Thread by @HenrietteQuade

Der Artikel skizziert, wie komplex das ist, womit sich der Landtag dringend beschäftigen muss: Im Fall #Inga gibt es ernst zu nehmende Hinweise auf Versäumnisse und Ungereimtheiten in den Ermittlungen. 🧵 mdr.de/nachrichten/sa…

Diesen nachzugehen ist eine enorme Herausforderung und unsere Aufgabe. Im Moment liegt der Fall im Innenausschuss. Dort gab es bisher 2 Befassungen, die bei mir mehr Fragen und Widersprüche als Antworten hinterlassen.

Nicht nachvollziehbar sind in meinen Augen die Aussagen zum Auftrag und Zustandekommen einer Prüfgruppe im Jahr 2019, die auf Bitte des LKA gebildet wurde, ihre Arbeit aber nach 11 Tagen einstellte und aufgelöst wurde.

Während in der Kräfteanforderung die Rede davon ist, dass alle ungelösten Vermisstenfälle der PI Stendal einer Cold-Case-Betrachtung unterzogen werden sollen, behauptete das Innenministerium im März, es wäre von Anfang an nur um einen konkreten Hinweis gegangen.

Auf mehrfache Nachfrage, wie die Gruppe ihre Arbeit so schnell beenden konnte und ob ein weitergehender Prüfauftrag existiert hätte, sagte das Innenministerium: ein weitergehender Auftrag sei nicht bekannt und eine Neubetrachtung des Falls Inga in Gänze nie geplant gewesen.

Dann zitierte ich die Kräfteanforderung, die übrigens für 3 Monate beantragt wurde. Daraufhin wusste das Ministerium plötzlich doch zu berichten, dass darin nur der grobe Rahmen angesteckt sei und sich bei einem Arbeitstreffen verständigt wurde, wie man damit umgeht.

Hm. Warum die Kräfteanforderung etwas anderes behauptet und warum es für diesen einen Hinweis eine eigene Prüfgruppe brauchte (inkl. Personalabordnungen aus LKA und anderen Dienststellen)
und er nicht im Rahmen der bestehenden Ermittlungen überprüft wurde, blieb unklar.

Ende März erreichte den Ausschuss dann ein schriftlicher Nachbericht zur Sitzung. Darin eine neue Version: demnach wurde der Auftrag absichtlich und bewusst verschleiert bzw., wie es hier heißt, auf Wunsch des LKA „legendiert“.

Warum? Wem gegenüber? In der gestrigen Sitzung hieß es zunächst „den anderen Behörden gegenüber“. Das LKA sah also die Notwendigkeit „anderen Behörden gegenüber“ eine Legende zu finden? What? Und vor allem: warum?

Und -wenn das so war- warum hat das Ministerium diesen (ich mutmaße nicht so häufigen) Vorgang dem Ausschuss bei seiner Sitzung im März nicht so dargestellt? Die Fragen wurden auch gestern nicht plausibel beantwortet. Es bleiben Spekulationen.

Das ist nur ein Komplex, der deutlich macht: hier ist Aufklärung dringend nötig.
Es gibt zahlreiche weitere: eine Psychologin, die ein fallanalytisches Gutachten erstellen sollte, obwohl sie keine Fallanalytikerin, dafür aber die spätere Ehefrau des Ermittlungsführers, ist.

Wie ging die Prüfgruppe dem Hinweis konkret nach? Warum wurde die Beamtin, die die Gruppe leiten sollte, durch einen in Vermissten- und Mordsachen unerfahrenen, unwilligen und aktenunkundigen Beamten ersetzt? Wurde den Hinweisen aus der Polizeiakademie Niedersachsen nachgegangen?

Das sind nur einige Schlaglichter. Sie machen deutlich: Aufklärung ist dringend nötig. Sie kann nicht nur auf den Aussagen des Ministeriums basieren. Wir brauchen dringend auch die Möglichkeit, diese Aussagen zu überprüfen und handelnde Akteur:innen zu befragen.

Mein tiefer Respekt gilt den Eltern von Inga, die den Sitzungen stets folgen. Mein ausdrücklicher Dank gilt @RaTzschoppe, der uns auf diese Widersprüche und Merkwürdigkeiten aufmerksam gemacht hat. Ich hoffe inständig, es gelingt, diese aufzuklären.