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Ingrid Brodnig @brodnig
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Ich möchte kurz auf die Meldung eingehen, dass Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) die Führerscheinprüfung auf Türkisch streicht

Die Nachricht illustriert gut, wie Rechtspopulisten Schlagzeilen machen & wie schwer es ist, damit medial umzugehen

(Thread) mobil.derstandard.at/2000083882484/…
Der erste Impuls von vielen (inklusive mir) ist, fassungslos zu sein. Weil offensichtlich wird hier einer Minderheit in Österreich (konkret der türkischsprachigen) etwas gestrichen - und das mit ziemlich schwachen Argumenten
So sagt der rechtspopulistische Minister: Es ginge ums Kostensparen. Dabei wird lediglich ein fünfstelliger Betrag eingespart (für ein Ministerium eine winzige Summe)

Der erste Impuls ist, diese Maßnahme des Ministers zu kritisieren oder zu hinterfragen
Nur das Problem ist: genau darum geht es wohl bei solchen rechtspopulistischen Schritten, eine Debatte anzetteln, wo es wieder um das Thema Ausländer/Türken/Islam etc geht
Wir sind alle nützliche Idioten der rechtspopulistischen Medienstrategie, die komplett unnötige Eklats produziert, über die sich dann aber alle gut aufregen/streiten können
Und gleichzeitig verschieben solche Debatten die öffentliche Aufmerksamkeit:

Wir reden zum Beispiel nicht über den #12stundentag

Wir reden nicht über Gewaltpräventionsmaßnahmen, die Frauen schützen sollen, die ebenfalls gestrichen werden
Wir reden darüber, worüber die FPÖ gerne reden will

Diese Mechanismen hat auch Linguistin Ruth Wodak gut beschrieben - sie nennt dieses Spiel mit der Empörung das „rechtspopulistische Perpetuum mobile“

Hier ein Auszug aus ihrem Buch „Politik mit der Angst“
Ich hab ehrlich gesagt auch keine gute Antwort, wie man auf diese rechtspopulistischen Aktionen antworten soll - außer immer wieder zu erklären, warum Rechtspopulisten so gerne aufregen
Ich glaube, gar nicht darüber zu reden, funktioniert auch nicht - noch dazu, weil die FPÖ jetzt Regierungspartei ist & ihr Handeln reale Konsequenzen hat

Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass man sich zum nützlichen Idioten machen lässt & andere Themen in Hintergrund geraten
Diese Aufreger sind Win-Win-Situation für FPÖ: Sie ignorieren funktioniert nicht wirklich. Wenn man sie jedoch anspricht, führt man genau die Debatte, in die man gelockt wurde

Ich denke, das zu erklären, ist wenigstens sinnvoll. Und gleichzeitig anderen Themen ebenso Raum geben!
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