Guten Abend an alle!
Heute habe ich schon kurz erklärt, dass (1) Musikhören möglicherweise vermittelt über unsere Stress-Systeme zur Verbesserung unserer Gesundheit beitragen kann und (2) wir Smartphones und Apps nutzen um dies tatsächlich im realen Alltag zu untersuchen (1/n)
Daher ist es jetzt Zeit für #ScienceInAction und einen Überblick bisheriger Alltagsbefunde: (1) Gründe des Musikhörens
In einer ersten wichtigen Studie mit gesunden Studierenden fand meine frühere Kollegin, die wunderbare @AlexandraWuttke, dass sciencedirect.com/science/articl…
(2/n)
Musikhören im Alltag mit geringerem subjektiven Stresserleben einherging - vor allem wenn mit dem Ziel der Entspannung Musik gehört wurde, denn dann zeigten sich zusätzlich geringere Werte des Stresshormons #Kortisol im Speichel (3/n)
(2) Musik und körperliche Beschwerden
Darauf aufbauend haben wir in dieser Studie untersucht, ob Musikhören im Alltag auch bei Personen mit anhaltenden körperlichen Beschwerden (u.a. Schmerzen, Erschöpfung) positive Effekte haben kann. nature.com/articles/s4159… (4/n)
Wir fanden die oben postulierte Vermittlung: wurde Musik gehört, so wurden daraufhin geringere subjektive Stresswerte berichtet, was wiederum mit geringeren körperlichen Beschwerden einherging. Es zeigte sich keine Vermittlung über biologische Stressmarker. (5/n)
Vor allem als fröhlich wahrgenommene Musik schien mit reduzierten körperlichen Beschwerden einherzugehen - was neben den Gründen des Musikhörens auch die Rolle von Musikmerkmalen betont (6/n)
Das Hören von als beruhigend wahrgenommener Musik ging zudem in Studie (1) und (2) mit einer Herabregulation der Aktivität des Autonomen Nervensystems (d.h. einem körperlichen Entspannungszustand) einher. (7/n)
Wichtig dabei zu beachten: der Effekt geht auch in die andere Richtung - also aktivierende Musik ging mit einer Heraufregulation des Autonomen Nervensystems einer - je nach Kontext wollen wir mal das eine - mal das andere 🎶🧠(8/n).
(3) Musik und #COVID19
Zuguterletzt hatte ich die Möglichkeit, gemeinsam mit einem tollen Team an KollegInnen auch in einer großen Alltagsstudie zu untersuchen, ob Musikhören im Alltag während des ersten #lockdowns 2020 positive Auswirkungen auf #stress und #stimmung hatte. (9/n)
#FUNFACT des Abends:
Die #Tanzwut auch #Tanzplage, Tarantismus oder Veitstanz genannt war ein gesellschaftliches Phänomen etwa im Mittelalter, das vor allem im Rhein-Mosel-Maas-Gebiet auftrat, z.B. in Aachen, Eifelgebiet, auch Straßburg (1/4)
Diese "Tanz-Epidemie" wurde als massenhysterisches Phänomen beschrieben. Große Gruppen von Menschen tanzten offensichtlich unaufhörlich und unfreiwillig, bis sie erschöpft zusammenbrachen oder gar starben (2/4)
In der Limburger Chronik (von Wolfhagen, 1378-1402) heißt es: "Zu mitten Sommer 1374 da erhob sich ein wunderlich ding auf Erdreich, und sonderlich in Teutschen Landen, auf dem Rhein und auf der Mosel, also dass Leut anhuben zu danzen und zu rasen ... (3a/4)
Hier unten ⬇️ hatte ich schon einen kurzen Einblick in unsere Alltagsstudien zu den Auswirkungen von #Musikhören im Alltag auf unser #Stresslevel gegeben 📲🎵🧠🎶
Wie ist das nun, wenn wir gerade in einer akuten Stresssituation stecken? (1/n)
Psychobiologisch muss man unterscheiden zwischen Musikeffekten (a) auf basale Stresswerte - also die ganz normale Tagesaktivität unserer Stress-Systeme und (b) in akuten Stressreaktionen, hier fahren unsere Stress-Systeme ganz besonders hoch. (2/n)
Im Alltag sind wir immer wieder kleineren Stresssituationen ausgesetzt - #workoverload, #Stau oder #Busverpasst obwohl man schon zu spät zum nächsten Termin dran ist, #Konflikte auf der Arbeit oder familiär... sog. Alltagsstressoren (3/n)
Mit diesem Thema werden Bücher gefüllt - ich fokussiere hier nur auf ein paar Bereiche - weiter unten gibt's vertiefende Literatur für alle, die mehr Wissen wollen :) (1/n)
Beim Musikhören ist nicht nur der Bereich im Gehirn besonders aktiv, der für das „Hören“ zuständig ist sondern viele weitere Strukturen beider Gehirnhälften, die mit der Ver- und Bearbeitung von Emotionen, Erinnerungen und der Steuerung unserer Stress-Systeme zu tun haben. (2/n)
Strukturelle Merkmale der Musik wie die Klangfarbe, Intensität (laut, leise), Rhythmus werden vermutlich schon sehr früh analysiert im Hirnstamm, der u.a. mit der Kontrolle des Autonomen Nervensystems (ANS) beauftragt ist (3/n)
#music Möglichkeiten und Grenzen:
Macht Mozart-Musik schlau?
Der „Mozart-Effekt“ beschreibt die Idee, dass das Hören klassischer Musik (Mozart insbesondere) die Intelligenz erhöht, vor allem wenn sie schon im Kleinkindalter gehört wird. (1/n)
Wie alles begann:
1993 fand ein Team um Francis Rauscher in einer Studie mit 36 (!) Studierenden heraus, dass die Studierenden bessere Leistungen in einem Intelligenz-Subtest zum räumlichen Denken erzielten, wenn sie zuvor 10 Minuten der Mozart Sonate KV 448 hörten (2/n)
🥁🥁🥁Tadaaaa:
Aktivierung auf Platz#1 aber ganz dicht gefolgt von Entspannung - und viele von Euch haben noch zusätzliche Angaben gemacht - wie "als Hintergrundmusik" also zur Begleitung einer anderen Tätigkeit wie Autofahren, putzen,... (1/8)
zur "besseren Konzentration bei der Arbeit", "der Musik wegen, weil es einfach Freude macht" uvm (2/8)
In unseren Studien setzen wir regelmäßig einen Fragebogen ein, der solch "habituelles Musikhörverhalten" abfragt.
Auch in unseren Forschungsumfragen sind "Aktivierung" und "Entspannung" immer ganz vorne mit dabei :) (3/8)
Bevor ich später noch was zu einigen Ergebnissen unser Alltagsstudien zum #Musikhören berichte, hier noch der #FUNFACT des Tages: (1/4) 💡💡💡
Der sogenannte "Stereobelt" (dt. Stereogürtel) wurde 1977 von Andreas Pavel erstmals zum Patent angemeldet - BEVOR Sony seinen #walkman auf den Markt brachte (1979) (2/4)
Hier ein paar Bilder:
Den Stereobelt war eine Möglichkeit, "to add a soundtrack to real life. ... It was an incredible feeling, to realize that I now had the means to multiply the aesthetic potential of any situation."
sagte Pavel in einem Interview (3/4)(nytimes.com/2005/12/17/wor…)