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Sep 29, 2022 25 tweets 10 min read Read on X
Update #Ukraine
Im Überblick:
- Moskau beginnt "Angliederungsprozess" von Territorien, Putins Dekret morgen erwartet;
- ukr. Gegenoffensive läuft, russ. Linien an zwei Stellen durchbrochen;
- Anschlag auf Nord Stream-Pipelines: Täter unbekannt, Folgen gravierend.
Thread👇
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"Beitrittsreferenden" in den "Luhansker und Donezker Volksrepubliken" sowie in Cherson und Zaporizhya sind vorbei.
An deren Ausgang gab es weder in Russland, noch im Westen Zweifel.
Noch am Dienstag verkündeten LDVR und die "Militärverwaltungen" ihre Beitrittsgesuche.
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Am Mittwoch flogen die Chefs der "Luhansker und Donezker Volksrepubliken" und Vertreter der "Militärverwaltungen" nach Moskau für "Konsultationen" sowie "um die Beitrittsprozesse juristisch in die Wege zu leiten".
Heute wird Putin laut Medienberichten mit dem Sicherheitsrat tagen Image
Morgen um 15:00 Uhr Ortszeit (14:00 Uhr Berliner Zeit) wird eine "umfangreiche Rede" von Putin erwartet.
Danach werden die "Verträge zur Angliederung der vier Territorien" unterzeichnet.
Theoretisch muss der Angliederung noch das russische Parlament zustimmen..
(Foto 2014)
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Dies könnte am Montag geschehen.
Laut russischen Medien wird die Duma außerplanmäßig am 3. Oktober zusammenkommen, um "auf die Beitrittsreferenden zu reagieren".
In anderen Worten: der Kreml zieht die Angliederung der Gebiete in 10 Tagen im Eilverfahren durch.
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#Ukraine Image
Damit wurde der Krim-Algorithmus zeittechnisch fast eins-zu-eins wiederholt.
Ich hatte gemutmaßt, dass Putin am Donnerstag das Angliederungsdekret unterschreibt und zum Ende der Woche das Parlament abstimmt.
Na ja, um einen Tag verschätzt👇
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Nach der Eingliederung wird aus Moskaus Sicht sofort die russ. Verfassung sowie die russ. Militärdoktrin (inkl. Nuklearschirm) auf diese Gebiete greifen.
Für den Kreml öffnen sich dann theoretisch militärische Optionen, die derzeit durch die Verfassung verschlossen sind.
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Ob der Kreml tatsächlich so weit geht und beispielsweise den Kriegszustand oder die Generalmobilmachung ausruft, ist umstritten.
Laut Beobachtern könnte Moskau seine sog. "Sondermilitäroperation im Ausland" auch "nur" zu einer "Antiterroroperation im Inland" umformulieren.
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Während Moskau seine "Angliederungsmaßnahmen" im Eiltempo durchzieht, ist die ukrainische Gegenoffensive im Osten des Landes wieder angelaufen.
Zur Erinnerung:
Damit wurde schon lange gerechnet, weil Kiew das "Zeitfenster" mit allen Mitteln ausnutzen muss.
Ukrainische Truppen haben die neue russische Verteidigungslinie entlang der Flüsse Oskil-Severskiy Donets an gleich mehreren Stellen durchbrochen.
Besonders gravierend für die russischen Verbände ist die Lage bei Kupyansk und Liman.
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Bei Kupyansk konnten ukr. Verbände einen Brückenkopf am Ostufer etablieren und werden nun ihre Offensive vermutlich in Richtung Svatove antreiben.
Bei Liman wurden die russ. Positionen südlich und nördlich der Stadt durchbrochen.
Die Stadt befindet sich im Halbkessel.
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Westliche Beobachter äußerten am Mittwoch die Vermutung, dass der Liman-Halbkesser innerhalb der nächsten 48 Stunden zusammenbricht.
Ob dies eintrifft werden wir also bald sehen.
Wenn sich die russ. Liman-Gruppierung nicht zurückzieht, könnte sie komplett eingekesselt werden.
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Des weiteren wurde diese Tage auch mit einer ukrainischen Gegenoffensive in Zaporizhya gerechnet, womöglich in Richtung der gut bekannten Stadt Mariupol.
Zahlreiche Aufnahmen wurden von ukr. Seite veröffentlicht, wie Armeekolonnen in diesem Gebiet ausrücken.
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Russische Quellen meldeten eine "riesige ukrainische Truppenansammlung in Zaporizhya".
Dieser Mariupol-Verstoß kam bislang aber NICHT.
Manche Beobachter vermuten bereits, dass die ganzen Truppenbewegungen nur Ablenkung waren, um russ. Verbände aus dem Raum Liman rauszuziehen. Image
Nun zum letzten Tagesthemenpunkt.
Die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 wurden zum Ziel mehrerer koordinierter Anschläge.
Am 26. September wurde ein massiver Druckabfall gemeldet.
Am 27. September wurde bekannt, dass beide Pipelines massiv beschädigt wurden.
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Mehrere Explosionen ereigneten sich in einer Tiefe von 60-70 Metern.
Gazprom sprach von "beispiellosen Schäden".
Laut DEU Medien wurden die Rohre auf großer Länge regelrecht aufgeschnitten.
Mittlerweile ist die Rede von vier Stellen, wo die Pipelines aufgerissen sind.
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EU-Staaten, Russland und NATO gaben übereinstimmend an, dass es sich unmöglich um "Unfälle" handeln kann. Dafür sind die Pipelines zu robust gebaut und liegen auch zu tief.
Es waren offensichtlich gezielte Anschläge, vermutlich von einem "staatlichen Akteur".
(17/25)
#Ostsee Image
Russland rief für heute eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zusammen.
Die russische Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen mit der Begründung, dass "der Russischen Föderation ein gewaltiger wirtschaftlicher Schaden zugefügt" wurde.
(18/25)
#NordStream2 Image
Tagesspiegel berichtete, dass die Pipelines womöglich nie wieder repariert werden können.
Sobald das gesamte Gas ausgetreten ist, werde Wasser in die Röhren eindringen und zu einer Korrosion von innen führen.
Damit wäre Nord Stream für immer erledigt,
(19/25)
#Nordstream #Ostsee Image
Naturgemäß schieben sich alle Seiten die Schuld zu.
Der Westen sagt es nicht direkt, suggeriert aber, dass Moskau dafür selbst verantwortlich sei, "um die Gasmärkte weiter zu destabilisieren".
Die Ukraine warf Moskau einen "Anschlag" auf eigene Pipelines vor.
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Moskau bezeichnete diese Vorwürfe als "Nonsense" und sprach von einem massiven finanziellen und wirtschaftlichen Schaden für Russland.
Der weiteren verwies der Kreml darauf, dass Washington der einzige Akteur sei, der von einer Zerstörung von "Nord Stream" profitiere.
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Einige Medien berichteten hierzu, dass die US-Marine genau in diesen Tagen in der Region operierte: mit Kriegsschiffen, Aufklärungsflugzeugen und Helikoptern.
Zugleich hieß es, dass ein solcher Schaden nur durch Kampftaucher oder Unterwasser-Drohnen verursacht werden kann
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Die Reaktionen auf die Nord Stream-Zerstörung sind äußerst unterschiedlich.
Die Einen bejubeln das als "harter Schlag gegen den Kreml", die Anderen warnen vor unkontrollierbaren Kettenreaktionen sowohl auf dem politischen Parkett als auch auf den europäischen Energiemärkten.
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Ex-Präsident Donald Trump sah darin gefährliche Vorboten und erklärte, dass die Zerstörung von Nord Stream 1 und 2 "zu einer Eskalation oder gar einem Krieg führen" könnte.
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Polnischer Ex-Verteidigungs- und danach Außenminister Radosław Sikorski freute sich dagegen offen über die Zerstörung der Pipelines und schrieb auf seinem Twitter: "Danke, USA!"
Der Tweet sorgte für Furore im Netz. Mittlerweile hat er den Tweet gelöscht.
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Aug 21
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Kämpfe im Kursker Gebiet: ukr.Truppen weiten ihr Kontrollgebiet weiter aus;
- umgekehrte Lage im Donbass: rus. Truppen rücken bei Ocheretyne und Torezk vor, Niu-York ist gefallen;
- Debatten über Risiken der Kursk-Offensive.
Thread👇
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Der #Ukrainekrieg tobt unvermindert weiter.
Im Kursker Gebiet arbeiten ukr. Truppen daran, ihr Kontrollgebiet auf rus. Territorium weiter auszuweiten.
Die schwersten Kämpfe werden derzeit bei Olhivka und Korenevo und im Gebiet zwischen Kremjanoe-Kautschuk-Pegrebki gemeldet
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Der genaue Frontverlauf ist dabei nur schwer genau zu benennen und variiert stark selbst unter ukr. Quellen.
So zeigt uamaps das ukr. Kontrollgebiet bis nach Kautschuk, während Deepstate die Frontlinie deutlich südlicher auf der Achse Korenevo-Loknya-Borki angibt.
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Read 25 tweets
Aug 12
Update #Ukraine
Heute mit Fokus auf Kursk:
- Ukr. Armee startet umfangreiche Offensive in der russischen Region Kursk;
- russ. Reporter äußern schwere Kritik am Generalstab;
- ukr. Ziel umstritten: Ablenkung, dauerhafte Gebietskontrolle oder "Territorientausch"?
Thread 👇
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Ukrainische Truppen starteten am 6. August eine umfangreiche Bodenoffensive in der russischen Region Kursk.
Armeekolonnen stießen aus mehreren Angriffsrichtungen zeitgleich über die Grenze vor, überrannten die russ. Grenztruppen und drangen weiter vorwärts in die Tiefe.
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Ukr. Bodenoperationen auf russ. Territorium sind an sich NICHT neu, sondern finden immer wieder seit über einem Jahr statt.
Mehrfach führte ukr. Generalstab nun schon Raids in der Region Belgorod aus.
Die Dimensionen sind allerdings nicht vergleichbar..
3/
Read 25 tweets
Aug 3
Update #Ukraine
Im Überblick:
- Zaporizhya-Front bleibt stabil;
- im Donbass rücken russ. Truppen bei Krasnohorivka, Ocheretyne und Torezk vor;
- bei Charkiw neuer russ. Vorstoß Richtung Lyptsi gemeldet;
- Kiew zeigt sich immer offener für Friedensverhandlungen.
Thread 👇
(1/25) Image
Der #Ukrainekrieg tobt unvermindert weiter.
Die "Südfront" entlang der Dnjepr sowie in der Zaporizhya-Region blieb innerhalb der letzten Woche weitgehend stabil.
Artillerieduelle und Drohnenangriffe dominieren das Feld, Infanterie hat kaum Aussichten auf Vorankommen.
(2/25) Image
Der Donbass - die "Ostfront" sozusagen - ist dagegen permanent in Bewegung.
Schwerst umkämpft bleibt Krasnohorivka, wobei die genaue Lage unklar ist. Russische Quellen melden, dass der Stadtkern weitgehend gefallen sei - die Kämpfe würden sich in den Norden verlagern...
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Read 25 tweets
Jul 24
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Kämpfe entlang der Front: rus. Vorrücken in Zaporizhya, Donbass und bei Kupyansk gemeldet;
- schwere Positionskämpfe bei Charkiw;
- Kiew blickt mit Sorge nach Washington: Biden gibt Kandidatur auf, Trump stellt sein Team vor
Thread👇
(1/25) Image
Der #Ukrainekrieg tobt entlang der gesamten Front unvermindert weiter.
Während die Frontlinie entlang des Dnjepr sowie bei Robotyne stabil bleibt, sind russische Sturmtruppen östlich davon überraschend weit an der Zaporizhya-Front auf Velyka Novosilka vorgerückt.
(2/25) Image
Russ. Truppen arbeiten daran, die Verluste aus dem Sommer 2023 wieder zurückzuholen.
Zuvor sind Urozhaine und Staromaiorske gefallen.
Beide Orte wurden vor einem Jahr verlustreich von ukr. Truppen im Zuge der "Sommeroffensive 2023" erobert.
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Read 25 tweets
Jul 16
Update #Ukraine
Im Überblick:
- russ. Truppen rücken entlang der gesamten Frontlinie vor: Vorstöße bei Zaporizhya, Ocheretyne, Torezk und Tschassiv Jar gemeldet;
- schwere Stellungskämpfe bei Charkiw;
- neue Gerüchte um Verhandlungen: angeblich zum Ende des Jahres
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(1/25) Image
Schwere Kämpfe gehen im #Ukrainekrieg unvermindert weiter.
Am Dnjepr ist der lang umkämpfte ukr. "Brückenkopf" bei Krynki offiziell gefallen. Damit endet eine lange, sehr verlustreiche und extrem umstrittene Landungsoperation von ukr. Marines am Ostufer des Flusses.
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An der Zaporizhya-Front weiter östlich machen Russen Druck, um weitere Gebiete zurückzuholen, die im Zuge der ukr. Sommeroffensive 2023 verloren wurden.
Am 10. Juli ist Staromaiorske gefallen, am 13. Juli Urozhaine.
Russen hissten ihre Flaggen über den Ortschaften.
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Jun 27
Update #Ukraine
Im Überblick:
- schwere Kämpfe bei Ocheretyne: Novoolexandrivka gefallen, H-32-Trasse im Visier;
- ukr. Quellen schlagen Alarm um Torezk;
- systematischer Einsatz von FAB-3000-Bomben begonnen;
- Artillerie-Wettrüsten RUS vs. NATO in vollem Gange.
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Schwere Kämpfe dauern im #Ukrainekrieg weiter an.
Bei Ocheretyne ist Novoolexandrivka gefallen.
Quellen beider Seiten melden, dass russ. Truppen die Ortschaft komplett unter Kontrolle genommen haben.
Aufnahmen: russ. FPV-Angriffe auf US-Bradley und US-Abrams.
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Laut dem ukr. Portal DeepState hat sich in Novoolexandrivka eine ähnliche Geschichte wiederholt wie zuvor bei Ocheretyne...nämlich dass einige Truppen geflüchtet sind und andere bei der Rotation mit gezielten Bombardements erwischt wurden.
In jedem Fall ist die Lage prekär
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