Zur Erinnerung: Die Anhörung ging um Anträge von @GrueneBundestag@Linksfraktion und @fdpbt . Gruene und Linke möchten die Schuldenbremse weiterentwickeln, sodass das künftig wieder mehr Kreditaufnahme für Investitionen möglich ist.2/
Die #FDP möchte die Schuldenbremse „verstärken“, sodass künftig auch bundeseigene Unternehmen und Extrahaushalte keine Kredite mehr aufnehmen dürfen bzw. deren Kredite zur Schuldenbremse gezählt werden.3/
Drei Punkte aus meiner Stellungnahme sind mir wichtig: 1. Um öffentliche Investitionen wirtschaftlich umzusetzen, ist mittelfristige Investitionsoffensive wichtig. @IMKFlash und @iw_koeln haben deshalb ja das 450 Mrd. € Programm über zehn Jahre gefordert.4/
Die Bauwirtschaft hat angesichts steigender Bau- und Investitonsnachfrage ein relativ elastisches Angebot gehabt (Bauproduktion wuchs 2018 um 10 % und 2019 um 4 %), aber die Baupreise haben auch spürbar zugelegt.5/
Das ist über Ad-Hoc-Maßnahmen wie Überstunden, Wochenendarbeit, zunehmende Entsendungen etc. passiert. Damit die Bauwirtschaft die Kapazitäten möglichst kostengünstig langfristig ausweitet (etwa durch Ausbidlung von Fachkräften), ist längerfristige 6/
Perspektive notwendig (unsere vorgeschlagenen 10-Jahres-Perspektive). So kann erreicht werden, dass Kapazitäten ausgeweitet werden und nur ein kleiner Teil des Impulses in Preiserhöhungen geht. 7/
2. Die vermeintlichen Spielräume der öffentlichen Hand über die kommenden 10 Jahre von rund 330 Mrd. €, die @Lars_Feld und Koautoren vorrechnen, sind a) extrem unsicher und b) benutzen ein fragwürdiges Konzept von „Spielräumen“. 8/
Allein die Revisionen des Potenzialoutputs der Bundesregierung zwischen Ende 2018 und Anfang 2020 hat die erwarteten Einnahmen der Gebietskörperschaften für die nächsten 10 Jahre um mehr als 300 Mrd. € verringert. 9/
Wir wissen also nicht, ob es die Spielräume gibt, und ob sie auch nächstes Jahr noch da sind. Verlässlichkeit für eine längerfristige Investitionsoffensive funktioniert auf dieser Grudlage nicht.10/
3. Anders als oft wahrgenommen: Wenn wir jetzt Verschuldung und Investitionen erhöhen, ERHÖHT das die Spielräume künftiger Generationen. Natürlich wäre es immer gut, „unnütze“ Staatsausgaben zu streichen und das Geld in Investitionen zu stecken.11/
Allerdings gibt es offensichtlich keine politischen Mehrheiten, die sich einig sind, welche Ausgaben „unnütz“ sind. Deshalb bleibt Wahl zwischen Unterlassen von Investitionen und kreditfinanzierten Investitionen.12/
Hier sind aus Sicht unserer Kinder und Enkel Kreditfinanzierte Investitionen klar vorzuziehen: Die von uns vorgeschlagene Investitionen haben alle fiskalische Renditen weit über den Finanzierungskosten. Wenn man für solche Investitionen Kredit aufnimmt,13/
steigen die Steuereinnahmen mehr, als man als Finanzierungskosten bezahlen muss. Mittelfristig fällt so der Schuldenstand und künftige Generationen haben MEHR fiskalischen Spielraum.14/
Diese kreditfinanzierten Investitionen zu unterlassen, nur weil man Angst vor Verschuldung hat, schadet unseren Kindern und Enkeln. Auf Kredit zu investieren ist hier genrationengerecht, die Schuldenbremse nicht unbedingt.15/
Hier jetzt etwas mehr Details zu #Haushalt & #Wachstumsinitiative.
Vorweg: Wie man das Ergebnis bewertet, kommt natürlich auf das mentale Referenzszenario an. Hätte ich mir (wenn es keine #Schuldenbremse gäbe) etwas anderes gewünscht? Ja.
Das Leben ist ja kein Wunschkonzert. Es gibt die Schuldenbremse und auch keine absehbare politische Mehrheit, diese schnell zu ändern. Und im Vergleich zu den Szenarien, die denkbar gewesen wären, ist das Kompromissergebnis aus meiner Sicht ziemlich gut. 2/
Es ist zunächst positiv, dass der Haushaltsstreit der Ampel-Koalition jetzt (hoffentlich) beendet ist. Die anhaltende Unsicherheit alleine war bereits ein Wachstumshindernis. Positiv ist außerdem, dass wohl massive Einschnitte im Bundeshaushalt vermieden werden konnten. 3/
Angesichts der aktuellen Debatte, wie man Fachkräfte zur Mehrarbeit bringen kann und welche Rolle die Frauenerwerbstätigkeit dabei spielt, ist ein Blick auf die Daten hilfreich. Wie so oft mit Empirie: Es gibt Überraschungen! Ein 🧵 1/
Grundsätzlich: Seit den frühen 1990ern und auch gegenüber 2006 ist Gesamterwerbstätigkeit vor allem bei Frauen gestiegen. 2/
Besonders deutlich ist der Effekt bei älteren Frauen, der Ausstieg aus dem Arbeitsmarkt hat sich bei vielen nach hinten verschoben. Und ab Mitte 40 steigt die Erwerbstätigkeit sogar noch einmal und liegt bei den älteren Jahrgängen höher als bei den Jüngeren. 3/
Die Idee von @c_lindner , #Überstunden steuerfrei zu stellen, ist nicht neu. Im Herbst war sie bereits von der CDU ins Gespräch gebracht worden. Die Idee bleibt aus meiner Sicht aber eine schlechte Idee, aus einer ganzen Reihe von Gründen: 1/
Erstens gibt es keinerlei empirische Evidenz, dass Beschäftigte in relevantem Maß derzeit Überstunden jenseits der Vollbeschäftigung ablehnen würden, weil heute die Steuerbelastung zu hoch wäre. Von daher ist der Effekt auf das Arbeitsangebot unklar. 2/
Zweitens schafft eine Besserstellung von Überstunden den Anreiz bei den Unternehmen, lieber auf überlange Arbeitszeiten zu setzen, statt Nachwuchs zu rekrutieren oder auszubilden oder bei Teilzeitbeschäftigten die Voraussetzungen für Mehrarbeit zu schaffen. 3/
Weil das bei einigen ÖkonomInnen in der Debatte wild durcheinander zu gehen scheint:
Die EU-Lieferkettenrichtlinie sollte nie europäische oder deutsche Arbeitsstandards weltweit durchsetzen.
Es geht vielmehr um grundlegende Menschenrechte und @ILO -Kernarbeitsnormen. 1/
Dabei geht es um Dinge wie das Verbot von Sklaven- und Zwangsarbeit ebenso wie Kinderarbeit, die Garantie grundsätzlicher Organisationsfreiheit sowie des Diskriminierungsverbots aufgrund von Ethnie, Geschlecht oder Religion. 2/
Wer es im Detail nachlesen will: Hier die Liste der Normen, die durch die EU-Richtlinie geschützt werden sollte:
(Übrigens überwiegend von den meisten Ländern weltweit unterzeichnet.) 3/eur-lex.europa.eu/resource.html?…
Neuer @IMKFlash Policy Brief von Lukas Endres zur CO2-Bepreisung und #Klimageld.
Ergebnis: Ein – wie absehbar ab 2027 stark steigender – CO2-Preis würde auch in der Mitte der Verteilung zu vielen VerliererInnen führen. Ein 🧵 1/ imk-boeckler.de/de/faust-detai…
Was haben wir gemacht? Wir haben mit Haushaltsdaten aus der Einkommens-und Verbrauchsstichprobe errechnet, wie stark ein CO2-Preis von 275 €/t im Jahr 2030 Haushalte jeweils belasten würde und eine Entlastung durch eine volle Rückerstattung mit einem Klimageld gegengerechnet. 2/
Das Ergebnis: Es bleiben fast 5 Mio. Hauhalte (etwa 11 %), die netto (also nach Zahlung des Klimageldes) stark belastet bleiben, im Saldo mehr als 2 % ihres Nettoeinkommens verlieren. Dabei sind dies nicht reiche Haushalte, sondern verstärkt jene in der Mitte der Verteilung. 3/
Aktuellen Debatten vermitteln den Eindruck, in Deutschland seien die Sozialausgaben explodiert und der Staat über alle Maße aufgebläht worden.
Ein genauer Blick auf die OECD-/EU-Statistiken offenbart: Dieser Eindruck ist von Fakten nicht gedeckt.
Ein 🧵1/
Fangen wir einmal mit dem Wachstum der realen öffentlichen Sozialausgaben der vergangenen 20 Jahre an.
Hier liegt Deutschland bei den OECD-Ländern ziemlich weit hinten - d.h. die Sozialausgaben sind WENIG gewachsen. 2/
Nun könnte man denken, 🇩🇪 habe halt schon vor 20 Jahren einen im internationalen Vergleich aufgeblähten Sozialstaat gehabt, wie sieht es also mit Sozialausgaben relativ zur Wirtschaftsleistung aus? Auch hier ist Deutschland im Vergleich der reichen OECD-Länder unauffällig. 3/