Der Artikel über die "Lobbyarbeit" Philipp Amthors in @derspiegel erzählt, wenn man über die erste Schadenfreude hinweg ist, eine ziemlich erschreckende Geschichte. Die offensichtliche Korruption, die darin besteht, den eigenen Einfluss zu verkaufen, scheint legal zu sein;
Fast noch schlimmer sind aber die systemischen Hintergründe. Eine homosoziale Gruppe ausgesprochen unappetitlicher Männer bereichert sich mit einem Produkt, das es irgendwie nicht zu geben scheint. Das gesamte Geschäft von Techquatsch und "Risiko"kapital ist ein Confidence Game.
Das ist ja auch weitläufig bekannt. Das Problem dahinter ist aber eine Kultur, die diese Art von leistungsloser Elitenbildung legitimiert und adelt - eine Kultur, die erst den Finance Guy und jetzt den TechBro glorizifiziert. Es handelt sich um ein postmodernes Geniekonzept.
Männer wie Steve Jobs, also mittelbegabte, aber skrupellose Marketingmenschen, werden zu Helden der Kreativität stilisiert. "Gründer", also laute Männer mit "Ideen", werden heroisiert. Da diese Kultur aber selten auf objektiven Werten beruht, muss man Einfluss kaufen.
Dass sich Politiker wie Amthor, Guttenberg, Maaßen dafür hergeben, ist natürlich individuell verurteilenswert, aber eine natürliche systemische Folge einer verrotteten Kultur des Kreativen und eines fehlgeleiteten Geniemythos. Korruption ist eben auch etwas, was der Markt regelt.
