10 Thesen gegen einen Industriestrompreis, im 🧵:
These #1:
Ein #Industriestrompreis bremst die ökologische und digitale Transformation, wenn er alte Strukturen zementiert anstelle eine Erneuerung der Industrie zuzulassen.
Er wird langfristig eine Deindustrialisierung verstärken, und nicht verhindern, wenn er die Chancen für neue, innovative Ideen und Unternehmen verschlechtert.
#3:
Die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes hängt nur begrenzt an Energiekosten. Wichtiger sind bessere #Rahmenbedingungen durch weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren, bessere Infrastruktur, Verbesserung bei Fachkräften,etc. Hierauf sollte die Priorität liegen.
#4:
Ein #Industriestrompreis konterkariert dringend notwendige Energieeinsparungen und Investitionen in #Energieeffizienz. Dadurch werden Energiekosten mittelfristig eher höher sein und die Nachteile für die zunehmen, die keine Subventionen erhalten.
These #5:
Der Erhalt von energieintensiver Produktion in Deutschland per se kann keine Rechtfertigung für einen #Industriestrompreis sein. Wichtiger für die Wettbewerbsfähigkeit ist die Innovationskraft und der Erhalt oder die Schaffung produktiver Arbeitsplätze in Deutschland.
Wenn die Verlagerung von energieintensiver Produktion ins Ausland die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen stärkt und Arbeitsplätze in Deutschland sichern hilft, dann muss diese nicht schlecht sein.
These #6:
Eine #Industriepolitik ist gerechtfertigt, sie sollte jedoch:
— selektiv auf einige wenige Schlüsselindustrien begrenzt bleiben, nicht auf Subventionen für gesamte Wertschöpfungsketten
— Innovation und Forschung und Entwicklung fördern, nicht Energie subventionieren.
…
— Anreize für Investitionen setzen, nicht Produktion subventionieren.
These #7:
Ein #Industriestrompreis dürfte extrem teuer werden. Gelder für andere wichtige Prioritäten werden dadurch fehlen.
These #8:
Ein #Industriestrompreis ist höchst unsozial:Unternehmen sollen dadurch massiv subventioniert werden, Bürgerinnen und Bürger vor allem mit geringen Einkommen gehen leer aus, obwohl sie in dieser Krise massive Reallohnverluste und Einschränkung ihres Wohlstands erfahren.
These #9:
Mit dem #Industriestrompreis macht Deutschland wieder einmal einen nationalen Alleingang und spaltet #Europa. Keine Regierung hat in dieser Krise seine Unternehmen so massiv subventioniert, wie in Deutschland. …
Dies führt zu einem unfairen Wettbewerbsvorteil für deutsche Unternehmen, was unsere europäischen Nachbarn zu Recht kritisieren.
These #10:
Das Argument ist unsinnig, es sei doch noch genug Geld im #Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesregierung vorhanden um die Kosten eines #Industriestrompreis|es zu finanzieren. Denn das Geld fehlt dann anderswo.
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Teile des Widerspruchs auf meine 10 Thesen gegen einen #Industriestrompreis argumentieren, das Ziel dieser Subvention sei eine schnellere Elektrifizierung (plus H2), also Übergang von Industrieprozessen mit fossilen Energieträgern zu Strom.
Dieses Argument ist legitim und wichtig, es rechtfertigt jedoch per se keine Blanko-Subventionieren von Strom:
Es ist richtig, dass die Elektrifizierung schneller vonstatten geht, wenn der Preisunterschied zwischen Strom und fossilen Energieträgern groß ist. Dieser Preisunterschied war jedoch niemals größer als heute (durch den Krieg und durch die Einführung/Erhöhung des CO2 Preises).
Wichtige Analyse zum Mythos der Lohn-Preis-Spirale: #Löhne sind moderat gestiegen und haben 2022 kaum zur #Inflation beigetragen, der starke Anstieg der #Gewinne der Unternehmen jedoch deutlich mehr — auch in der Industrie und energieintensiven Branchen.
Dieser Unterschied ist nochmals deutlich stärker, wenn man die Produktivität und andere Faktoren mit berücksichtigt und sich die Kostensteigerungen pro Stück anschaut.
Interessant: in der Industrie waren die Lohnsteigerungen 2022 gerade einmal so hoch wie die #Produktivität, der Preisanstieg wird ausschließlich durch höhere Gewinnmargen der Unternehmen erklärt.
Die US-Notenbank Federal Reserve versucht mit ihrem heutigen langsameren Kurs der #Zinserhöhungen einen schwierigen Spagat zwischen #Preisstabilität und Finanzstabilität.
Die Entscheidung ist riskant, weil sie Unsicherheit schafft über Kurs und Prioritäten. Der wichtigste Grund ist wohl die Sorge, dass man mit einem Kurswechsel mehr Sorgen über die Gesundheit von Banken und des Finanzsystems preisgeben würde, als zu diesem Zeitpunkt lieb ist.
Es ist wohl die Sorge um selbsterfüllende Erwartungen und eine Vertrauenskrise in den Kapitalmärkten. Man will vermeiden, dass Sparer und Investoren ihre Gelder abziehen und damit eine Bankenkrise (mit) auslösen, die die Wirtschaft in schwierigen Zeiten in eine Rezession treibt.
#Finanzkrisen sind per Definition kaum vorhersehbar. Die systemischen Risiken im Finanzsystem sind heute deutlich geringer als während der Lehman-Pleite im September 2008. Viele Finanzinstitute verfügen über mehr Eigenkapital und Absicherungen.
Aktuell ist meine größte Sorge, dass es zu einer #Panik auf den Kapitalmärkten kommt, da niemand weiß, welche Banken noch in Schieflage geraten könnten. Eine solche Panik könnte zu sogenannten selbsterfüllenden Erwartungen führen.
Ein vermeintlich starkes Argument ist, die Kommunen, und viele ihrer kommunalen Einrichtungen und Unternehmen, könnten deutliche Lohnerhöhungen nicht bezahlen. …
Es stimmt, dass viele Kommunen in einer schwierigen finanziellen Situation sind.
Aber, drei Argumente geben eine andere Perspektive:
BF Lindner weist zu Recht auf den starken Anstieg der Zinskosten hin. Betrugen diese Zinskosten 2021 noch € 3,9 Milliarden, so werden sie dieses Jahr mit fast € 42 Milliarden im Bundeshaushalt veranschlagt, das sind knapp 1% des BIP.
Aber drei Argumente werden häufig in der Diskussion ignoriert.
1. Die Zinskosten des Staats sind auch heute historisch gesehen ungewöhnlich gering. Außergewöhnlich waren vielmehr die letzten Jahre, da die Nominalzinsen ungewöhnlich niedrig waren.