Trans Geschichte no. 1 : Liddy Bacroff (1908-1943)
cn : #Transfeindlichkeit #Psychiatrie #NS #Eugenik
Liddy Bacroff war Performer_in, Sexarbeiter_in und Schriftsteller_in. Liddy wurde 9 mal inhaftiert und im KZ Mauthausen ermordet. Im Knast schrieb Liddy 1930-1 zwei Bücher. /1
cn : #Transfeindlichkeit #Psychiatrie #NS #Eugenik
Liddy Bacroff war Performer_in, Sexarbeiter_in und Schriftsteller_in. Liddy wurde 9 mal inhaftiert und im KZ Mauthausen ermordet. Im Knast schrieb Liddy 1930-1 zwei Bücher. /1
Wir wissen nicht, welche Pronomen Liddy bevorzugte, nur, dass der Name Liddy Bacroff war. Liddy wurde 1924 nach abgebrochener kaufmenschlicher Ausbildung in Ludwigshafen zum ersten Mal zu 6 Wochen Haft verurteilt und danach weiter in einer "Fürsorgeanstalt" festgehalten. /2
"Fürsorgeanstalten" waren in der Weimarer Republik zwangspsychiatrische Einrichtungen, die u.a. trans Menschen durch strenge Zucht und Gewalt "korrigieren" sollten. Haft und Zwangspsychiatrie waren zwei Wege, von Geschlechter-Erwartungen abweichendes Verhalten zu bestrafen. /3
Danach nahm Liddy Jobs als Büro-Gehilf_in und Bot_in an, bis sie 1929 zum zweiten Mal nach § 175 zu zwei Monaten Haft verurteilt wurde. Dieser Paragraph stellte Homosexualität unter Strafe. Er wurde 1989 in der DDR, und erst 1994 in der BRD abgeschafft. /4
Trans Menschen konnten wegen Homosexualität, Sexarbeit, aber auch noch willkürlicher nach § 360 verfolgt werden, der "öffentlichen Unfug" bestrafte. Das konnte zum Beispiel sein, Kleidung zu tragen, die von den Erwartungen an das im Pass vermerkte Geschlecht abwich. /5
Liddy ging nach der Haft 1929 nach Hamburg, wo es eine größere trans Szene gab, als in Süddeutschland. Dort arbeitete Liddy in Nacht-Clubs und auf dem Straßenstrich. Aber auch hier war Liddy nicht frei von Repressionen und wurde immer wieder kontrolliert und festgenommen. /6
1930-1 verfasste sie in der Haft zwei literarische Texte: „Freiheit! Die Tragödie einer homosexuellen Liebe“ und
„Ein Erlebnis als Transvestit. Das Abenteuer einer Nacht in der Transvestitenbar Adlon!“ Leider konnte ich diese Texte (noch) nirgends finden. /7
„Ein Erlebnis als Transvestit. Das Abenteuer einer Nacht in der Transvestitenbar Adlon!“ Leider konnte ich diese Texte (noch) nirgends finden. /7
1938 versuchte sich Liddy Bacroff der staatlichen Kontrolle und der nationalsozialistischen Verfolgung zu entziehen. Liddy organisierte sich gefälschte Papiere und baute sich eine neue Existenz auf. Aber nur wenige Monate später wurde Liddy denunziert, verhaftet und ermordet. /8
Die einzigen Bilder, die wir von Liddy haben, sind aus der Polizeiakte. Einige Fotos wurden im Zuge einer "kriminalbiologischen" Untersuchung gemacht. Diese Untersuchungen sollten biologisch beweisen, dass trans Menschen kriminell seien und ihre Vernichtung rechtfertigen. /9
Aus Liddy Bacroffs Biografie spricht die krasse Scheiße, die trans Leute in dieser Zeit erleben mussten. Aber auch eine starke, künstlerische Person, die sich nicht einfach der Verfolgung hingab, sondern sich versuchte, dieser zu entziehen, und trotzdem authentisch zu leben. /10
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