Ich verstehe, dass Politiker von Corona überfordert waren und Fehlentscheidungen getroffen haben.
Aber wenn der Präsident des Bundestags angesichts von 1000 Toten am Tag öffentlich über den bloß relativen Wert menschlichen Lebens räsoniert, wird solches Verständnis gefährlich.
Wenn menschliches Leben abgewogen werden kann, dann nur gegen anderes menschliches Leben. Eine verantwortungsvolle Politik aber sorgt dafür, dass solche tragischen Entscheidungen möglichst vermieden werden.
Es gibt z.B. rationale Kriterien für die Triage. ... 2/6
Aber verantwortungsvoll ist es, dafür zu sorgen, dass diese Kriterien gar nicht angewandt werden müssen.
Was hat also unsere Politik in dieser Hinsicht getan? Die
JAHRESCHRONIK 2020
der deutschen Corona-Politik liest sich im Rückblick wie eine bittere Satire:
3/6
Januar/Februar: Corona ist nur Panikmache, keine Sorge.
März/April: Wir haben keine Masken, aber wir brauchen sie auch nicht, weil sie ohnehin nutzlos sind.
Mai/Juni: Zero-Covid? Quatsch, wichtig ist, die Gesellschaft wieder zu öffnen, und zwar schneller als andere.
4/6
Juli/August: Urlaub ist problemlos zu verantworten.
September/Oktober: Es wird keinen Lockdown 2 geben. Und die Schulen sind sicher.
November: Die Schulen sind sicher.
Dezember: Wir haben nur deshalb viel zu wenig Impfstoff , weil wir so solidarisch mit anderen sind.
5/6
Wenn der Bundestagspräsident #schäuble angesichts einer solchen Chronik der Unehrlichkeit nun über den bloß relativen Wert menschlichen Lebens daherschwätzt, dann hat das vor allem eine Funktion:
Er kaschiert damit ein enormes politisches Versagen. 6/6
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Ein gutes Beispiel dafür, wie schlecht es ist, wenn störende Inhalte beliebig ausgeblendet werden können. Der Journalist @pertsch beschimpft seit Tagen systematisch andere User ("Arschloch", "Idiot", usw.) und unterstellt ihnen, zu Gewalt und Morddrohungen aufzustacheln. 1/5
Als Antwort weist der beschimpfte @stefanolix darauf hin, dass er niemals zu Gewalt aufgerufen habe (das ist ihm auch tatsächlich völlig fern) - aber @pertsch kann seine Antwort für Mitleser einfach ausblenden, so dass die Richtigstellung verschwindet. 2/5
Eine harte Beschimpfung gegen @stefanolix hingegen wird nicht ausgeblendet, ebenso der Wunsch, dass solche "Gestalten" sich nicht mehr äußern dürfen.
Antidemokratisches Herrenmenschengerede, gegen das dann kein Widerspruch mehr stehen bleibt. 3/5
"Neutralitätswahn" ist ein furchtbarer, zudem simpel polemischer Begriff, und bei einem Journalisten ist er katastrophal. Ich schreibe mal auf, warum @georgrestle in meinen Augen völlig daneben liegt - aber damit viel über den Zustand des Journalismus verrät.
Der Text suggeriert eine falsche Alternative - als gäbe es nur die Wahl zwischen der Anmaßung eines gottgleichen "neutralen" Standpunktes und einem entschlossenen parteilichen Engagement.
Wer nicht anmaßend ist, müsse also herausfinden, welches Engagement das richtige ist.
Und das ist natürlich, tadaa: das Engagement als "Anwalt der Unterdrückten".
Das klappt nur schon deswegen nicht, weil jeder Depp, auch jeder Nazi überzeugt davon ist, für "die Unterdrückten" zu kämpfen. Aber wer sind nun die RICHTIGEN Unterdrückten?