Read on Twitter
"Es war aber auch nicht alles schlecht im Nationalsozialismus" - ich bin Jahrgang 1965 und habe die Zeit nicht erlebt. Aber die Großelterngeneration, die auch an den Schulen unterrichtete, benutzte den Spruch häufig. Neben "Das war halt damals so." wenn Briefe auftauchten, die
mit "Heil Hitler" unterschrieben waren. Es wurde auch von den Kindern gerne übernommen, da es auch dem "Meine Eltern waren nicht schlecht" vorschub leiste. Keiner war schuld und keiner war an dem Grauen beteiligt. Niemand hatte was gemacht. Alle waren angeblich unschuldig.
Insbesondere die Generation von Henryk Modest Broder erzählte sich das Märchen gegenseitig gerne. Selbst bei der Beerdigung meiner Tante wurde der Vater als harmloser Finanzbeamter dargestellt. Mein Großvater ist demnach unschuldig und hat nichts getan. Auch das Märchen über
Onkel Gustav, da wollte niemand so genau hinsehen. Und niemand und auch niemand dieser Generation wollte die Märchen über die Eltern hinterfragen. Wäre auch für die eigene Karriere schlecht gewesen. Wenn Hans A. Engelhard Nazis in der Verwandtschaft gehabt hätte, das wäre nicht
gut für die Karriere gewesen. Sowas gab es also in der Verwandtschaft einfach nicht und wurde einfach unter den Teppich gekehrt. Was an den Tatsachen natürlich nichts änderte, aber dafür bemühte man sich um so demokratischer und um so rechtschaffener zu sein.
Das diese Lebenslüge einer ganzen Generation ausgerechnet von Henryk M. Broder in Zusammenhang mit der #LetzteGeneration kolportiert wird, lässt mich etwas fassungslos zurück.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
