Upton #Sinclair beschreibt 1905/06 in #TheJungle die Zuschauergalerien in den #Schlachthöfen Chicagos. Ab dann gehört d. Besuch dort zum Standardprogramm dt. Gäste. Auch den Berliner Vieh- & Schlachthof kann man besichtigen, 1910 kostenlos & ohne Führer, nur e. punktierten /2
Linie folgend. 1929 widmet ihm Alfred #Döblin in #BerlinAlexanderplatz längere Passagen. Sie zeugen von Faszination, zeichnen das Schlachten aber zugl. als obszön, unmoralisch, was durchaus auch in Reportagen aus Chicago der Fall ist. Der Berliner Central-Vieh- & Schlachthof /3
wird 1881 eröffnet, wird dann rasch mehrmals, vor allem 1898 erweitert. Zwei Dinge sind relevant, (1.) #Hygiene & (2.) das Streben nach massenhafter #Fleischproduktion (Bilder: Vor & nach 1898). Der Schlachthof ist Ausdruck der Moderne & „Lehranstalt für die Bewältigung von /4
Massenprozessen“ (#SchindlerReinisch). (1.) #Hygiene: Hintergrund d. Gründung sind u. a. die Seuchenerfahrungen d. 19. Jhds. (#Cholera) & der Eindruck, dass dezentrales Schlachten unkontrollierte Gesundheitsrisiken birgt. Rudolf #Virchow wirbt schon 1864 für e. zentralen /5
Schlachthof i. Berlin, ab 1868 ist es Städten gesetzlich möglich, Schlachter weitgehend zur Arbeit an einem Ort zu verpflichten (Bild). Dass sich nicht schon in den 1860er Jahren etwas tut, liegt womöglich an d. Wahrnehmung des Abgeordnetenhauses, hygienische Mängel bedrohten /6
v. a. Arbeiter & ärmere Bevölkerungsteile. (2.) Massenhafte Fleischproduktion: Es gilt, den Bedarf e. Millionenstadt zu decken. Dass der Schlachthof bald massiv erweitert werden muss, liegt am Bevölkerungswachstum, aber auch zunehmenden #Fleischkonsum: 1900 verbraucht Berlin /7
ca. 160.000 Tonnen/Jahr. Der Vieh- und Schlachthof ist repräsentativer Bau, funktional & modern. Dennoch ist er im Vgl. zur #MeatPackingIndustry i. Chicago fast rückständig: Er stellt nur das Dach f. viele einzelne Fleischer, ist nicht Ort e. Firma. Entspr. ist er nicht /8
als Raum EINES Produktionsprozesses gestaltet, vereint nicht alle Produktionsschritte & nutzt auch das Prinzip der Schwerkraft nicht, das #Sinclair in #TheJungle beschreibt: Das tote Tier wandert von oben nach unten (Bild). Die zentral-dezentrale Organisation zeigt auch /9
#Döblin i. #BerlinAlexanderplatz deutlich. 1926 wird über „Hochbauten“ im Schlachthof & EINEN Produktionsprozess nachgedacht. Durch den Nationalsozialismus kommt es nicht mehr dazu. #Berlin & #Chicago unterscheiden sich aber noch i. anderer Hinsicht: Die (literarische) /10
Faszination der USA erklärt sich durch ihre vermeintlich anarchische #Modernität, Produktion am Fließband, die aber voller Skandale ist. Egon Erwin #Kisch berichtet 1929, wie Führer in den #MeatPacking-Firmen nach #Sinclairs Roman auf d. Umgang mit kritischen Fragen gedrillt /11
seien, während i. Berlin Zuschauer allein durch den #Schlachthof schlendern. In Berlin dagegen herrscht schon um 1900 d. Staat, der u. a. dezidiert hygienische Regulierungsansprüche erhebt. Dennoch fasziniert d. Anblick massenhafter #Fleischproduktion d. Zeitgenossen. //
EDIT: Wie ich weiterer Lektüre v. #SchindlerReinisch entnehme, war das Schlendern durch die Berliner Anlagen nur auf den Viehhof bezogen, nicht den eigentl. Schlachthof - interessant. Dennoch waren i. Berlin anders als i. Chicago i. d. 1880ern hygienische Anliegen zentral.
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Die #IQB-#Bildungstrends verraten viel über den #Deutschunterricht. (1.) ein paar Worte zu einigen Ergebnissen, die in d. Öffentlichkeit tls. verkürzt repräsentiert werden; (2.) was sind Probleme des Fachs Deutsch?; (3.) Erstaunliches zur empirischen Bildungsforschung. /1
Alles nachzulesen im IQB - Bericht (1.) Die ERGEBNISSE sind schlecht und zeigen zudem e. stark negativen Trend 2015-2022, der tlws. schon 2009 einsetzte. Ich beschränke mich exemplarisch auf das Lesen, was möglich ist, da die Ergebnisse für Zuhören /2iqb.hu-berlin.de/bt/BT2022/Beri…
u. Orthographie ähnlich sind. Auch schaue ich nur bsp.haft auf Bund & NRW. Vorab sei angemerkt, dass der Negativtrend im Bereich Orthographie, die heute oft symbolisch für Leistungsschwäche steht, noch am geringsten ausfällt. Erhoben wurde unter anderem, wie viele SuS sog. /3
Die knapp 30 Seiten lange Zusammenfassung des Gutachtens „Basale Kompetenzen vermitteln – Bildungschancen sichern. Perspektiven für die #Grundschule“ der Ständigen wissenschaftlichen Kommission der #KMK ist bemerkenswerte Reaktion auf die #IQB-Ergebnisse. /1
kmk.org/de/kmk/staendi… Speziell für das Fach #Deutsch & sprachliche Kompetenzen enthält das rd. 200 S. lange eigentliche Gutachten weiterführende Angaben. Die fachlich nicht spezifische #Zusammenfassung ist aber bereits lesenswert & wahlweise entschlossenes o. verzweifeltes /2
Dokument, das an einzelnen Stellen erhebliche Sprengkraft haben dürfte. Es enthält viele interessante Details & Vorschlage. Grundsätzlich sehe ich aber in der Zusammenfassung fünf Tendenzen: (1.) Mindeststandards als neue Leitgröße; (2.) Verwissenschaftlichung im Sinne von /3
Die gestern vermeldete Studie des #ifo-Instituts zum Stand schulischen Lernens während #Corona hat einige kontroverse Rückmeldungen erzeugt. Einige Ergebnisse & Anmerkungen auch zur allgemeinen Studienlage: /1 ifo.de/publikationen/…
Ludger #Wößmann et al. ermitteln die Zeit, die Schüler_innen mit schulischen Aktivitäten vor Corona verbracht haben, mit 7,4 h/Tag (Durchschnitt) & stellen dem 4,3 h „Lernzeit“ Anfang 2021 gegenüber. Dies ist mehr als Anfang 2020 (damals 3,6 h). Von den 4,3 h entfällt ca. 1 h /2
auf schulischen Unterricht im engeren Sinne. Die Differenzen sind erheblich, 23% der SuS haben sich maximal 2 h/Tag mit Schule befasst, 58% max. 4 h. Der Vergleich zu Zahlen vor Corona ist m. E. zurecht kritisiert worden: Er droht, die Effizienz des Präsenzunterrichts /3
Passend zur Tagung „#HeinrichHauser und seine Zeiten“ am 22. & 23. September @Germanistik_RUB ist Hausers lange unzugänglicher Film „Chicago. Weltstadt in Flegeljahren“ erschienen & läuft morgen (20.04.) um 23:35 Uhr auch auf @ARTEde (65 Min.). arte-edition.de/item/3020.html /1
Die DVD stattet den Stummfilm nachträglich mit zwei Tonspuren aus: Musik von Andy #Miles oder Lesung kurzer Passagen aus Hausers Reportage #FeldwegeNachChicago von Wilfried #Reichardt und Hans-Ulrich #Werner. Beides hörenswert. Das Filmmaterial ist vglsw. kurz, überw. /2
sachlich-lakonisch, mit einem Interesse an technischen & architektonischen Formen und Abläufen & ihrer filmischen Inszenierung. Aufnahmen von Menschen kommen auch vor, von der - aus heutiger Sicht - oft ärmlichen Anmutung abgesehen bemerkenswert zeitlos. Die gelesenen Texte /3
D. A. Pacygas "#Slaughterhouse" ist e. Buch über industrielle Produktion v. #Fleisch, aber auch über die brutale Dynamik des US-Kapitalismus, bei d. Parallelen zur Gegenwart ins Auge fallen. Noch e. Thread über Fleisch & #Chicago, aber auch die dt.e Provinz & (kurz) Literatur. /1
1922 ist "meatpacking (...) the largest industry by volume in the United Staates", stärker als Stahl- o. Autoindustrie (140), & Chicago das unangefochtene Zentrum. Das hat nicht allein m. industrieller Schlachtung zu tun, die dt.e Autor_innen auf Durchreise bestaunen, sondern /2
mit Trägertechnologien, (1.) der Eisenbahn, deren Bedeutungsverlust gegenüber dem LKW-Verkehr in den 1950er & 60er Jahren innerhalb kürzester Zeit zum vollständigen Kollaps v. Chicago als Fleischzentrum führt; (2.) Kühlmöglichkeiten & -technik. Noch in den 1850er Jahren /3
Weitere Eindrücke zur industriellen #Fleisch-Produktion im Kontext eines Hauptseminars: Ein Thread zu e. "Visitor's Guide" d. Firma #Swift im Chicago d. frühen 20. Jhd.s & zu Fleisch, Advertising & Gender. - Um 1900, als dt. Besucher (u. a. Max Weber) nach #Chicago strömen /1
ist der Vieh- & Schlachthof (#UnionStockyard) eine gewaltige Attraktion: Ca. 500.000 Besucher kommen jährlich, schreibt Dominic A. #Pacyga i. #Slaughterhouse. Hier konnte man die "basic themes of modern industrialization" (ebd.) sehen. Die großen #Meatpacking-Firmen /2
produzierten Werbematerial, Andenken & boten neben wirkl. Führungen auch schriftliche Touristenführer als Souvenirs, wie das #VisitorsReferenceBook, das über das Repository d. #DukeUniversity studiert werden kann. Das angegebene Publikationsdatum 1903 /3 repository.duke.edu/dc/eaa/A0340