Mir fällt immer wieder auf, dass gewisse Journalisten (z.B. von der @Weltwoche) und Politiker (z.B. Bundesrat Ueli Maurer) die "schwedische Strategie" als Grund nennen, auf Massnahmen gegen die Pandemie zu verzichten. Ein Thread zu Veranstaltungs-Obergrenzen. (1/n)
Schweden hat im Frühjahr wie die meisten europäischen Länder gezielte Massnahmen leider erst spät eingeführt, was zu einer hohen Anzahl Todesfälle geführt hat, insbesondere im Vergleich zu den skandinavischen Nachbarn. (2/n)
Schweden verzichtete jedoch auf einen vollständigen Lockdown und setzte stattdessen auf Massnahmen welche auf lange Zeit durchgehalten werden können. (3/n)
Ein zentrale Massnahme um Kontakte zu reduzieren war die am 29. März 2020 verabschiedete Verordnung, welche Versammlungen und Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen bis heute unter Strafandrohung verbietet (4/n)
Mitunter durch diese Massnahme kam es ab Mai 2020 auch in Schweden zu einem Rückgang der Hospitalisationen und Todesfälle. (5/n)
Diese schwedische Strategie wurde von @DrMikeRyan der @WHO wie folgt beschrieben: “If we are to reach a new normal, I think in many ways Sweden represents a future model of, if we wish to get back to a society in which we don’t have lockdowns." (6/n)
Die @SwissScience_TF, welche erst nach Einführung des Lockdowns ins Leben gerufen wurde, hat in einem Policy Brief bereits am 11. Mai 2020 darauf hingewiesen, dass die schwedische Strategie "auch für die Schweiz ein zukünftiges Modell” sein könnte. (7/n) ncs-tf.ch/de/policy-brie…
Leider wurden diese Empfehlungen nicht umgesetzt. So erlaubte man bereits am 6. Juni 2020 wieder Veranstaltungen mit bis zu 300 Personen, was u.a. zum kontinuierlichen exponentiellem Wachstum der Epidemie über den Sommer geführt hat. (8/n)
Die @SwissScience_TF hat immer wieder auf die zentrale Rolle von Obergrenzen von Versammlungen und Veranstaltungen hingewiesen. (9/n)
Martin Ackermann am 2. August 2020: "Auch bin ich der Meinung, dass man jetzt die Grösse der öffentlichen Anlässe auf 100 Teilnehmer reduzieren soll, da eine exponentielle Zunahme der Fälle droht." (10/n) tagesanzeiger.ch/weitere-locker…
Stattdessen wurden in der Schweiz ab 1. Oktober sogar Grossveranstaltungen mit über 1'000 Personen wieder erlaubt. (11/n)
In der neuesten Beurteilung der Lage vom 23. Oktober 2020 empfiehlt die @SwissScience_TF erneut eine “Beschränkung öffentlicher Versammlungen, z. B. auf weniger als 50 Personen” (12/n) ncs-tf.ch/de/policy-brie…
Obergrenzen von Versammlungen und Veranstaltungen werden über die nächsten 6 Monate ein zentrales Element sein, um eine verstärkte Ausbreitung von #COVID19 zu unterbinden, und einen erneuten Lockdown zu verhindern. Deshalb ist es höchste Zeit, diese endlich einzuführen. (13/n)
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Vor fast genau 8 Monaten gab ich der @NZZ ein Interview zum Umgang der Schweiz mit der Corona-Pandemie. Eine Passagen daraus bleiben weiterhin aktuell. (1/6) nzz.ch/schweiz/expert…
“Es geht aber nicht nur um die zu erwartenden Todesfälle, sondern auch um die drohende Überlastung der Spitäler. Deshalb muss auch die Schweiz mit beträchtlichen Konsequenzen für die Gesundheit, die Wirtschaft, die Mobilität und das gesellschaftliche Leben rechnen.” (2/6)
“Ich habe den Eindruck, dass man in der Schweiz akzeptiert hat, dass man eine Ausbreitung nicht mehr stoppen kann. Aber das wäre gefährlich. Denn durch eine Verlangsamung würde man Zeit gewinnen, um den Anstieg der Patientenzahlen in den Spitälern besser zu verkraften.” (3/6)
Stand heute haben wir täglich etwa 5’000 bestätigte Fälle. Gehen wir von einer kontinuierlichen Verdoppelungszeit von einer Woche aus, hätten wir von heute bis zum 13. November (3 Wochen) insgesamt etwa 380'000 bestätigte Fälle. (2/7)
Nur: Wir hätten gar nicht genügend Tests, um so viele bestätigte Fälle überhaupt zu entdecken. @KurtPelda spricht jedoch von Neuinfektionen. Neuinfektionen sind die Infektionen welche heute passieren, und sich in den bestätigten Fällen nach etwa einer Woche niederschlagen. (3/7)
Im gestrigen #10vor10 behauptet @srfnews, dass die von der Swiss National COVID-19 Science Task Force kommunizierte Infektionssterblichkeit die Dunkelziffer nicht berücksichtigt. Das ist leider falsch. (1/9) srf.ch/news/schweiz/p…
Die Infektionssterblichkeit (infection fatality ratio, IFR) bezieht sich auf alle Infektionen, also auch diejenigen - meist milden oder sogar asymptomatischen Infektionen - welche nicht durch PCR-Tests bestätigt werden. (2/9)
Anders ist es bei der Fallsterblichkeit (case fatality ratio, CFR) welche sich typischerweise nur auf die bestätigten Fälle bezieht. Aber wie lässt sich nun die Gesamtzahl der Infektionen, bzw. die Dunkelziffer bestimmen? (3/9)
Switzerland currently has around 2,000 fatalities due to #SARSCoV2. Introducing the same sequence of NPIs only one week later would likely have resulted in around 8,683 (95% prediction interval, PI: 8,038-9,453) deaths. (2/5)
A more rapid response with an introduction of NPIs one week earlier would have led to around 399 (95% PI: 347-458) fatalities due to #SARSCoV2 instead. (3/5)
There is increasing interest in superspreading for COVID-19, not least due to an excellent article by @kakape on the topic 1/9 sciencemag.org/news/2020/05/w…
Mathematically, we are interested in the variation of the number of secondary cases that are generated by one infected index case. This variation can be described by a negative binomial distribution using the dispersion parameter k. 2/9
Small values of k mean that only a few infected individuals contribute to most transmissions. Ebola, SARS and MERS have k values around 0.2. Assuming R0 = 2, this would result in 62% of cases not transmitting at all, while around 15% of cases cause 80% of transmissions. 3/9