Der Beschluss der KMK von heute ist schlicht blamabel, verantwortungslos und folgenreich für alle Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern.
Eckpunkte:
- Ein dreistufiges Szenario für Schulöffnungen.
- Jedes Bundesland entscheidet individuell über seine Einstufung im Modell.
1/
Ein abgestuftes und von Bundesland zu Bundesland individuelles Vorgehen kann sinnvoll sein, da die Inzidenzen innerhalb des Bundesgebietes unterschiedlich hoch sind. Aber: es wurden für das Stufenmodell keine verbindlichen Richtwerte festgelegt. Jedes Bundesland entscheidet 2/
selbst über die Maßstäbe, nach denen es sich einkategorisiert. In der Folge wird die Frage noch mehr zu einer des politischen Wettbewerbs und nicht zu einer der epidemiologischen Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Und das 16 Mal. 3/4
Ich hoffe, die MinisterpräsidentInnen und die Kanzlerin sortieren das morgen nochmal, denn wenn das so kommt, wie jetzt angedacht, wird das ein ekliger Wettbewerb um Öffnungen auf dem Rücken von Kindern, Lehrkräften und Eltern. 4/4
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Senatorin #Scheeres hat heute im Abgeordnetenhaus mal wieder eine der Lieblingskommunikationsstrategien ihrer @SenBJF (erprobt bis in die untersten Ebenen der Berliner Bildungsinstitutionen) rausgeholt: das Ausnutzen der Diversität aller an Schule Beteiligten. Ein kurzer Thread.
1. Sie beruft sich auf "Schulleiterverbände", mit denen sie sich besprochen habe und die das Vorgehen begrüßten. Einzig: diese Verbände sind weder Teil der schulgesetzlichen Gremien, noch Teil des Dienstwegs, sondern privat organisierte Schulleitungen, die vermutlich nicht
repräsentativ sind. Sie hätte den Landesausschuss des pädagogischen Personals als offizielle Vertretung fragen können. Wäre aber vermutlich ungemütlicher geworden.
2. Sie beruft sich auf "Eltern, die im ersten Lockdown mit Töpfen vor der Senatsverwaltung standen und
Nein, anders, als es Seehofer und andere Rechtsausleger es immer behaupten, hat "Die Polizei" keinen Anspruch auf das Vertrauen der BürgerInnen, weil sie "so einen schweren Job macht". PolizistInnen haben ein ein Recht auf Respekt und auch für sie gilt die 1/5
Unschuldsvermutung. Ich darf nicht behaupten, dass jede/r PolizistIn gewalttätig wäre und das ist richtig so, weil dem schlicht nicht so ist.
Allerdings: "Die Polizei" als Behörde muss sich wie jede staatliche Instanz Fragen stellen lassen, wenn was nicht so läuft 2/5
wie es soll. "Die Polizei" sogar noch einmal mehr, weil sie wie wenige andere Behörden die Befugnis hat, in Grundrechte der Bürger einzugreifen. Das hat auch nichts mit Misstrauen, sondern mit demokratischem Selbstverständnis einer aufgeklärten Gesellschaft 3/5
Für Kapitalismuskritiker ist Corona der Beweis, dass "das System" zusammenbricht, wie sie es schon seit Jahrzehnten erzählen.
Für Rassisten ist es das "Chinavirus", um uns zu schwächen (seit Ewigkeiten die gängige Erzählung, nur,
dass der angebliche Gegner wechselt; Jetzt sind die Chinesen).
Für Antisemiten ist es irgendwas, was sich die Juden ausgedacht und verbreitet haben, um uns alle zu unterdrücken (was sie seit 2000 Jahren erzählen).
Für orientierungsverlorene Bürgerrechtler und Libertäre ist
Corona DAS Zeichen, dass der Staat uns alle unterdrücken will (was sie seit Jahrzehnten erzählen).
Für "Impfkritiker" ist es DER Beweis, dass uns "der Staat" alle zwangsimpfen und hörig machen will. (Was dort auch schon seit Jahrzehnten geredet wird).
Die Schulen sind jetzt seit 4 Wochen zu. Oder anders: 2/3 eines regulären Sommerferienzeitraums sind rum. Haben Sommerferien jemals Bildungslücken gerissen? Nein.
Das Problem sind nicht ein paar Wochen der geschlossenen Schulen, sondern die Energie, mit der Kultusministerien 1/5
von Eltern und Kindern abverlangen, sie müssten den Schulbetrieb in dieser ohnehin schwierigen Situation irgendwie nachsimulieren und die Energie, mit der stur auf das Ablegen von Prüfungen bestanden wird, als gäbe es keine Alternativen dazu.
Im Nachhinein werden die 2/5
Schließungen nicht wegen des Unterrichtsausfalls in Erinnerung bleiben, sondern wegen des Drucks, der unbedingt aufrecht erhalten bleiben musste, weil sich die Zuständigen nicht hinreißen lassen konnten, zu sagen "das Schuljahr ist eh durch. Lass uns das akzeptieren, lass uns 3/5
Es gibt ein gemeinsames "Mindset" von Sozialdarwinisten, Esoterikern, Verschwörungstheoretikern und Wissenschaftsleugnern:
"Es gibt keine Realität, sondern die Welt ist so, wie Du sie siehst." Gemeint als Imperativ.
Und genau dieses "Mindset" erklärt auch diese 1/9
nur vordergründig merkwürdigen aktuellen Allianzen von Linksdraußen über Libertär bis Rechtdraußen und genau deshalb sind Debatten in den sozialen Medien seit Langem so unergiebig:
wir erleben nicht nur einen Angriff auf die Demokratie, sondern einen Angriff auf die 2/9
Vorstellung einer gemeinsamen Realität, gemeinsamer Wissenschaften und einer kollektiven Wahrnehmung der Welt, über die dann gestritten werden kann und muss.
Wir erleben, dass Pandemien als nicht existent dargestellt werden, obwohl es täglich tausende Tote gibt. Wir 3/9
Je länger ich in unserem Bildungssystem aktiv bin, umso mehr gewinne ich den Eindruck, dass wir uns in einem Reparaturbetrieb befinden, in dem es eigentlich nur darum geht, dafür zu sorgen, dass der Laden nicht auseinanderfliegt. Was die Politik Schüler*innen, Lehrkräften und
Eltern zumutet, ist eine Frechheit, die an strukturelle Gesundheitsgefährdung grenzt. Ich bin und war in den vergangenen Jahren in verschiedensten Gremien aktiv: Elternvertretung in Kita und Schule, Bezirkselternvertretungen, Landeselternausschuss Schule etc. und es sind immer
wieder die gleichen "Diagnosen": zu wenig Geld, zu wenig Personal, zu viel Bürokratie, permanent irgendwelche Evaluationen, die Zeit kosten und schließlich doch wieder in den Mühlen der Ämter und Senatsverwaltungen versanden, zunehmende Krankheitsstände bei Kindern und