Damit ich 2020 nicht verhungere, haben meine Freund:innen mir via Videokonferenz das Kochen beigebracht - und weil sie totale Scherzkekse sind, haben sie sich einen Spaß draus gemacht, mich den kompliziertestes Scheiß kochen zu lassen. Ein Thread.
Piroggi mit Kartoffel-Pilzfüllung. Ich hatte nicht genug Mehl drin, sodass sie nach dem Kochen noch etwas schleimig waren und ich sie zusätzlich anbraten musste.
Falafel mit Zucchinidip, Hummus, Baba Ganoush und Sesamsoße. Alles selbstgemacht und vor allem selbstfrittiert, wovor ich panische Angst hatte und dann war es eigentlich ganz einfach. Man schmeißt Essen in Öl und fischt es wieder raus. Mind blown!
Gefüllte Auberginen mit Couscous und Borani. Weil ich immer die gleiche Menge gekocht habe wie die Person, die mich angeleitet hat, konnte ich oft drei Tage davon essen.
Italienisches Steinpilzrisotto mit gegrillten Zucchini und Auberginen - aka der Moment, in dem ich realisiert habe, dass getrocknete Steinpilze genau so schmecken, wie es im Herbstwald riecht.
Aloo Gobi mit Reis und selbstgemachtem Masala Chai. Den Chai haben sie extra dazugenommen, weil ihnen das Curry allein zu wenig Aufwand war...
Selbstgemachte Frühlingsrollen (schon wieder frittieren!) mit süß-scharfer Chilisoße und Mangosalat.
Wie man sieht, habe ich leider nicht immer alle Gerichte in schönen Photos dokumentiert - mir war lange nicht klar, dass dies meine zentralen Erinnerungen 2020 werden würden. Vom Kartoffelgratin mit Fenchelsamen und Zwiebelconfit habe ich zum Beispiel nur das hier.
Einmal hatten wir nur wenig Zeit. Da gab es "mexikanisches Kartoffeldings", das auch von allen einfach "mexikanisches Kartoffeldings" genannt wurde und extrem schnell und einfach ging.
Einmal ist ausgefallen. Da hab ich Nudeln mit Zuckererbsenschoten gemacht, weil ich das Rezept auf Twitter gesehen hatte und nach den ganzen Kochsessions nicht einfach wieder auf Tiefkühlpizza umsteigen wollte. Ich fühlte mich richtig mutig.
Irgendwann ist nochmal ausgefallen, da hab ich ne Couscouspfanne mit Tomaten, Minze und Feta gemacht und die Zeit gestoppt. Es dauerte knapp 5 Minuten länger als ne Tiefkühlpizza.
Einmal war es einfach zu heiß zum Kochen. Da hab ich stattdessen gelernt, wie man selber Eistee macht.
Im Herbst kam es dann mit diesem Kartoffelauflauf zur großen Rosenkohloffenbarung von 2020 - und damit hab ich in einer der längsten Twitterfehden dann wohl auch eine Seite gewählt.
In die Zeit fällt auch dieses Rosenkohlcurry, das ich tatsächlich außerhalb der Reihe gekocht habe. Ich hatte es bei @CoraBuhlert auf Twitter gesehen und war danach so besessen davon, dass sie mir das Rezept verlinken musste.
Gheime Bademjun mit Kartoffelsticks, Reis und Mast-o-khiar. Ich liebe diese Auberginen-Linsen-Matschgerichte!
Irgendwann hat dann der @Quantenkopf mir gezeigt, wie man diese gefüllten Maccaroninester macht. Mühevoll, man macht sie mühevoll. Aber es lohnt sich.
Und als dann - nicht ganz zu Unrecht - die Sorge aufkam, dass ich ja gerade alles lerne außer deutscher Küche, gab es einen Abend mal Teertich, oder Stampes, oder wie auch immer es in eurer Region heißt: ein Resteessen aus Kartoffeln und Sauerkraut.
In die gleiche Kategorie fällt wohl auch die Grießklößchensuppe, die ich "Grießnockerlsuppe" nennen musste, weil die Person, die an dem Abend angeleitet hat, aus Bayern ist.
Und zu guter Letzt: Kashk-e-Bademjun mit richtig tollem selbstgemachtem Minzöl und gehackten Walnüssen.
Das war jedenfalls das beste, was mir 2020 passiert ist: ich hab die Angst vor'm Kochen verloren und richtig Spaß daran gefunden.
Ich wünschte, ich könnte euch die Screenshots zeigen, auf denen alle in ihren Küchen sitzen und Zutaten und Topfinhalte in die Kamera halten.
Und die Moral von der Geschicht: 2020 war schlimm, aber selbst auf Distanz können Menschen zusammen schöne Dinge tun, Zeit miteinander verbringen und voneinander lernen. Ich hatte dahingehend großes Glück und bin unendlich dankbar. 💜
Ich bin total gerührt, wie viele Menschen sich über diesen Thread freuen und hoffe, er inspiriert zukünftige Hobbyköch:innen. Bei mir hat die Pandemie dazu geführt, dass ich mich besser ernähre und Essen höher schätze. Bei vielen war es anders: sie hatten Hunger und wenig Hilfe.
Wenn der Thread euren Tag verbessert und euch Lust auf Kochen gemacht hat und ihr es euch gerade leisten könnte, unterstützt doch vielleicht die Tafel mit einer Spende. Das geht auch einmalig und ihr könnt gezielt bestimmte Projekte auswählen. 💕
Guten Morgen, ihr Lieben, ich bin die ganze Nacht wachgeblieben und habe die Hugo-Awards gestreamt, damit ihr es nicht tun müsst. Es war, wie man so schön sagt, a total shitshow und ich kann keine zwei Artikel drüber schreiben, also erzähle ich euch hier davon. #HugoAwards
Vorweg: ich bleibe dabei, dass jedes Fandom sich mit seiner Geschichte auseinandersetzen muss und es nicht darum geht, in einem Clash zwischen Generationen "alteingesessene" Fans zu verdrängen, aber Respekt muss gegenseitig sein und HIMMEL war das gestern nicht gegeben.
Ich glaube nicht, dass das, was George R. R. Martin gestern gesagt oder getan hat, boshaft gemeint war. Ich möchte gerne glauben, dass er wirklich vorhatte, sich als kurioser Märchenonkel hinzusetzen und allen die Geschichte einer Convention nahezubringen, die er sehr liebt.
Ich hab nun mehrfach Aufrufe gesehen, cis Personen mögen sich doch bitte zur uninformierten Art positionieren, auf die FAZ und Jungle World über diese Rowling-Sache berichtet haben. Ich habe zwar das Gefühl, es ist alles dazu gesagt worden, aber bitte sehr, meine 2 Cent. (Thread)
Das Perfide an Rowlings Position ist ihre Unterstellung, trans Personen oder überhaupt irgendjemand würde biologische Tatsachen leugnen oder wegreden wollen. Dass diese Behauptung nicht kontextualisiert und erklärt wird, finde ich unendlich befremdlich.
Sie lässt trans Personen und alle, die für sie argumentieren, aussehen wie irrationale Laien, die sich selbst kaum mit dem, was Geschlechtskategorien leisten können und müssen, auseinandergesetzt haben und in irgendeiner Phantasiewelt leben.
Ich habe zu Brett Kavanaugh nichts getwittert, denn ich finde es ermüdend und belastend und jeder andere Ausgang hätte mich sehr überrascht. Aber hier folgt ein kurzer Thread mit Gedanken zu Einvernehmlichkeit, die mich schon länger beschäftigen.
Mir sagte mal ein Mann, der recht spät angefangen hatte, sich mit feministischen Theorien auseinanderzusetzen, wenn er ganz ehrlich sei, könne er rückblickend nicht beschwören, dass er immer hundertprozentig einvernehmlichen Sex gehabt habe.
Sein gesteigertes Problembewusstsein (für das Frauen in seinem Umfeld sich zweifellos den Mund fusselig geredet haben) stand in extremem Widerspruch zu seiner absoluten Ahnungslosigkeit als Teenager/junger Mann, der vorgeschriebenen Handlungsmustern folgte.