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Sep 29, 2022, 25 tweets

Update #Ukraine
Im Überblick:
- Moskau beginnt "Angliederungsprozess" von Territorien, Putins Dekret morgen erwartet;
- ukr. Gegenoffensive läuft, russ. Linien an zwei Stellen durchbrochen;
- Anschlag auf Nord Stream-Pipelines: Täter unbekannt, Folgen gravierend.
Thread👇
(1/25)

"Beitrittsreferenden" in den "Luhansker und Donezker Volksrepubliken" sowie in Cherson und Zaporizhya sind vorbei.
An deren Ausgang gab es weder in Russland, noch im Westen Zweifel.
Noch am Dienstag verkündeten LDVR und die "Militärverwaltungen" ihre Beitrittsgesuche.
(2/25)

Am Mittwoch flogen die Chefs der "Luhansker und Donezker Volksrepubliken" und Vertreter der "Militärverwaltungen" nach Moskau für "Konsultationen" sowie "um die Beitrittsprozesse juristisch in die Wege zu leiten".
Heute wird Putin laut Medienberichten mit dem Sicherheitsrat tagen

Morgen um 15:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr Berliner Zeit) wird eine "umfangreiche Rede" von Putin erwartet.
Danach werden die "Verträge zur Angliederung der vier Territorien" unterzeichnet.
Theoretisch muss der Angliederung noch das russische Parlament zustimmen..
(Foto 2014)
(4/25)

Dies könnte am Montag geschehen.
Laut russischen Medien wird die Duma außerplanmäßig am 3. Oktober zusammenkommen, um "auf die Beitrittsreferenden zu reagieren".
In anderen Worten: der Kreml zieht die Angliederung der Gebiete in 10 Tagen im Eilverfahren durch.
(5/25)
#Ukraine

Damit wurde der Krim-Algorithmus zeittechnisch fast eins-zu-eins wiederholt.
Ich hatte gemutmaßt, dass Putin am Donnerstag das Angliederungsdekret unterschreibt und zum Ende der Woche das Parlament abstimmt.
Na ja, um einen Tag verschätzt👇
(6/25)

Nach der Eingliederung wird aus Moskaus Sicht sofort die russ. Verfassung sowie die russ. Militärdoktrin (inkl. Nuklearschirm) auf diese Gebiete greifen.
Für den Kreml öffnen sich dann theoretisch militärische Optionen, die derzeit durch die Verfassung verschlossen sind.
(7/25)

Ob der Kreml tatsächlich so weit geht und beispielsweise den Kriegszustand oder die Generalmobilmachung ausruft, ist umstritten.
Laut Beobachtern könnte Moskau seine sog. "Sondermilitäroperation im Ausland" auch "nur" zu einer "Antiterroroperation im Inland" umformulieren.
(8/25)

Während Moskau seine "Angliederungsmaßnahmen" im Eiltempo durchzieht, ist die ukrainische Gegenoffensive im Osten des Landes wieder angelaufen.
Zur Erinnerung:
Damit wurde schon lange gerechnet, weil Kiew das "Zeitfenster" mit allen Mitteln ausnutzen muss.

Ukrainische Truppen haben die neue russische Verteidigungslinie entlang der Flüsse Oskil-Severskiy Donets an gleich mehreren Stellen durchbrochen.
Besonders gravierend für die russischen Verbände ist die Lage bei Kupyansk und Liman.
(10/25)

Bei Kupyansk konnten ukr. Verbände einen Brückenkopf am Ostufer etablieren und werden nun ihre Offensive vermutlich in Richtung Svatove antreiben.
Bei Liman wurden die russ. Positionen südlich und nördlich der Stadt durchbrochen.
Die Stadt befindet sich im Halbkessel.
(11/25)

Westliche Beobachter äußerten am Mittwoch die Vermutung, dass der Liman-Halbkesser innerhalb der nächsten 48 Stunden zusammenbricht.
Ob dies eintrifft werden wir also bald sehen.
Wenn sich die russ. Liman-Gruppierung nicht zurückzieht, könnte sie komplett eingekesselt werden.
12/

Des weiteren wurde diese Tage auch mit einer ukrainischen Gegenoffensive in Zaporizhya gerechnet, womöglich in Richtung der gut bekannten Stadt Mariupol.
Zahlreiche Aufnahmen wurden von ukr. Seite veröffentlicht, wie Armeekolonnen in diesem Gebiet ausrücken.
(13/25)

Russische Quellen meldeten eine "riesige ukrainische Truppenansammlung in Zaporizhya".
Dieser Mariupol-Verstoß kam bislang aber NICHT.
Manche Beobachter vermuten bereits, dass die ganzen Truppenbewegungen nur Ablenkung waren, um russ. Verbände aus dem Raum Liman rauszuziehen.

Nun zum letzten Tagesthemenpunkt.
Die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 wurden zum Ziel mehrerer koordinierter Anschläge.
Am 26. September wurde ein massiver Druckabfall gemeldet.
Am 27. September wurde bekannt, dass beide Pipelines massiv beschädigt wurden.
(15/25)

Mehrere Explosionen ereigneten sich in einer Tiefe von 60-70 Metern.
Gazprom sprach von "beispiellosen Schäden".
Laut DEU Medien wurden die Rohre auf großer Länge regelrecht aufgeschnitten.
Mittlerweile ist die Rede von vier Stellen, wo die Pipelines aufgerissen sind.
(16/25)

EU-Staaten, Russland und NATO gaben übereinstimmend an, dass es sich unmöglich um "Unfälle" handeln kann. Dafür sind die Pipelines zu robust gebaut und liegen auch zu tief.
Es waren offensichtlich gezielte Anschläge, vermutlich von einem "staatlichen Akteur".
(17/25)
#Ostsee

Russland rief für heute eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zusammen.
Die russische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen mit der Begründung, dass "der Russischen Föderation ein gewaltiger wirtschaftlicher Schaden zugefügt" wurde.
(18/25)
#NordStream2

Tagesspiegel berichtete, dass die Pipelines womöglich nie wieder repariert werden können.
Sobald das gesamte Gas ausgetreten ist, werde Wasser in die Röhren eindringen und zu einer Korrosion von innen führen.
Damit wäre Nord Stream für immer erledigt,
(19/25)
#Nordstream #Ostsee

Naturgemäß schieben sich alle Seiten die Schuld zu.
Der Westen sagt es nicht direkt, suggeriert aber, dass Moskau dafür selbst verantwortlich sei, "um die Gasmärkte weiter zu destabilisieren".
Die Ukraine warf Moskau einen "Anschlag" auf eigene Pipelines vor.
(20/25)

Moskau bezeichnete diese Vorwürfe als "Nonsense" und sprach von einem massiven finanziellen und wirtschaftlichen Schaden für Russland.
Der weiteren verwies der Kreml darauf, dass Washington der einzige Akteur sei, der von einer Zerstörung von "Nord Stream" profitiere.
(21/25)

Einige Medien berichteten hierzu, dass die US-Marine genau in diesen Tagen in der Region operierte: mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen und Helikoptern.
Zugleich hieß es, dass ein solcher Schaden nur durch Kampftaucher oder Unterwasser-Drohnen verursacht werden kann
(22/25)

Die Reaktionen auf die Nord Stream-Zerstörung sind äußerst unterschiedlich.
Die Einen bejubeln das als "harter Schlag gegen den Kreml", die Anderen warnen vor unkontrollierbaren Kettenreaktionen sowohl auf dem politischen Parkett als auch auf den europäischen Energiemärkten.
(23/

Ex-Präsident Donald Trump sah darin gefährliche Vorboten und erklärte, dass die Zerstörung von Nord Stream 1 und 2 "zu einer Eskalation oder gar einem Krieg führen" könnte.
(24/25)

Polnischer Ex-Verteidigungs- und danach Außenminister Radosław Sikorski freute sich dagegen offen über die Zerstörung der Pipelines und schrieb auf seinem Twitter: "Danke, USA!"
Der Tweet sorgte für Furore im Netz. Mittlerweile hat er den Tweet gelöscht.
(25/25)

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