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Ich habe Angst und bin frustriert.

Angst davor, wie es mit der gesundheitlichen Versorgung im Gesundheitssystem weiter geht.

Angst davor, dass auch noch die letzten guten und kompetenten Kollegen gehen und die Arbeit dann noch mühsamer wird.
Angst davor, dass die Arbeit nicht mehr schaffbar ist.

Angst davor, dass ich es nicht bis zur Rente so schaffe, obwohl ich diesen Beruf so sehr liebe.

Ich habe Angst davor, selbst pflegebedürftig zu werden, weil ich weiss, dass eine adäquate Versorgung kaum noch möglich ist...
Ich habe Angst, dass mir ein Fehler aufgrund von Zeitmangel, Quantität statt Qualität-Mentalität, schlechter Ausbildung und/oder Überarbeitung passiert, den ich nicht wieder gut machen kann.

Ich habe Angst davor, dass mich der Beruf, diese Leidenschaft, irgendwann ausbrennt...
Ich bin frustriert, weil es mir weh tut zu sehen, wie gute, funktionierende Teams nach & nach auseinanderbrechen & gefühlt noch von vielen Arbeitgebern entweder resigniert oder noch "nachgetreten" wird ohne die Fachkräfte aufzuhalten oder irgendwas zu tun, damit sie bleiben...
Ich bin frustriert, weil es kaum noch Aus- oder Weiterbildung gibt. Es geht nur noch um Profite. Quantität statt Qualität. Schnell, schnell, schnell. Durchsatz, Durchsatz, Durchsatz. "Blutige Entlassungen" sind an der Tagesordnung.Viele kommen zeitnah wieder.Dann oft als Notfall
Ich bin frustriert, weil alle resigniert und ausgebrannt sind. Alle funktionieren nur noch irgendwie nach mehr als 20 Jahren Sparzwang im Gesundheitswesen (ohne wirklichen wirtschaftlichen Erfolges) und über zwei Jahren Pandemie. Es macht mich traurig, das zu sehen.
Ich bin frustriert, wenn ich im Dienst versuche Patienten zu retten, wo schon fast nichts mehr zur retten ist. Wo ich weiss, dass auch die Kollegen nichts dafür können, weil sie selbst alle auf dem Zahnfleisch laufen, ich mich aber doch frage, ob man den Pat. hätte retten können.
Ich bin frustriert, weil wir keine vernünftige Sterbekultur in Deutschland haben, auch viele Ärzte nicht. Was ich teilweise für Patienten auf OÄ Anordnungen auf ITS behandeln muss, treibt mich aufgrund von Moral Distress sehr um.
Ich bin frustriert, weil ich immer häufiger das Gefühl habe, irgendwas wichtiges im Dienst vergessen zu haben. Ich bin frustriert, wenn ich meinen Patienten nicht gerecht werden kann. Wenn ein Pat. oder Angehöriger ein Gespräch bräuchte, aber im Nacken die Uhr tickt.
Ich bin frustriert, weil zur Aufrechterhaltung meines Anspruches an meine Patienten teilweise Überstunden von Nöten sind und das dann auf Kosten meines Privatlebens und meiner Familie und Freunde geht.

Ich möchte meinen Patienten aber gute Qualität in der Versorgung bieten...
Ich bin frustriert, weil wir mit den psychischen Belastungen besonders der letzten zwei Jahre alleine gelassen wurden. Weil es kaum Möglichkeiten zum professionellen Debriefing oder unkomplizierte, psychologische Mitbetreuung zur Prävention psychischer Erkrankungen für uns gibt.
Ich bin frustriert, weil es wenig Fehlerkultur und dafür viel Selbstherrlichkeit gibt. Dabei könnten wir doch alle voneinander lernen. Es sollte doch das Ziel sein, sich gemeinsam fortzubilden, um Fehler zu vermeiden und die Qualität unserer Patientenversorgung zu optimieren.
Ich bin frustriert, weil wir immer noch nicht gehört werden von der Politik und es immer noch viel zu viele Schlupflöcher in der Gesetzelgebung gibt, die findige Arbeitgeber ausnutzen (wie auch den arbeitsrechtlichen Analphabetismus vieler Kolleg*innen). Aber nichts passiert.
Ich bin frustriert, weil das Abrechnungssystem in Deutschland zunehmend auf gegenseitigem Misstrauen beruht. Wenn nicht alles penibel genau dokumentiert ist, glaubt man uns z.B. nicht, dass der Patient wirklich beatmet wurde. Das ist absurd! Und es klaut mir wertvolle Zeit...
Ich bin frustriert, weil ich immer mehr Papierkram zu bewältigen habe, aber immer weniger Zeit für die Patienten und ihre Angehörigen zur Verfügung steht. Es raubt uns Kraft und nimmt uns wahnsinnig viel Zeit, die man lieber zur Behandlung der Patienten verbracht hätte.
Ich bin frustriert, weil die Digitalisierung im Gesundheitswesen ein Witz ist. Egal, was in den letzten Jahren als grosse Digitalisierungsoffensive angepriesenen wurde, es war nur lächerlich und gefühlt technisch 10 Jahre zurück und schon wieder "out".
Ich bin frustriert, weil auch im Alltag die Digitalisierung nur mässig voran kommt oder schlecht gemacht & durchdacht ist. Weil es sperrig ist und Zeit kostet, weil es teilweise nicht einfach zu Handhaben ist. Weil es mehr Arbeit macht, als das es hilft.
Ich bin frustriert, weil wir auch mal streiken müssen, da es so nicht mehr weiter geht. Aber dann sofort Desinformationskapagnen durch AG oder Bild/Welt & Co. laufen oder sogar teilweise durch Politiker eine "Einschränkung des Streikrechtes" gefordert wird. Eine Unverschämtheit!
Ich bin frustriert, weil wir spätestens seit der Pandemie ganz laut um Hilfe schreien.

Tagtäglich. Immer wieder.

Und nichts passiert. Im Gegenteil es wird gefühlt immer schlimmer.

Aussagen und Angebote wie z.B. zuletzt von der @Die_VKA sind ein Schlag ins Gesicht!
Ich wünsche mir mehr

- Annerkennung für unsere Leistungen
- Zeit für Patientenversorgung
- Aus-, Fort- und Weiterbildung
- wieder mehr Qualität und nicht nur der reine Blick auf Quantität
- legalislatives Engagement für besseren Arbeitsschutz sowie bessere Arbeitsbedingungen
- weniger Notwendigkeit bürokratischer Tätigkeiten
- weniger Misstrauen in der gegenseitigen Abrechnung
- bessere und durchdachtere Digitalisierungskampagnen sowohl durch die Häuser selbst als auch durch die jeweiligen Regierungen
- mehr psychologische Betreuung/Gesundheitsschutz
- mehr präventive niedrigschwellige Maßnahmen zur Gesundheitserhaltung der Mitarbeitenden
- mehr Fehlerkultur
- mehr Mut für alternative Arbeitzeitmodelle, um Mitarbeitenden im Gesundheitswesen eine bessere Perspektive zum Bleiben zu ermöglichen
- mehr innovative Modelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern
- weniger "Pflege kann jeder"-Mentalität sondern Anerkennung dieser sehr wichtigen und dezidierten Profession
- ein offenerer Umgang mit dem Thema Tod und Sterben in unserer Gesellschaft
Ich hoffe, dass sich etwas ändert. Sonst kann die Versorgung meines Erachtens nach nicht mehr auf Dauer auf bekanntem Niveau in naher Zukunft aufrechterhalten werden...

Wir brauchen adäquate Streiks,um auf uns aufmerksam zu machen. Anders geht es nicht mehr, weil niemand zuhört
Ich gebe nicht auf, ich mache weiter. Ich versuche für mein Team und mich im kleinen Rahmen etwas berufspolitisch zu ändern und zu verbessern. Es fühlt sich nur manchmal so an wie die berühmte Sisyphusarbeit. Aber vielleicht trägt es ja doch die ein oder andere Blüte ...🌷💐
Ich würde mir eine Zeitenwende auf jeden Fall sehr wünschen...

Daher volle Solidarität mit allen, die sich für eine Wende im Gesundheitswesen einsetzen. Für uns alle. Danke! 🫶

@BerlinerKHB @BochumerBund @marburger_bund @AktionZNAretten @BunteKittel @Init_BLN_KiKli @notruf_NRW

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Nov 19, 2022
Ich habe gekündigt. Meine persönliche Reißleine... Ich liebe mein jetziges Haus, liebe meine ärztlichen und pflegerischen Kollegen und arbeite sehr gerne mit den anderen Abteilungen zusammen. Es macht einfach Spass. Aber...

Ein Thread 🗣️🧵
Seit einiger Zeit merkt man: wir können nicht mehr. Wir sind ausgebrannt. Die Wochenpläne sind spätestens Montagmittag über den Haufen geworfen. Alle sind erschöpft. Da hilft noch so viel gute Laune nicht. Viele haben durch das ständige Einspringen Eheprobleme.
Wir haben uns mit AÄ, FÄ und sogar einigen OÄ zusammengetan und bei Leitung auf Situation aufmerksam gemacht. Einfach nur frustran.

Leasing 🙅‍♀️
Saal sperren 🙅‍♀️ (2 Säle mehr seit 3 Monaten ohne mehr Leute!)
Mit Leitung mits GF reden, um auf die Situation aufmerksam zu machen 🙅‍♀️
Read 7 tweets
Nov 17, 2022
Weinen. Es ist nur noch zum Heulen. Gestern gehört, dass man bei uns zu Assistenten der chirg. Fächer sagt, sie sollen nach einem durchgemachtem 24h BD halt bleiben, wenn sie Weiterbildung wollen. Das sei schliesslich die "gute alte Art" so hat man es "doch früher auch gemacht"
Das ist aus zwei Gründen nicht rechtens:

a) laut Arbeitszeitschutzgesetz beträgt die max. zulässige Arbeitszeit 24h. Wer dann noch länger bleibt ist nicht versichert bei Schadensfall - just saying. Abgesehen davon will niemand von einem quasi betrunkenen Arzt operiert werden
b) laut WBO hat die Weiterbildung (ich sags nochmal lauter für die hinteren Plätze) im TAGESGESCHÄFT, wenn die Weiterbildungsbefugten auch DA SIND stattzufinden. Die Tageseinteilung sollte nach den INDIVIDUELLEN WEITERBILDUNGSBEDÜRFNISSEN DER WEITERZUBILDENDEN erfolgen. Mic drop.
Read 8 tweets

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