den Risikogruppen unterwegs, weil wir Hebammen, trotz politisch irrlichtender Forderungen,...
2/ auch ungeimpfte Frauen Betreuen. Für uns Hebammen ist das eine enorme psychische Belastung und es bedeutet einen erhöhten Aufwand, den wir übrigens nicht vergütet bekommen.
3/ Ich habe mit Dir am Rande deiner Bewerbung zum SPD-Parteivorsitz in HH persönlich gesprochen. Erschrocken war ich, dass Du zum Thema jungfräuliche Informationen hast. Ich habe Dich trotzdem gewählt. @Karl_Lauterbach