Thread by @PhiKuro

Hier gibt es einiges zu #Soros zu lesen. Von mir nur als kleine Ergänzung dazu, warum "he hates humanity" eine mindestens 2000 Jahre alte Sprachfigur des Antisemitismus' ist. #Thread

https://twitter.com/kattascha/status/1658406406305841152

Prominent wurde diese Figur ausgerechnet in der #Christenverfolgung durch Kaiser Nero. Hier wird überliefert bei Tacitus, Annalen XV,44,4 werden die Christen nicht nur wegen des Brandes von Rom verurteilt, sondern auch wegen des Verbrechens: Odium Humani Generis.

Mit anderen Worten: Hass auf das Menschengeschlecht. (Musk: he hates humanity). Nun wird schon im Urteil Neros deutlich, dass die Christen als Juden angesehen werden, sie "erben" also diesen Vorwurf. Siehe auch das sogenannte Claudius-Edikt, wo Christen auch Juden genannt werden.

Dass der Vorwurf gegen die Juden älter ist als Nero und Tacitus wissen wir ausgerechnet von Paulus: Im 1. Thessalonicher 2,15 macht er wüste Vorwürfe gegen "die Juden" die darin gipfeln, dass sie "gegenüber allen Menschen feindlich" seien.

Ziemlich sicher hat er diesen Vorwurf nicht erfunden, sondern greift ein antikes Vorurteil auf, das wahrscheinlich schon viel älter ist, mindestens bis in die Makkabäerzeit, wo auch andere antijüdischen Vorwürfe schon zirkulieren.

So wurde z.B. die Beschneidung mit Kastration gleichgesetzt, auf die Todesstrafe stand. Auch das ein Vorwurf, den Paulus bei Gelegenheit mitnimmt, wenn die Auseinandersetzung mit seinen Gegnern hitzig wird.

Wir gehen in der Forschung davon aus, dass Paulus wahrscheinlich gar nicht direkt gegen Juden polemisierte, sondern nur gegen heidnische Christen, die so gerne Juden wären, denn diese Polemik begegnet nur in Briefen an heidnische Gemeinden.

Entsprechend nicht im Römerbrief, Korintherbrief, Epheserbrief wo Juden und Heiden gemeinsam eine Gemeinde bildeten, aber in Galater, Thessalonischer und Philipperbrief. Paulus ist den Heiden ein Heide, und hetzt gegen Juden, zu denen er selber erklärtermaßen gehört.

Wichtig ist hier nur: Es handelt sich nicht nur um Vorurteile, die Geringschätzung transportieren, sondern um justitziable Verleumdungen, die jeweils die staatliche Todesstrafe rechtfertigten. Um es mit @ardenthistorian zu sagen: Im Kern genozidal.

Es ist also mindestens geschichtsvergessen, wenn Musk den Vorwurf des Menschenhasses gegen einen jüdischen Mitmenschen äußert, mit dem er Meinungsverschiedenheiten hat. Wahrscheinlich ist es aber viel schlimmer.

Wir Christen müssen unseren eigenen Antisemtismus aufarbeiten, der von Paulus über die Kirchenväter, die mittelalterliche Judensau, Martin Luther bis zum modernen Antisemitismus und den Holocaust führt.

Dazu gehört auch, dass wir all denen energisch ins Wort und in den Arm fallen, die bösartig oder bedenkenlos antisemitische Vorurteile wiederbeleben oder weiterverwenden. Ob sie der Nazi von nebenan sind oder der Milliardär in den USA.

@Afelia, @EliyahHavemann fyi.