Ich finde es ebenfalls traurig, wie viele Menschen aus dem Gesundheitswesen, insbesondere Pflegefachkräfte, Vorbehalte gegenüber der Impfung haben. Leider spielen persönliche Qualifikation und medizinische Inhalte in der Ausbildung generell eine immer geringere Rolle.
Zu meiner Zeit vor 20 Jahren, als ich die Ausbildung zur GuK machte, war ich auf einer für damalige Verhältnisse schon sehr guten Schule mit Pflegepädagogen und -wissenschaftlern. Sowohl der pflegerische als auch der medizinische Ausbildungsinhalt waren exzellent.
Wir mussten Facharbeitern über Pflegeethik schreiben und pädagogische Konzepte erarbeiten.
Trotz allem waren Themen wie wissenschaftliches Arbeiten und Leitlinien und Evidenz eher eine Randerscheinung. Der Unterricht begründete zwar darauf, es wurde aber nie explizit thematisiert
Auch wurde den Menschen in der Ausbildung nie mal so richtig deutlich Quellenkritik beigebracht. Ich hatte das und auch einen vernünftigen Zugang zu Naturwissenschaften auf dem Gymnasium gelernt, viele im Kurs aber leider nicht. Das erklärt vielleicht, warum viele so ticken.
Zudem waren das Themen, die vielen schwer fielen und die natürlich nicht so interessant waren wie praktisches Arbeiten. Klar macht es (post)pubertären jungen Leuten mehr Spaß, sich gegenseitig die Arme einzugipsen als eine trockene philosophische Facharbeit zu schreiben.
Auch war man sich der Notwendigkeit dieses ganzen theoretischen Konstruktes meist nicht bewusst. Zurück in der Klinik prallten für viele Welten aufeinander. Patriarchalische, teils pathologische Strukturen, arbeiten fernab aller Standards. Es gab kaum Raum zur Entwicklung.
Neue Ideen wurden schnell vom Tisch gewischt und die Schule als lächerliche Utopie dargestellt. Der Alltagsfrust holte einen schnell wieder ein. Stress, Personalmangel, Mobbing, festgefahrene Strukturen. Und auf diesem Boden mit fehlender Bildung und Frust entsteht viel Dummheit.
Viele Pflegekräfte haben damit begonnen, das System abzulehnen und sich Erklärungen und Verantwortliche für die Misere zu suchen. Leider sind meiner Meinung nach vielen von ihnen immer noch mit zu viel Altruismus, unglaublicher Passivität und erlernter Hilflosigkeit behaftet.
Auch ist interessant, wie wenige sich darum kümmern, den Beruf weiterzuentwickeln. Viele haben zuletzt zum Examen mal in ein Buch geguckt. Man entwickelt sich fachlich oft nicht viel weiter. Verlangt auch oft keiner, ist ja stressig genug und Hauptsache der Laden läuft irgendwie.
Der einfachste Weg ist daher für viele das Meckern und der Protest gegen vieles, was „von oben“ kommt.
Einige machen unter anderem Ärzte für die Missstände verantwortlich (teils berechtigt, teils nicht). Infolge entsteht oft reaktionäres Denken und auch eine Ablehnung der
Modernen konventionellen Medizin. Dazu noch fehlendes Fachwissen (ich sagte ja, die Ausbildung ist stellenweise, insbesondere bei medizinischen Themen, eher mau), Unfähigkeit zur Quellenkritik und etwas Verschwörungsbhit aus den Medien: BÄM. Fertig ist der Impfkritiker.
Von den Ärzten, die grundsätzlich Impfungen verweigern oder sich impfkritisch verhalten, will ich gar nicht erst anfangen. Im Gegensatz zu den Pflegekräften gibt es hier KEINE Entschuldigung. Absolut keine. Das ist nicht zu verzeihen.
Ich halte es bei vielen dieser Kollegoiden für eine ausgeprägte Charakterschwäche, entweder
a) mit einer derartigen selbstgefälligen Hybris rumzulaufen, als wäre man schlauer als die Experten //
b) nicht mehr on top bei einem Thema zu sein, dann aber nicht die Klappe zu halten.
Ich bin Intensivmedizinerin, das befähigt mich aber nicht, dem Gynäkologen sein Fachgebiet zu erklären. Andersrum genauso.
Auch innerhalb der Spezialgebiete gibt es Bereiche, wo man sich besser auskennt als andere. So ein Drosten weiß über COVID nun mal viel mehr als die anderen.
Weil er genau daran seit über 10 Jahren forscht. Da können all die Streecks und Schmidt-Chanasits einfach nicht auf demselben Level mitreden, auch wenn die Virologen sind.
Witzigerweise ist er einer derjenigen, der sehr oft betont, was nicht mehr Teil seines Fachgebiets ist und wo seine Grenzen sind. Das hab ich von den anderen Strategen noch nie gehört. 😜

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More from @19Insomnia82

1 Jan
Na, Bitches? Gut gerutscht? Wie läuft es bei euch? Heute zeige ich euch mal mein natürlich perfektes Leben.
#Influlenza
#NewYear2021
#NurKeinNeid
#HatersGonnaHate
Nachdem ich entspannt um 9 aufgestanden bin, habe ich direkt Sport gemacht.
#GesunderKörperGesunderGeist
#ohneFleißkeinPreis
#HealthyLiving
#DerFrüheVogelFängtDenWurm
#Bodychallenge Image
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20 Dec 20
Ich kann dieses Geseier gewisser Leute mit „Risikogruppen schützen“ nicht mehr hören. Erstens beruht es auf der Annahme, es wäre möglich, diese Menschen gezielt zu isolieren, was in der Realität nicht geht, da diese Menschen mitten unter uns leben/auch Teil der Arbeitswelt sind.
Zweitens ist COVID eine Erkrankung, bei der niemand(!!!) von uns freiwillig riskieren sollte, sie zu bekommen.
Das Risiko für Tod, schwere Verläufe, unbemerkte Weitertragung an andere, Langzeitfolgen und auch Chance zur Mutation des Virus sind wirklich schwer abzuschätzen und
der Glaube, dass einem schon nichts Schlimmes passiert, weil man jung und gesund sei, ist eine perfide Illusion.
Ich kenne einen einzigen wissentlich Betroffenen, der es symptomlos überstanden hat. Der überlebende Rest sagte, es war eine absolut fiese und verzichtbare Erfahrung.
Read 5 tweets
19 Oct 20
Spannend finde ich, dass die meisten medizinischen Covid-Verharmloser aus meinem Umfeld einer Fachrichtung wie Urologie/Orthopädie oder ähnlichem angehören, die kaum was mit Covid zu tun hat(te), aber wegen der Maßnahmen trotzdem auch von erheblichen Umsatzeinbußen betroffen war.
Oft sind es leitende Ärzte der Abteilungen, das macht natürlich Eindruck.
Dass am Anfang der Covid-Pandemie viele OPs und Prozeduren ausgesetzt wurden, war ihnen ein Dorn im Auge, gerade weil bei Ihnen lukrative Privatpatienten oft einen großen Teil des Gehaltes generieren.
Ich habe von einem befreundeten Anästhesie-Chefarzt gehört, dass ihm dadurch etwa 1/3 Gehalt im Monat verloren ging bei plötzlich viel mehr Arbeit. Das erzeugt Frust. Immerhin ist er Intensivmediziner, er bleibt vernünftig. Aber andere Chefärzte drehen da wohl frei.
Warum nur? 😉
Read 11 tweets
16 Oct 20
Ich hab gerade eine Intensivstation kennengelernt, die standardmäßig mit Midazolam sediert, Volumentherapie bei Nierenversagen mit Nudelwasser macht, bei septischem Schock auf Selen i.v. setzt und kein therap. Drug Monitoring betreibt.
Soviel zum Thema Maximalversorger in 2020 😳
Die Beatmungseinstellungen waren auch gruselig. Mein PEEP von 15 bei wahrscheinlich beginnendem ARDS (FiO2 von 0,8 / Horowitz 76.5) war für mich noch moderat, dort wurde ich angeschaut wie Satan und der PEEP direkt auf 5 runtergestellt. Sättigungseinbruch inklusive. 😔
Ich habe die letzten 6 Stunden wild um das Leben des Patienten gekämpft und fast geheult, als ich ihn da abgeben musste und das mitbekommen habe.
Read 4 tweets
5 Oct 20
Liebe Anästhesistenbubble, wer will? 😂😂😂
Ich fange mal an:
1. Der physiologische Totraum beträgt etwa 2ml pro kg idealem Körpergewicht.
2. Das normale Atemzugvolumen liegt bei Säuglingen bei ca. 10 und bei Erwachsenen bei 6-7 ml pro kg Körpergewicht. Übergänge fließend.
3. Masken sind durchlässig für CO2 und Sauerstoff,
zählen also nicht (!) zum Totraum.
Wer das behauptet, hat den Begriff nicht kapiert.
4. Die Volumenwerte, die diese Grafik für den physiologischen Totraum sowohl bei Menschen als auch für den vermeintlichen „Totraum” durch Masken angibt, sind willkürlich und falsch. Rechnet nach.
Read 12 tweets
30 Sep 20
Auf FB erzählt ein älterer Typ, wie er für den Hausbesuch seiner Bankberaterin Bärenfell, Kamin und Sekt parat hat. Man dürfe keine Chance ungenutzt lassen. Zwinkizwonki 🤪
Einige Frauen kritisieren das.
Die restl. Horde zerfleischt sie direkt als humorlos und traumatisiert. WTF?
Zitat 🚹: „Man kann den Post gut finden oder nicht, man muss aber den Bogen nicht überspannen, dass wird dem Anliegen der betroffenen Frauen (...) nicht gerecht. Im Gegenteil, ich finde es schadet der Glaubwürdigkeit wenn man noch nicht einmal mehr einen Scherz machen darf.“
Finde immer gut, wenn Männer bestimmen, wann Frauen den Bogen überspannen und was alles Humor ist und was nicht.
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