In der Pandemie sorgt sich das Bildungsbürgertum auf einmal herzzerreißend um „benachteiligte“ Kinder aus „sozial schwachen“ Familien. Das sagt mehr über die Besorgten als über die Situation der Schüler:innen. taz.de/Schule-in-Coro…#NoFiDK
Kinder, die durch Schulschließungen den Anschluss verlören; Kinder, die jetzt endgültig die Chance verpassten, sozial aufzusteigen; Kinder, die man gleich selbst verliere, an die tägliche Tracht Prügel der Proleteneltern, an Computerspiele, die Straße. Da ist natürlich was dran.
Trotzdem verraten die Sorgen der Besorgten mehr über sie selbst als über die Situation der Proletenkinder. Die Besorgten sprechen zwar über soziale Ungleichheit und dass die Schule dieser entgegenwirken würde. Aber sie reden nicht darüber, woher diese Ungleichheit kommt.
Sie wollen es gar nicht wissen, weil dies zu ihnen selbst führt und ihr angenehmes Wohl mit dem betrauerten Übel verbinden würde. Weil sie aber keine schlechten Menschen sind, glauben sie fest daran, dass die Schule das Problem schon irgendwie, irgendwann, irgendwo lösen wird.
Das ist schließlich der Job des Lehrpersonals und die sollen verdammt nochmal aufhören, sich davor zu drücken. Dieser Bildungsfetisch führt aber dazu, dass der Unterschied zwischen den „benachteiligten“ und anderen Kindern als ein Problem des Mehr- oder Wenigerwissens erscheint.
Dabei handelt es sich um eine nicht nur tolerierte, sondern gewollte und durch unser Bildungssystem systematisch geförderte ökonomische Ungleichheit. Die Überhöhung der Bildung diente schon vor der Coronakrise dazu, Ungleichheit zu zementieren.
Es ist wie beim amerikanischen Traum, weil man auf die Schule zeigen kann als Ort, an dem jeder die Chance habe, sein Schicksal zu verändern und in die eigenen Hände zu nehmen. Die Corona-Krise weicht den Fetisch auch nicht auf, sondern verhärtet ihn sogar.
Je offener und schmerzlicher die Ungerechtigkeit zu Tage tritt, desto fanatischer beschwören die Besorgten ihren Irrglauben. Dabei wissen auch sie, dass unser Bildungssystem keine Lösung, sondern Teil des Problems ist: Die Bildungsungerechtigkeit ist gerade Grundlage des Systems.
Gerade Deutschland leidet im Vergleich zu anderen Ländern an einer gravierenden Bildungsungerechtigkeit Wir reproduzieren systematisch soziale Ungleichheit. Arme Kinder haben noch immer deutlich schlechtere Chancen, ihre Talente werden nicht erkannt. tagesspiegel.de/wissen/kritik-…
Stattdessen klagt eine Professorin gegen Gesundheitsschutz in der Pandemie, verlangt, die Schulen bis Klasse 7 bedingungs- und maskenlos zu öffnen, weil sie und ihr Mann als Doppelverdiener kein digitales Endgerät für ihre Kinder haben und erbettelt die Finanzierung per Gofundme.
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"Selbst wenn das Infektionsgeschehen an Grundschulen geringer sein sollte als in der Restbevölkerung, kann auch dies keine Argumentation für weniger Schutzmaßnahmen sein – die Anschnallpflicht gilt auch schon bei Tempo 30 und nicht erst bei 100 km/h." corona.rlp.de/de/aktuelles/d…
"Es wurden zudem bereits Hunderte von Ausbrüchen an Schulen gemeldet, teilweise auch mit beträchtlichen Clustergrößen, wie z.B. in Sachsen. Es ist zu befürchten, dass wir dabei nur die Spitze des Eisbergs sehen, da Gruppen nicht mehr überall konsequent getestet werden."
"Wenn zum Beispiel in Klassen mit einem Indexfall nur quarantänisiert aber nicht weiter getestet wird, erscheint dies in den Statistiken dann fälschlicherweise als „Beleg“ für eine Nichtübertragung innerhalb der Klasse."
@AndreasShrugged@AnthroBlogger@kbv4u@FidK_Bund@NatalieGrams Geh nur mal auf die aktuelle Petition, die sie bewerben. Du findest nur selektiv zusammengestellte Veröffentlichungen, die ihre Wunschvorstellung treiben. Alle Veröffentlichungen, die gegen ihre Argumente sprechen, werden ausgeblendet. So funktioniert das. Beispiele gefällig?
@AndreasShrugged@AnthroBlogger@kbv4u@FidK_Bund@NatalieGrams Zitat 1: "Geht ein Drittel eines Schuljahres an Lernen verloren, so geht dies über das gesamte Berufsleben gerechnet im Durchschnitt mit rund 3-4% geringerem Erwerbseinkommen einher." Das ist eine wilde Hochrechnung, wenn man die Quelle liest. Dabei wird davon ausgegangen, dass…
@AndreasShrugged@AnthroBlogger@kbv4u@FidK_Bund@NatalieGrams …längere Bildungszeiten mit höherem Erwerbseinkommen korrelieren. Platt gesagt: Mit Abitur verdient man im Durchschnitt mehr als mit einem Hauptschulabschluss. Der Verlust an Bildungszeit während der Pandemie trifft aber alle gleich. Das ist kein selektiver Verlust einer Gruppe.
Wenn man Irland mit Deutschland vergleicht, hört man aktuell oft, dass in Irland die Kitas+Schulen offen geblieben sind während des Lockdowns und die Zahlen dort runtergehen. Daher müssen unsere Schulen weiter so komplett offen bleiben. Bedeutet Korrelation hier auch Kausalität?
In Irland trat die höchste von 5 Risikostufen am 22.10. in Kraft. Die Schulen waren wegen der Midterm Holidays eh vom 24.10. eine Woche geschlossen. Wir hätten auch schon parallel zu den Oktoberferien starten sollen (leider werden wir wohl erst im Dezember die Notbremse ziehen).
Die interessante Frage ist: Wie sind denn die Schulen in Irland im Vergleich zu uns geöffnet? Auskünfte findet man unter citizensinformation.ie/en/education/p…. Kein Kind sollte zur Schule gehen, wenn es IRGENDEIN (!) Symptom von COVID-19 zeigt: www2.hse.ie/conditions/cor…
Da die Studie über "Wer weniger Präsenzunterricht hat, ist eher tot" die Runde macht, hier eine Einordnung: threadreaderapp.com/thread/1327872… Quelle ist eine Korrelation von Lehrerstreiks in Argentinien und dem letztendlichen Verdienst, den Kinder als Erwachsene erzielten aus den 70ern
Hier eine zweite Einordnung der gleichen Studie. threadreaderapp.com/thread/1328121… Auswirkungen von LEHRERSTREIKS auf ARGENTINISCHE KINDER in den 70ern auf Unterricht während einer Pandemie im Jahr 2020 halte ich für sehr gewagt. Wenn man diese dann noch mit Lebenserwartung verbindet...
@JMWiarda Statistiken erwecken den Eindruck von Objektivität und Exaktheit, dabei lässt sich mit ihnen alles und zugleich das Gegenteil beweisen. Leider führen Deine Mathematikübungen in dem Blogpost zu solchen Schlußfolgerungen, die falsch und gefährlich sind.
@JMWiarda Du schreibst auf dem Blog, dass sich der Anteil der neuinfizierten Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 14 mit +66,1% weiter unterdurchschnittlich entwickeln würde, weil die Neuinfektionen insgesamt binnen Wochenfrist um mindestens 72 Prozent zulegten.
@JMWiarda Wir sind uns einig, dass es einen Unterschied gibt zwischen Neugeborenen und Teenagern? Im Wochenvergleich sehen die Altersgruppen aufgeteilt nämlich so aus:
A00..04: +62,1%
A05..09: +81,0%
A10..14: +59,6%
Auf einmal sind Grundschulkinder überdurchschnittlich betroffen!
@ProfDTSchneider@SZ Wie immer lohnt es sich, die Details zu lesen. Altersgruppenbetrachtung 0-14 und 15-34? Wirklich? Und dann:
"Schools re-opened during a time of in general low infection rates and cannot be interpreted as the flip side of school closures during the peak of the pandemic."
@ProfDTSchneider@SZ "In particular, the increasingly accelerating number of new infections in the overall population during September and October 2020 may increase the risk of more infections among students."
@ProfDTSchneider@SZ "Second, schools re-opened after the summer breaks in August and September when weather conditions (warm temperatures and little precipitation) were favorable for outdoor activities and ventilation of classrooms."