Auf Twitter trendet der von rechtsradikalen Akteur:innen gepushte Hashtag “Stolzmonat” als versuchtes Gegennarrativ zum queeren #Pridemonth. Grund für den Trend ist aber vor allem: metapolitische Social Media-Manipulation.
Eine Analyse. 🧵
1/20
Vorlauf zur Kampagne war ein Twitter-Post der AfD Wuppertal mit einem Auszug aus dem Lied “Neue deutsche Härte” des Rappers Fler: “Schwarz rot gold - Hart und stolz”. Dieser distanzierte sich daraufhin sowohl von der AfD als auch von dem Lied selbst.
2/20
Anschließend verbreiteten sich relativ schnell Postings mit dem Hashtag “Stolzmonat”. User:innen sollen anstatt der Pride-Fahne die Deutschlandfahne nutzen, um ihren Nationalstolz zu zeigen - und queere Menschen zu ärgern.
3/20
Suggeriert werden soll die organische Entstehung eines Trends, der von vielen Menschen getragen wird. Dies ist aber nicht wirklich der Fall, sondern es gibt Hinweise auf eine Koordinierung. Dies nennt sich “Astroturfing”.
4/20
Außerdem soll über das Verbreiten des Hashtags eine Größe und Schlagkräftigkeit der queerfeindlichen Bewegung vermittelt werden, die so (zum Glück) nicht gegeben ist. Es handelt sich primär um frustrierte Menschen mit zu viel Zeit.
5/20
Hashtag und Memes werden von einschlägig bekannten faschistischen Trollen, dem Blogger Miro Wolfsfeld, rechten Influencern und Mitgliedern der AfD verbreitet. Hier zeigt sich erneut, dass die AfD keine Berührungsängste hat wenn es um Rechtsextreme geht.
6/20
Wie Martin Sellner erklärt, solle das Ziel der Aktion sein, eine Diskussion um Nationalstolz anzustoßen: “Wenn Menschen fragen, wieso man auf sein Land stolz ist, frage sie zurück, wieso sie auf ihre Queerness stolz sind”, so Sellner.
7/20
Dies zeigt vor allem, wie wenig Rechte die Kämpfe queerer Menschen verstehen: der Pride-Monat zelebriert, dass die Community gegen gesetzliche und gesellschaftliche Diskriminierung eine Sicherheit und Sichtbarkeit erstritten hat.
8/20
Weiterer Aspekt der Kampagne sind die sogenannte “Memetic Warfare” und die Gamifizierung von Hass. User:innen können sich alle aktiv an der Hetze beteiligen, Memes erstellen, sich vernetzen und daran erfreuen, andere zu “triggern”.
9/20
Es wird außerdem dazu aufgerufen, LGBTQ-solidarische Inhalte mit queerfeindlichen Kommentaren vollzuspammen oder Unternehmen, die Regenbogenflaggen im Profilbild nutzen, dafür zu attackieren.
10/20
LGBTQ-Feindlichkeit ist eines der momentan wichtigsten Themenfelder der bürgerlichen und extremen Rechten und dient regelmäßig als Radikalisierungsfaktor nach rechts. Im “Stolzmonat” wird sie konkret als Rekrutierungsinstrument genutzt.
11/20
Des Weiteren soll vermittelt werden: “Queere Menschen gehören nicht zu Deutschland”. Dieser Gedanke von “zersetzenden” Homosexuellen und trans Personen geht bereits auf den Nationalsozialismus zurück.
12/20
Der bodenständige deutsche Nationalstolz gilt hier als Gegenbewegung zur Moderne, zu Diversität, zur Akzeptanz und Repräsentation von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Dieses Narrativ ist fester Bestandteil rechtsradikaler Ideologie
13/20
Der rechtsradikale Podcaster Aaron P., der unter dem Namen “Shlomo Finkelstein” auftritt, verklärt in einem Interview mit der “Jungen Freiheit” die Identifikation mit der Deutschlandfahne als “revolutionären Akt”.
14/20
Er verkauft damit Nationalstolz, der in Deutschland Grundlage für rassistische Morde, antisemitische Pogrome, menschenfeindliche Grenzpolitik, etc genutzt wird, als subversiv. Dies bezeichnet die kritische Theorie als “Autoritäre Revolte.”
15/20
Diejenigen, die am “Stolzmonat” partizipieren, bilden sich ein, als unterdrückte Rebell:innen gegen eine mächtige LGBTQ-Lobby zu handeln - dabei ist LGBTQ-Feindlichkeit nicht subversiv, sondern leider zunehmend gesellschaftsfähig.
16/20
Zusammenfassend zeigt der Hashtag die Vernetzung und bereitwillige Zusammenarbeit von AfD, Transfeind:innen, rechten Trollen und Neonazis. Es wird leider nicht der letzte koordinierte Angriff gegen die queere Community sein.
18/20
Nicht nur im Pride-Monat, sondern auch sonst ist es unerlässlich, gegen Homo- und Transfeindlichkeit aktiv zu werden. Reaktionäre Kräfte erstarken zunehmend - stellen wir uns ihnen entgegen!
19/20
Die @AmadeuAntonio wünscht allen Menschen der queeren Community und ihren Mitstreiter:innen einen solidarischen, kämpferischen und bunten Pride Monat!🏳️🌈 #PrideMonth2023#PrideMonth
20/20
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Die extreme Rechte ist umtriebig wie eh und je. Ohne große Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gab es vergangenes Wochenende viel Veranstaltungen der extremen Rechten. Ein kurzer Thread 1/4
Aber das war nicht die einzige Veranstaltung in Thüringen. Denn die sog “Burschentage” der Deutschen Burschenschaft (DB) fanden in #Eisenach und #Seebach statt. Dort wurde in “guten alten Zeiten” geschwelgt und “ab-, ab-, abschieben!” skandiert. 3/4
Heute startet die #republica und da dürfen wir natürlich nicht fehlen. Besucht uns an unserem Stand L3 - und natürlich bei unseren Talks! 1/4
Morgen, am 6. Juni, um 18 Uhr sprechen unsere Kolleginnen Una Titz & Theresa Lehmann in der Lightning Box 1 über “Algospeak”: Um sich der Moderation zu entziehen, sind Demokratiefeind*innen auf #TikTok kreativ geworden und nutzen ihre ganz eigene Sprache. 2/4
Ebenso morgen: Austausch und Vernetzungstreffen mit dem Stammtisch für politische Bildungscreator*innern zu politischer Bildung im Kurzvideoformat
Ab 17:30 Uhr im Media Meet Up, u.a. mit unseren Kolleginnen Eva Kappl und Theresa Lehmann. 3/4
Gemeinsam gegen Falschinformationen: Um Menschen besser vor zunehmenden Falschinformationen online zu schützen, unterstützen wir @GoogleDE . Die Kampagne setzt dabei auf die sogenannte „Prebunking“-Methode um Falschinformationen zu begegnen, noch bevor sie sich verbreiten. 1/5
Wir freuen uns sehr über den Startschuss zur #Prebunking-Kampagne mit @Jigsaw, @MoonshotTeam & Partnern aus der Zivilgesellschaft. In 3 Videos werden Manipulationstechniken aufgezeigt, um Menschen zu helfen, sich vor Falschinformationen zu
schützen. 2/5 blog.google/intl/de-de/unt…
“Prebunking” ist eine Methode, um Falschinformationen zu begegnen, noch bevor sie sich verbreiten. Die Idee dahinter: Wenn wir Manipulationstechniken kennen & verstehen, können wir uns und andere besser davor schützen.
Wie das aussieht, seht ihr hier: 3/5
Wir gedenken des 37-jährigen Horst Hennersdorf, der heute vor 30 Jahren, am 5. Juni 1993, in Fürstenwalde/Spree von zwei Rechtsextremen ermordet wurde.
CN: Gewalt #keinVergessen#rechteGewalt 1/11
Horst Hennersdorf, genannt „Horstel“, wurde am 25. Juni 1955 geboren. Zur Tatzeit lebte er ohne Wohnung in Fürstenwalde an der Spree. Über sein Leben ist leider wenig bekannt. 2/11
Fürstenwald ist kurz nach der Wende ein Hotspot der rechtsextremen Szene. Neonazis gelingt es dort stellenweise soziale Räume zu dominieren. Das führt auch dazu, dass es zu der Zeit zu einer ganzen Reihe an Straftaten kommt. 3/11
Putins Rede zur Lage der Nation ist ein Paradebeispiel für seine Propaganda, inklusive Täter-Opfer-Umkehr & antiwestlichen Verschwörungserzählungen.
Passend dazu: Unsere Analyse zu demokratiefeindlichen Narrativen im russischen Angriffskrieg!
1/13 zdf.de/nachrichten/wi…
Propaganda und Desinformation gehören schon lange zu den Waffen der russischen Regierung. Mit eigenem Medienimperium und stark eingeschränkter Pressefreiheit kontrolliert Putins Regierung größtenteils, wie und worüber die Inlandsmedien berichten.
3/13
Es ist kein Zufall, dass heute vor drei Jahren eine Shisha-Bar zum Anschlagsziel des Attentäters in #Hanau wurde. Der Täter hatte ein zutiefst rassistisches Weltbild - Shisha-Bars wurden über Jahre stigmatisiert, dämonisiert und somit als Anschlagsziel markiert. 1/8
Nur wenige Monate vor der Tat soll der Attentäter für kurze Zeit im bayerischen Hof (Saale) gewohnt haben und dort ebenfalls Shisha-Bars beobachtet haben. Regelmäßig wurden - und werden bis heute - Shisha-Bars mit “Ausländerkriminalität” in einen Zusammenhang gestellt. 2/8
Stigmatisierende Debatten in Medien, Politik und Gesellschaft, die ohnehin rassistisch aufgeladen sind, werden durch Rechtsextreme befeuert: Die AfD Hessen hetzte im Vorfeld des Anschlags gezielt gegen Shisha-Bars. Damit bereitete auch sie den Nährboden für rechte Anschläge. 3/8