Thread by @ardenthistorian

Bevor ich ins Detail gehe fangen wir an mit dem schockierendsten Satz in Pences Rede: in dem er impliziert, dass der von einem White Supremacist erschossene Polizist in Oakland durch Demonstranten zu Tode gekommen war. #ardentanalyse

Aber damit nicht genug - Pence ruft auf die Gewalt zu stoppen - ohne zu erwähnen, dass Dienstagabend ein White supremacist in Kenosha zwei Menschen auf BLM Protesten, hervorgerufen durch die Erschießung von Jacob Blake durch einen Polizisten, ermordet hatte.

Gut, fangen wir chronologisch an. Pence hält die Rede in Fort McHenry - das Gedicht "The Defense of Fort McHenry" ist heute der Text der amerikanischen Nationalhymne. Damit ist klar, was das Motto des Abends ist, falls es jmd nicht mitbekommen haben sollte: "Land of Heroes"

Er nennt den Boden, auf dem er steht "heilig" - der erste Hinweis auf American Exceptionalism, den wir von ihm an diesem Abend hören werden. Those words have inspired this Land of Heroes ever since. Pence erzählt vom Kampf gegen die Engländer:"They came to crush our revolution.."

"...to divide our nation, and to end the American experiment." In einem recht willkürlichen Schlenker leitet er über zur DNC letzte Woche und beklagt, dass diese "amerikanischen Helden" (ja, wir reden immer noch vom Unabhängigkeitskrieg) dort kaum erwähnt worden seien.

Jetzt kommt die gewagte Parallele zwischen den Demokraten und den Engländern (?) "Instead, Democrats spent four days attacking America. Joe Biden said we were living through a "season of American darkness."
Das ist rhetorisch gesehen ein ganz schöner Holzhammer.

Pence setzt dem etwas entgegen, dass uns gerade angesichts der jüngsten Morde durch einen White Supremacist aufhorchen lassen sollte:
"But as President Trump said, "where Joe Biden sees American darkness, we see American greatness." Das erklärt einiges.

An dieser Stelle erwähnt Pence den Hurrikan Laura - das war ihm möglich, weil seine Rede, anders als einige andere, nicht zuvor aufgezeichnet wurde, sondern live übertragen wurde. Er verspricht denen, die Opfer des Sturms werden Unterstützung.

"So, with gratitude for the confidence President Donald Trump has placed in me, [...]and the grace of God, I humbly accept your nomination to run and serve as Vice President of the United States" An dieser Stelle die Erinnerung an dieses Zitat der NYT von 2016:

Dort sagte eine evangelikale Unterstützerin über Pence im Bezug auf Trump: "This is probably a very bad analogy, but I’d say he is like the very supportive, submissive wife to Trump. He does the hard work, and the husband gets the glory.” (Das war positiv gemeint)

Pence widmet einen Teil seiner Rede seiner Familie, und dankt seinen Eltern. Ein sentimentaler Moment, der in den bisherigen Reden, auch von Trumps Familienmitgliedern, nicht vorkam. Das war es dann aber auch schon - weiter geht es mit der Neu-Erfindung des Präsidenten

Nur er sieht Trump, wie er wirklich ist - und strickt das Märchen, dass Trump hinter den Kameras ganz anders ist, als man ihn auf öffentlichen Auftritten sieht. "I've seen him when the cameras are off." Und egal wie schlecht Amerika ihn behandelt, Trump glaubt an Amerika

Understatement des Jahres: "some people think we're a little bit different." Minimal (Achtung, Ironie) "In a city known for talkers...President Donald Trump is a doer." Wieder das Frame von Washington als Eliten-Pool, Trump ist der, der die Ärmel hochkrempelt und anpackt.

Jetzt kommt eine Reihe von Lügen und Falschdarstellungen: Pence behauptet, dass Trump sich endlich um die Veteranen gekümmert habe: "veterans choice is now available to every veteran." Das Veterans Choice Gesetz wurde unter Obama erlassen.

Trump hat den VA Mission Act erlassen, der das Programm veränderte und erwiterte. Laut CNN macht Pence es damit Trump nach: der hat bereits über 150 mal zu diesem Thema gelogen und behauptet, Veterans Choice erlassen zu haben.

Pence wiederholt die Lügen, dass Trump die "großartigste Wirtschaft" Amerikas aufgebaut und zu Beginn des Coronavirus jedwede Einreise aus China verboten habe. Und wenn es noch so oft wiederholt wird: es ist nicht wahr, dass Biden die Grenzen öffnen will.

Pence erwähnt keines der BPOC Opfer von Polizeigewalt mit Namen. Stattdessen könnte er genauso gut Blue LIves Matter sagen: "President Trump and I know the men and women that put on the uniform of law enforcement are the best of us. They put their lives on the line every day."

Weiter geht es mit dem Framing, dass Biden die Abschaffung der Polizei oder etwas dieser Art unterstützen würde, was zu noch mehr Chaos auf den Straßen führen würde - wenn ihr sicher sein wollt, müsst ihr Trump wählen.

Es folgt eine Litanei an Falschdarstellungen zum demokratischen Wahlkampfprogramm, nur ein kurzer Auszug: "[...] the government needs to dictate how Americans live, how we should work, how we should raise our children — and [...] deprive [us] of freedom, prosperity, and security"

Republikaner als Partei der Freiheit, Demokraten als Partei der Unterdrückung. Ein Nicken an die religiösen Wähler: "Joe Biden wants to end school choice" --> Übersetzung: Indoktrination in staatlichen säkularen Schulen erwartet eure Kinder.

Seine Rede endet im Zirkelschluss: gegen die Engländer muss die Flagge verteidigt werden, jetzt gegen die Demokraten. Kurz verfällt er in Evangelikalen-Sprech: "let's fix our eyes on the author and perfector of our faith and freedom" - das bedeutet Jesus.

"and never forget that "where the spirit of the Lord is, there is freedom," That means freedom always wins." Gott ist an unserer Seite. Wieder American Exceptionalism. Mehr zur evangelikalen Sprache nachher in der Detailanalyse auf Patreon.

"with President Donald Trump in the White House for four more years, and Gods help...we will make America great again, again." Also - MAGAA? Wer weiß es schon. Eine Detailanalyse mit Fokus auf Evangelikalen in Textform für Patrons 10€+ nachher auf Patreon patreon.com/annikabrocksch…