(1) Seid Ihr vorbereitet auf das gesellschaftliche Leben nach Corona?
Ein kleiner Thread.
Um es nicht misszuverstehen - ich blicke mal über den Tresenrand und spreche nicht über's @EisenBremen .
Zumindest - dank Eures konstant wunderbaren Einsatzes für uns - noch nicht.
(2) Ist Euch bewusst, wie sehr die Reichen während Corona reicher geworden sind oder zumindest Corona wirtschaftlich schlimmstenfalls als Angriff auf die Portokasse wahrnehmen mussten... protegiert von der Politik?
Ist Euch bewusst, was das für die Zeit nach Corona bedeutet?
(3) Ist Euch bewusst, wie nah am Abgrund sich mittlerweile fast alle Kleinselbstständigen und ihre Angestellten befinden, die das kulturelle und wirtschaftlich so vielseitige Leben wie Ihr es gewohnt seid, prägen?
Ich kriege ein bisschen was mit in diesem Umfeld. Und was ich...
(4) ...mitkriege, macht mir Angst.
Vom Klamottenladen bis zur Fußpflege, vom Restautant bis zur Kneipe um die Ecke... alle sind sie auf den letzten Metern.
Und die Investoren, die - im Gegensatz zu ihnen - kaum wissen, wohin mit ihrem Geld, sitzen schon in den Startlöchern.
(5) Über Jahrzehnte von kleinen Selbstständigen mit mehr Idealismus als Rücklagen aufgebaute Infrastruktur und genau deswegen so sehr atmosphärisch geprägte Stadtviertel... das sind Filetstücke, die in den nächsten1-2 Jahren historische Schnäppchen sein werden.
(6) Und wenn Ihr - um bei der Branche zu bleiben, in der ich mich ein bisschen auskenne - jetzt sagt:
"Hauptsache ist doch ich krieg mein Bier... wie der Laden heißt, ist mir doch egal."
Versprochen: Es wird Euch auffallen, ob Ihr Euch in einem in erster Linie sozialen Raum...
(7).. aufhaltet, in dem Ihr zuerst als individuelle Persönlichkeit wahrgenommen werdet und von dem Ihr wisst, dass Ihr mit Euren Bestellungen nebenbei dazu beitragt, diesen sozialen Raum zu erhalten.
Oder ob Ihr Euch in einer Systemgastronomie aufhaltet, in der es Teil des...
(8)...Businessplans ist, Euch eine seelenlose Behaglichkeit vorzugaukeln, während sie Euch ausschließlich als Wirtschaftsfaktor sieht und, wenn Ihr dieser Funktion nicht nicht in erwarteten Margen nachkommt, keine Hemmungen hat, Euch diesen Raum vor der Nase zu schließen.
(9) Tja... alles blöd. Was will man machen? Schulterzucken und weiterscrollen?!
Das Gute im Schlechten:
IHR habt auch eine historische Chance!
IHR habt die Chance, Einfluss zu nehmen auf die nächste soziale Umwelt, in der Ihr leben wollt.
Konkret:
Nehmt die ToGo- und...
(10)..Online-Angebote all dieser Läden wahr. Supportet Crowdfunding-Aktionen.
Und... mittelfristig:
Denkt neu!
Ihr wollt nicht, dass Euer Club, Euer Programmkino, Euer Skateboardladen stirbt? Sprecht mit den Inhaber*innen... denkt über Genossenschaften und andere...
(11)...kreative Wege nach! Es wird hier sicherlich ne Menege smarter Leute geben, die sich damit deutlich besser auskennen als ich.
Und verdammt... warum haben Parteien, die dafür sorgen, dass die Nachbarschaft, wie Ihr sie kennt und wertschätzt, verschwinden wird, immer noch...
(12)...über 50 Prozent in den Umfragen?
Wollt Ihr wirklich eine Plastikwelt aus Systemgastro, großen Ketten und Amazon?
Reclaim Your neighbourhood - eine weitere Chance wird es nicht geben!
Danke für's Lesen.
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Thread:
Ich bin Gastronom einer subkulturell in Bremen sehr verwurzelten, ollen (manche sagen: saturierten) Punkkneipe, die sich in den letzten Monaten der Krise kaum staatstragender, kooperativer und mäßigender hätte verhalten können.
Wir durchleben eine elementare Krise...
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...und es war und ist selbstverständlich, dass auch wir unseren Beitrag leisten, da GEMEINSAM durchzukommen.
Wer mich kennt, weiß, wie anstrengend harmoniesüchtig ich eigentlich bin.
Doch ich bin auch müde. Und in mir wachsen Zweifel, was die Gemeinsamkeit...
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...der Opfer betrifft, die wir dem Gemeinwohl verpflichtet leisten.
Die Opfer, die wir tragen, sind sehr ungleich verteilt. Und sie zementieren gesellschaftliche Strukturen (wenn ich zB. alleine nur über die komplette Ignoranz zum Thema “Bildungschancen“ oder gar das Leben...
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Ab Montag gelten brutale Einschränkungen für die Gastronomie in Bremen.
Dieser Thread ist der vielleicht Wichtigste, den wir für den Rest des Jahres auf die @EisenBremen-Seite stellen.
Danke für Eure Geduld beim Lesen!
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Nur wenige Branchen sind von der Coronakrise so unfassbar hart getroffen worden wie die Club- und Musikkultur.
Und nur wenige Branchen haben sich – trotz härtester Einschränkungen und Belastungen – so konstruktiv dafür eingesetzt, ihren Beitrag zur gemeinsamen...
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...gesellschaftlichen Bewältigung dieser epochalen Krise zu leisten.
Wir haben funktionierende Hygienekonzepte erarbeitet und erfolgreich umgesetzt. Wir haben unsere Stärken definiert und mit ihnen kreative wie unkonventionelle Konzepte entwickelt, einer, sich in ihrem...
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Die soziokulturelle Zukunft des Viertels.
Ein paar Gedankenfragmente in einem laangen Thread.
Hurra. Eine Kneipe äußert sich zum Cornern.
Wer das möchte, kann uns schnödes Eigeninteresse vorwerfen.
Wer uns kennengelernt hat in den letzten 3 Jahrzehnten, würde uns jedoch...
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...vielleicht zugute halten, das Gewinnmaximierung um jeden Preis nicht wirklich unsere Kernkompetenz darstellt.
Das Eisen ist ein Zimmer in einem liebgewonnenen sozialen Raum namens Viertel.
Wir versuchen dieses Zimmer hübsch zu machen – mit Gedanken und Taten. Aber es...
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...ist nur ein Zimmer von vielen.
In diesen Zimmern werden subkulturelle Angebote gemacht. Sie sind Wohn- und Spielzimmer (manchmal gar Kreißsaal) der musizierenden, schreibenden und darstellenden Kunst, sie sind die Küche, an deren Tischen all diese wunderbaren Ideen...
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Ein (zu langer) #Thread über den #Virus in unserer Gesellschaft
In unserer Selbstwahrnehmung hat sich unterbewusst eine Prämisse eingegraben, in der Frieden, Gesundheit und Wohlstand als "Geburtstrecht" gleich hinter "Atmen" einsortiert wurde.
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Wir empfinden keine Dankbarkeit mehr für die unfassbare Gunst des Schicksals, genau hier und jetzt auf diese Welt geschissen worden zu sein, sondern bauen uns lieber abstruse Herleitungen, in denen Trümmerfrauen und seit 200 Jahren tote Dichter vorkommen, um für uns...
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...Lebensumstände zu rechtfertigen, die weiten Teilen der Menschheit nicht vergönnt sind.
Als Folge dieser kollektiven Selbstgerechtigkeit erleben wir jede Gefährdung des Status Quo als Kränkung, für die natürlich Sündenböcke gebraucht werden. Und je schwerer diese...
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