Wir können aktuell im Zeitraffer ein doppeltes #Präventionsparadox sehen: Das #Hochwasser ist seit Tagen in Wettermodellen ziemlich exakt vorhergesagt worden - trotzdem wird auf die Lage mit Überraschung reagiert. Ein Versuch einer Erklärung
Die Wetterlage hat sich bereits vor mehreren Tagen angekündigt. Kachelmannwetter warnt bereits seit dem 08. September in stetig steigender Genauigkeit und Präzision vor einer katastrophalen Wetterlage:
Während langjährige Präventionskonzepte im Hochwasserschutz wie die Donauinsel in Wien zu greifen scheinen, sind andere Hochwasserschutzkonzepte z.B. in Regensburg politisch abmoderiert worden.
Kurzfristig müsste also aufgeholt werden, was langzeitig nicht umgesetzt wurde. Dies ist aber in dem Zeitfenster völlig unmöglich. Hochwasserschutz ist ein Jahrhundert-Prozess.
Hier liegt also ein Teil des Problems: Hochwasserschutz ist politisch ein heißes Eisen, an dem sich niemand die Finger verbrennen möchte. Wirkliche Maßnahmen wie das Aufgeben von überflutungsgefährdeten Grundstücken sind heikel.
Umso besser müsste also die Warnung der Bevölkerung vor Hochwasser funktionieren. Während bei Erdbeben keine präventive Warnung möglich ist und bei Tsunamis teils Minuten bis Stunden vorher eine Warnung erfolgen kann, haben wir bei diesem Hochwasser eine Vorwarnzeit von 6 Tagen
Schaut man sich Beiträge hier auf Twitter an, wo diverse Fahrzeuge geparkt in Flussnähe stehen und wo Hubschrauberrettungen mittels Winde erfolgen müssen - spektakulär, aber es stellt sich die Frage: warum war dies notwendig?
Behördliches Krisenmanagement ist der Lage nachlaufend - und hier kommt das doppelte Präventionsparadox zum tragen:
solange die Lage nicht eingetreten ist, könnte zwar präventiv gehandelt werden - aber zu diesen Zeitpunkten ist das Handlungsfenster für solche Maßnahmen noch
Behördliches Krisenmanagement ist der Lage nachlaufend - und hier kommt das doppelte Präventionsparadox zum tragen:
solange die Lage nicht eingetreten ist, könnte zwar präventiv gehandelt werden - aber zu diesen Zeitpunkten ist das Handlungsfenster für solche Maßnahmen noch
geschlossen. Dies liegt auch an der entsprechenden Katastrophenschutz-Gesetzgebung. Für NRW z.B. könnte nur gehandelt werden, wenn das Ereignis eingetreten ist.
Gleiches gilt auch für den Bürger, dem entsprechende Maßnahmen erst dann vermittelbar sind, wenn es offenkundig ist
Gleichzeitig tritt während und nach diesen Lagen der Zustand des Überraschten auf.
"Es konnte damit nicht gerechnet werden"
"Waren von der Dynamik der Lage überrascht"
"unvorstellbar"
und ähnliche Phrasen gehören dann in das Entscheider-Vokabular.
IMO ist dies ein Schutzphänomen. Überhöht man die Lage zu einem unbeherrschbaren, unvorhergesehenem Naturphänomen, ist der Entscheidende (und der BürgerIn) schuldlos und quasi grundsätzlich exkulpiert.
Hier wird übersehen, dass mittels Modellierung die Lage tagelang im Vorhinein bekannt war und entsprechende Maßnahmen inklusive umfangreicher Bevölkerungs- und Medienarbeit hätten getroffen werden müssen.
Langfristige Präventionsmaßnahmen wirken und reduzieren den Bedarf an darüberhinausgehenden Hochwasserschutz, kurzfristige Maßnahmen werden nicht getroffen und mögliches rigoroses Einwirken auf die Lage wird unterlassen...
doppeltes Präventionsparadox.
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Es gibt Dinge, die weiß man - und zu manchen Fragestellungen hat man keine Ahnung. Also: Frag den Staat, besser gesagt @IM_NRW zum Thema #Katastrophenschutz und Einsätze von #Einheiten des Katastrophenschutzes: fragdenstaat.de/anfrage/jahres…
Es ist erschreckend, was das Innenministerium alles an Daten nicht vorliegen hat. Dabei werden alle diese abgefragten Daten jährlich durch die Einheiten dargelegt und hochgesendet: im sogenannten Sachbericht wird eine Personal-, Fahrzeug- und Einsatzübersicht dokumentiert
Die Regelungen zum Sachbericht mit der Aufstellung über Personal, Fahrzeuge und vor allem Einsätzen finden sich unter diesen beiden Links:
Großeinsätze, Einwohnermeldedaten und Datenschutz.
In Deutschland gibt es aus historischen Gründen keine Informationen dazu, ob und wo Pflegebedürftige Personen, HeimbeatmungsWGs etc bestehen. Ein Thread.
Es gibt in Deutschlang keine Meldepflicht für pflegebedürftige Personen und deren Wohnort. Bei den üblichen Einrichtungen, die unter das Wohn- und Teilhabegesetz fallen, ist dies den Feuerwehren aufgrund der Bestimmungen der Bauordnung / vorbeugender Brandschutz bekannt.
Bei Personen, die im häuslichen Umfeld verbleiben oder bei kleineren Einrichtungen (HeimbeatmungsWGs) ist dies oft nicht bekannt. Grade auch bei kleineren Brandeinsätzen (Essen auf Herd, BMA) ist dies dann oft nicht bekannt und erst vor Ort im Einsatzverlauf ersichtbar.
Rolle: Zugführer
Der Zugführer sitzt auf d Beifahrersitz des ELW. An der Schadensstelle steigt dieser aus und erkundet, trifft Entscheidungen. Wichtig ist, dass Erkenntnisse o getroffene Entscheidungen wieder zurück zum ELW gespiegelt werden.
Praxistipp: elektronische Fußfessel
Rolle: Zugtruppführer
Der Zugtruppführer führt den ELW-Trupp. Dieser kann aus 0, 1 oder 2 Führungshelfern bestehen.
Wichtigste Aufgabe: Verteilung der Aufgabenlast zwischen den Führungshelfern und Behalten der Gesamtübersicht.
#Schutzbauten und was von ihnen noch übrig ist.
Während des kalten Krieges wurden in Westdeutschland durch den Bund öffentliche Schutzbauten sowie Hilfskrankenhäuser errichtet. Ein Thread (1/x)
Diese dienten zum Schutz der Bevölkerung vor den Auswirkungen von konventioneller Kriegsführung und eingeschränkt dem Schutz vor ABC-Gefahren. Als Schutzziel galt die Aufnahme von 3% der Bevölkerung, real gab es eine Kapazität von ca 1%.
@derspiegel Der Artikel stellt sehr gut dar, dass es sich nicht nur um menschliches Versagen einzelner Akteure handelt, sondern um ein systembedingtes Versagen unseres Aufbaus im #Krisenmanagement im #Bevölkerungsschutz.
#Schulen und #KRITIS
Ein Rant. Was sind kritische Infrastrukturen und was nicht?
Spoiler: Schulen sind keine KRITIS. Die Argumentation "Schule=KRITIS" ist für die Tonne, weil fadenscheinig.
„Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit
oder andere dramatische Folgen eintreten würden.“ ist die Definition von KRITIS. Näheres regelt die Kritis-Verordnung: gesetze-im-internet.de/bsi-kritisv/BJ…