In den Hollywood-Versionen von Pandemien gibt es in der Regel keine Lockdowns, alle Länder werden von der Seuche überrannt, die Ordnung bricht zusammen und die Helden suchen nach dem Urstamm des Krankheitserregers, um einen Impfstoff zu entwickeln.
Darüberhinaus sterben die Leute auf furchtbar dramatische Art in aller Öffentlichkeit wie die Fliegen, aber kaum jemand schützt sich effektiv.
Wäre Covid-19 so tödlich wie diese Hollywoodseuchen, die meist Ebola als Vorbild haben und 90-100% der Infizierten sterben, hätten wie keine Diskussion über Bekämpfung light. Wir hätten es erst nie so weit kommen lassen.
Covid-19 ist offenbar für die Europa und die USA nicht tödlich genug, und viele glauben, man könnte mit den Zahlen spielen, statt die Seuche konsequent auszurotten.
Ich wäre dafür, erst zu lockern, wenn die Fälle in Deutschland auf Null sind. Ja, Null. Wenn es dann doch 1 oder 2 pro Tag sind, würde ich mich nicht beschweren, wenn ein Landkreis mit einem neuen Fall abgeriegelt wird und so lange in den Lockdown geht, bis er Covid-frei ist.
Ja, es hätte bessere Wege gegeben, aber die haben wir im Gegensatz zu anderen Ländern nicht beschritten. Lockern wir vorher, gehen die Zahlen schneller hoch als im Oktober, wo es ja vor dem Anstieg *keine* Lockerung gab.
Lockerungen führen nämlich durch Nachholeffekte zu viel mehr Kontakten als vor der Maßnahmenbeginn und einem entsprechenden Rebound, der im Sommer aber durch das Wetter kleingehalten wurde. Das wird vor Mai nicht passieren.
Die Optionen sehen für mich so aus: Entweder harten Lockdown bis März, und wir sind praktisch Covid-frei, oder wir lockern vorher und machen dann März-Mai wieder dicht. In beiden Fällen wird das Geschrei groß sein, aber in einem Fall erkranken und sterben Tausende mehr.
Das liesse sich durch Impfungen der Alten zwar senken, aber nicht komplett vermeiden. Habe nichts dagegen , wenn Bundesländer, die Covid-frei sind, früher Maßnahmen beenden. Wenn sie ohne Test und Quarantäne niemand einreisen lassen und an Strassensperren kontrollieren.
Ja, ich weiß, wahrscheinlicher ist, dass wir lieber noch mal ein paar tausend Menschenleben riskieren, als Covid konsequent und schnellstmöglich auf Null zu bringen. Die Auseinandersetzungen über Lockerungen werden hart sein.
Ich würde mich freuen, wenn wir nicht noch eine dritte Todeswelle brauchen, bis sich die Einsicht allgemein durchsetzt, dass man mit einer Pandemie nicht verhandeln kann und nicht spielen sollte. Ich bin gespannt.
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Interessanter Ansatz, mit Hilfe von Drifterkennung die Auswirkungen von NPIs auf die Ausbreitung von Covid zu quantifzieren: Ergebnis: 1 Tag spätere Schulschliessungen hätten in der 1. Welle bei uns die Gesamtzahl der Corona-Fälle mehr als verdoppelt. publikationen.bibliothek.kit.edu/1000126905
Schulschliessungen eine Woche später hätten die Gesamtzahl der Infektionen vervierfacht. Unklar, wie sich das Aufhalten der Schulen über Wochen im Oktober, November und Dezember genau ausgewirkt hat, aber vermutlich hätten wir über 90% der Toten und Infizierten vermieden.
Der Zusammenhang ist einfach zu verstehen: Lässt man die täglichen Fälle sich in zwei Wochen verdoppeln, sind es nicht nur die zusätzlichen Fälle in diesen zwei Wochen, sondern alle Fälle in der Zeit, bis man auf den Wert runter ist, wo man war, und das kann viel länger dauern.
Weiss jemand näheres, warum die RKI-NPGEO-API kaputt ist? Und was das Problem ist? Der Downloadlink ist ja ganz nett, aber da kommen die Daten u.a. mit anderen Datumsformaten, und ich habe die API genommen, weil der .csv Download im April kaputt war.
Die Symptome sind wie folgt: Mit der API holt man sich jeweils bis zu 5.000 Datensätze pro Anfrage, bis die knapp 700.000 Datensätze für den aktuellen Tag da sind. Derzeit bricht die API nach 35.000 Datensätzen ab, aber je öfter man es versucht, umso weiter kommt man.
Irgendwann am Nachmittag oder Abend kommt man dann durch. Es sieht so aus, als wenn der Server einen Cache anlegt, aber dafür zu lange braucht, so dass es einen API-Timeout gibt, wenn es einen Cache-miss gibt. Aber wie kann es einen halben Tag dauern, bis der Cache da ist?
Corona-Update 11.12.2020: "Alles steigt"
- Höchstwerte bei Neuinfektionen (29.875), blaue Treppe
- Höchstwerte bei Toten (598), schwarze Treppe
- 7-Tage Schnitt ~20.000 Neuinfektionen/Tag
- 7-Tage Schnitt ~400 Tote/Tag.
- 7-Tage-R seit 1 Woche > 1 und steigend, aktuell 1,05-1,1
- Alle Bundesländer wieder über 50 Neuinfektionen/100k
- Sachsen, Thüringen, Bayern, Berlin, Saarland und Baden-Württemberg schlimmer als der Bundesschnitt
- Fast überall steigen die Zahlen, Saarland und Thüringen mit ~40% Zuwachs in den letzten 7 Tagen
(pavelmayer.de/covid/risks:)
- Top 30 mit 9 x Sachsen, 7 x Thüringen, 4 x Bayern, 3 x Brandenburg, 3 x BaWü, 2 x RLP, 1 x Berlin
- 7-Tage-Inzidenzen überwiegen zwischen 300 und 600/100.000 Einwohner
- Spitzenreiter das Bayrische Regen mit 624/100.000
Die neuen Testzahlen verheißen auch nichts Gutes. 3,3% weniger Tests, 6,4% mehr positive Ergebnisse, und 9,4% höhere Positivenquote, gestiegen von 9,29% auf 10,25%. Wieso testen wir eigentlich weniger, wenn die Infektionen steigen?
Wurde nicht immer betont, wie wichtig Testen zur Corona-Bekämpfung ist? Oder zumindest als Grundlage für Entscheidungen? Und hieß es nicht immer, wir würden so viel Testen in Deutschland? Nun, die meisten Länder testen mehr, Dänemark sogar rund 6 mal so viel pro Einwohner.
Haben wir denn wenigstens vorher mehr getestet als die meisten anderen vergleichbaren Länder? Nope. Wir lagen immer im Mittelfeld. ourworldindata.org/coronavirus-da…
Gerade zufällig die RKI-Pressekonferenz gehört und bin wütend. Null Einsicht, dass die Empfehlungen an die Politik zu lasch waren und mit dem Lockdown light eine falsche Strategie gefahren wurde. Null Bewusstsein dafür, dass man beim RKI mitverantwortlich ist für die Toten.
Die Aufzeichnung der RKI-Pressekonferenz kann man hier finden:
Den Vogel hat RKI-Chef Wieler abgeschossen, als er gefragt wurde, ob man nicht besser jetzt sofort harten Lockdown macht, statt bis nach Weihnachten zu warten, und er, statt auf die Frage zu antworten, ins Schwafeln verfiel. Das war erbärmlich.
Um Weihnachten ein großes Familienfest mit 3 oder 4 Generationen Corona-sicher feiern zu können, müssten alle Teilnehmer vorher eine Woche zu Hause in Quarantäne bleiben oder unmittelbar vor dem Fest einen Schnelltest machen.
Wer das nicht sicherstellen kann oder will, sollte Weihnachten auch nur in dem kleinen Kreis von Leuten feiern, mit dem man ohnehin regelmäßig verkehrt.
Man kann auch sagen, dass wenn einem vorher eine Woche zu Hause bleiben oder ein Test zu viel Aufwand ist, ein großes Weihnachtsfest dann vielleicht auch nicht so wichtig ist.