Für mich verblüffend: Die Putschisten im Kapitol versuchen nicht einmal, sich zu vermummen. Sie zeigen sich völlig offen, machen Selfies, geben Interviews. Das sind keine Leute, die das System stürzen wollen. Das sind Leute, die zeigen wollen: Wir sind jetzt das System! (Thread)
Dieses Video fasst das für mich wunderschön zusammen: Eine Frau ist fassungslos, dass sie beim Eindringen ins Kapitol Pfefferspray abbekommen hat. Bereitwillig nennt sie ihren Namen. Was sie dort wollte? Naja, Revolution eben! Was denn sonst?
Das zeigt, wie sicher sich diese Leute fühlen. Und das erschreckenderweise zurecht: Nur ganz wenige von ihnen sind festgenommen worden.
Das ist fast die größte vorstellbare Arroganz: Selbst beim offenen Revoltieren noch immer der Meinung zu sein, man sei verdammt nochmal im Recht und es sei eine Frechheit, wenn sich irgendjemand entgegenstellt.
Argumente gibt es nicht, außer: Wir sind wütend! Die eigenen Gefühle reichen als Rechtfertigung aus. Es ist wie bei einem Kind, das sich im Supermarkt auf den Boden wirft und schreiend herumzappelt: Ich bin schlecht gelaunt, daher habe ich ein Recht auf das, was ich will!
Das ist natürlich kein US-Phänomen. Dasselbe sehen wir auch hier bei Corona-Demos: Leute mit starken Gefühlen und schwachen Argumenten. Man ist wütend! Weil der eigene Kandidat verloren hat, oder weil man sich an Corona-Maßnahmen halten muss.
Diese Wut ist auch verständlich. Aber verständliche Wut ist kein Ersatz für verständliches Argumentieren. Offenbar ist uns der gesellschaftliche Konsens verlorengegangen, dass Fakten und Argumente zählen. In der Demokratie löst man Meinungsverschiedenheiten nicht mit Emotionen.
Und diese Entwicklung ist wirklich gefährlich: Man darf wütend sein, aber niemand darf Wut als Legitimation für sein Handeln betrachten. Wenn ich wütend darüber bin, dass die Erde um die Sonne kreist, weil mir das Modell der Flacherde besser gefällt, liege ich trotzdem falsch.
Man kann starke Gefühle haben - über die Wirkung von Heilkristallen, über 5G-Handymasten oder den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl. Das ist ok. Aber diese Gefühle zählen nicht als Argument in einer demokratischen Diskussion!
Wenn Gefühl gegen Gefühl steht, kommt man nicht weiter. Gemeinsam Probleme lösen können wir nur, wenn wir uns auf Fakten einigen - oder uns zumindest mal darauf einigen, dass wir uns auf Fakten einigen wollen. Es gibt keine andere Möglichkeit.
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Das tut wirklich weh: Ein ganzseitiges Inserat mit haarsträubendem Corona-Unsinn, erschienen heute im Kurier. Sehen wir uns das mal an.
Klarstellung vorweg: Ich schreibe selbst eine Kolumne im Kurier, in der ich mich für Wissenschaft und gegen Verschwörungstheorien einsetze. Dieses Inserat macht leider das Gegenteil. Gerade deshalb MUSS ich Stellung beziehen, sonst würde ich mich völlig unglaubwürdig machen.
Argument 1: Masken seien nutzlos und gesundheitsschädlich. Das ist falsch. Zu Beginn der Pandemie war der tatsächlich noch nicht so ganz klar, wie wirksam die Masken sind. Außerdem gab es Bedenken, die breite Bevölkerung würde dem medizinischen Personal die Masken wegkaufen.
Man kann gegen etwas sein und es trotzdem nicht verbieten wollen. Ich halte das für einen ganz wichtigen Gedanken. Mir wird momentan erst bewusst, wie viele Menschen das anders sehen. Das beunruhigt mich. (Thread)
Ein Beispiel: Ich engagiere mich seit vielen Jahren für wissenschaftliches Denken, gegen Esoterik, Aberglauben und Pseudowissenschaft. Ich finde Horoskope blöd, Verschwörungstheorien bedrohlich und alternativmedizinische Heilsversprechen gesundheitsgefährdend.
Aber nie wäre es mir in den Sinn gekommen, ein gesetzliches Verbot für all diese Dinge zu fordern. Soll es illegal sein, magische Heilsteine zu verkaufen? Nein. Soll man bestraft werden, wenn man sein Leben nach dem Horoskop ausrichtet? Nein, man braucht eher Hilfe.
Nein, die COVID-19-Impfung macht Frauen NICHT unfruchtbar! Habe heute schon wieder von einem Arzt gehört, der ankündigt, Frauen mit Kinderwunsch nicht zu impfen. Das ist Unsinn. (Thread)
Das Gerücht geht offenbar zurück auf den Biounternehmer Michal Yeadon (manchmal wird in Social Media Posts behauptet, er sei Forschungsleiter bei Pfitzer, das ist er nicht.) Wie jedes gute Gerücht klingt es zunächst nicht unplausibel:
Die Impfung bringt unsere Zellen dazu, ein Spike-Protein des Coronavirus herzustellen, das soll dann vom Immunsystem attackiert werden. So weit, so richtig. Die oft gelesene Behauptung ist nun: Das Spike-Protein ähnelt einem anderen Protein (Syncytin-1),
ACHTUNG: Ich habe heute eine Graphik des deutschen Städte- und Gemeindebundes geteilt, mit einer Prognose, dass es sehr lange dauern wird, bis die allgemeine Bevölkerung gegen COVID-19 geimpft werden kann. Der DStGB hat die Graphik entfernt - daher habe ich den Tweet gelöscht.
Offenbar lässt sich derzeit einfach nicht sagen, wie lange die Sache dauern wird. Es tut mir leid, unzuverlässige Information weitergegeben zu haben. Ich hätte zumindest in meinem Kommentar dazu vorsichtiger formulieren müssen.
Was aufrecht bleibt, ist meine Bitte an die Politik: Wir brauchen ehrliche Kommunikation zu diesem Thema. Wenn man etwas noch nicht weiß, ist es ok zu sagen, dass man es nicht weiß.
Ein astronomisch wichtiger Tag: Ab morgen geht die Sonne abends wieder später unter - auch wenn die Tage insgesamt noch kürzer werden, weil die Sonne morgens immer noch später aufgeht. Das hat mit der Geometrie des Sonnensystems zu tun. (Thread)
Die Erde dreht sich einmal am Tag um ihre Achse, in der selben Zeit ist sie auf ihrem Weg um die Sonne ein Stück weitergewandert. Nach einer Erdrotation ist die Sonne daher in einer etwas anderen Richtung als vorher.
Das verlängert den Tag - wenn man ihn als jene Zeit misst, die es dauert, bis man die Sonne wieder exakt im gleichen Winkel sieht. Die Erde muss sich noch ein kleines Stückchen weiterdrehen, bis das passiert.
Wie ist das mit den falsch Positiven Coronatests? Das ist tatäschlich ein bisschen verwirrend: Wenn von den Leuten mit positivem Schnelltest-Ergebnis relativ viele in Wahrheit gar nicht positiv sind, dann spricht das NICHT gegen die Qualität der Tests. (Thread)
In Wien wurden jetzt bei den Schnelltests täglich ca. 100 Personen positiv getestet. Diese Leute machten danach noch einen genaueren PCR-Test, bei dem sich herausstellte, dass nur ungefähr die Hälfte wirklich positiv war.
Das enttäuscht jetzt viele Leute: Eine Trefferquote von nur 50%? Das kann doch nicht sein! Aber das ist falsch gerechnet. Diese Quote sagt überhaupt nichts aus. Wenn es täglich ca. 50 falsch positive Tests gibt, muss man das in Relation zur Gesamtzahl der Getesteten setzen.