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(1) Zeit-Artikel mit dezidierter Kritik daran, wie die Sachsen-Schulstudie fälschlich (auch) von Ministerpräsident Kretschmer & manchen Medien ausgelegt wurde

"Die Infektionsgefahr an #Schulen in #Sachsen ist extrem niedrig", twitterte [Kretschmer] [...].
Er bezog sich dabei auf
(2) aktuelle Studienergebnisse zu Corona an sächsischen Schulen, die Forschende des Universitätsklinikums Leipzig kurz zuvor präsentiert hatten. [...]

Auch einige Medien stützten sich auf die Studie, um über eine geringe Ansteckungsgefahr an Schulen zu berichten.
(3) Das Problem dabei: Sie liegen mit ihren Aussagen falsch – zumindest in dem Punkt, wo sie aus den Ergebnissen Rückschlüsse über das Infektionsrisiko an Schulen ziehen. Denn die Studie sagt darüber nichts aus. [...]
(4) Das Ergebnis: Im Untersuchungszeitraum gab es keinen einzigen positiven Test auf das Coronavirus. Nur 14 Personen hatten eine Infektion möglicherweise bereits überstanden. Das entspricht einem Anteil von 0,6 Prozent (PDF zur Ergebnis-Zusammenfassung: home.uni-leipzig.de/lifechild/wp-c…)
(5) Aus diesem sehr geringen Wert schlussfolgert das Forscherteam gar, dass es "eine leicht höhere Infektionsrate bei Erwachsenen im Vergleich zu Kindern" zu geben scheine und jüngere Kinder weniger häufig infiziert sein könnten als Jugendliche.
(6) Das ist zunächst ein erfreuliches, wenngleich auch ziemlich gewagtes Fazit. Denn mit den 14 Personen mit möglichen Antikörpern lässt sich kaum sicher ableiten, dass das Infektionsrisiko unter Schülerinnen und Schülern grundsätzlich gering ist.
(7) Vielmehr zeigen die Ergebnisse, dass die Tests genau in dem Zeitraum durchgeführt wurden, in dem sich ohnehin sehr wenige Menschen in Sachsen ansteckten – wie überhaupt in ganz Deutschland. [...]
(8) Je niedriger diese Positivrate ist, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Infektionsgeschehen richtig eingeschätzt wird.
(9) Auch in den Kreisen Leipzig, Dresden und Zwickau – also dort, wo das Forscherteam testete – lagen die Infektionszahlen zwischenzeitlich so gut wie bei Null (gut zu erkennen, an den Infektionskurven im ZEIT ONLINE-Corona-Dashboard).
(10) So ist es nicht verwunderlich, dass auch an den Schulen fast keine positiven Fälle auftraten. Insofern liefern die Zwischenergebnisse der Studie nur eine Bestätigung dessen, was sowieso schon bekannt war:
(11) Es gab kaum Ansteckungen in der Region Ende Mai und Anfang Juni. Und wo das Virus nicht kursiert, da lässt sich auch nichts darüber ablesen, ob die Öffnung von Schulen nun besonders riskant wäre oder nicht.
(12) Für eine Aussage wie die von Ministerpräsident Kretschmer, eine Infektionsgefahr an sächsischen Schulen sei extrem niedrig, hätte es Ergebnisse gebraucht, die mitten aus einem akuten Ausbruch stammen.
(13) An Schulen und bestenfalls noch im Vergleich mit Haushalten oder am Arbeitsplatz. Solche Studien zu realisieren, war bisher schwierig. Auch weil Schulen, Geschäfte und Büros in vielen Bundesländern lange geschlossen waren.
(14) So zeigen die Ergebnisse nur, dass das Virus in diesen sächsischen Schulen nicht verbreitet wurde – während es auch ansonsten gerade gut im Griff war.
(15) Zum Infektionsrisiko unter Kindern wird dennoch intensiv geforscht. So gibt es tatsächlich Hinweise darauf, dass sich das Virus unter Kindern im Alter von bis zu zehn Jahren weniger leicht verbreitet als unter Erwachsenen.
(16) Das würde sich zwar mit den neuen aber unter ungünstigen Bedingungen erhobenen Daten aus Sachsen decken. Wie leicht sich allerdings Schülerinnen und Schüler auf weiterführenden Schulen & in den Oberstufen untereinander anstecken können, darüber ist noch immer wenig bekannt.
(17) [...] Was das Infektionsrisiko an Schulen angeht, könnte die sächsische Studie trotzdem künftig Erkenntnisse liefern: Die gerade veröffentlichten Daten entstammen der ersten von insgesamt drei geplanten Erhebungen an denselben Schulen.
(18) Gleich nach den Sommerferien im September plant das Forscherteam, die Tests zu wiederholen. Und im November nach den Herbstferien ein weiteres Mal.
(19) Sollte das Coronavirus zu diesen Zeitpunkten präsenter sein, könnte die Studie dann wirklich bei der Einschätzung helfen, welche Rolle geöffnete Schulen in dieser Pandemie spielen und welches Hygienekonzept greift." (zeit.de/wissen/gesundh…)
(20) Die aktuelle Einschätzung des RKI zum Ansteckungsirisko durch Kinder, solide Infektionsschutz-Maßnahmen für den Schulbetrieb nach den Ferien uvm. im eingangs zitierten Thread, der am Anfang auch nochmal die Sachsen-Studie aufgreift.

Hier nochmal:
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