Eine häufige Frage dieser Tage: Wo passieren die ganzen Ansteckungen, trotz aller Maßnahmen? Einerseits ist das eine berechtigte Frage. Und ein echtes Ärgernis, dass wir die Antwort nicht kennen. Andererseits scheint mir die Erwartung dahinter überzogen und etwas naiv. Thread.
Fakt ist: Das @rki_de kann bei der Mehrzahl der Ansteckungen nicht sagen, wo sie passiert sind. "Unbekannt" ist bei weitem der häufigste Infektionsort (die graue Fläche im kleinen Diagramm).
Nun werden RKI und Gesundheitsämter viel kritisiert, dass sie diesbezüglich nicht mehr wissen. Einerseits zu Recht: Mit weniger Gefaxe, mehr Digitalisierung und mehr Datenaustausch ließe sich sicher noch die eine oder andere Erkenntnis rausholen.
Andererseits: In vielen Fällen haben die Behörden kaum eine Chance. Entweder, weil der/die Infizierte gegen Regeln verstoßen hat und falsche Angaben macht; oder weil die Infektion tatsächlich schwer nachvollziehbar ist.
Aus den USA gibt es eine Studie, die Ansteckungsorte aus Mobilfunkdaten ableitet. Würde in 🇩🇪 an Datenschutz scheitern. Interessant zu lesen, aber: Die wissen auch nicht so recht, wo sich die Leute anstecken. nature.com/articles/s4158…
Restaurants, Cafés und Hotels machen viel aus. Auch Fitnesstudios tragen bei. Bei uns alles längst geschlossen. Kirchen würden wohl noch was bringen. Danach wird es schnell unübersichtlich. Größter Anteil auch hier: "Other".
Wahrscheinlich ist es einfach so: Die Leute stecken sich an allen möglichen Orten an. Zuhause, bei Freunden, in der Arbeit, beim Nur-kurz-was-Vorbeibringen, beim Arzt, im Laden, in der Bahn. It's a mess.
Dieses Virus wird vor allem durch die Luft übertragen und Luft gibt es überall. Drinnen ist das Risiko viel größer als draußen, Abstand ist besser als kein Abstand, Maske besser als keine Maske, kurze Begegnung besser als lange. Aber letztlich gibt es keinen vollständigen Schutz.
Ich nehme häufig diese Sehnsucht wahr: Wüssten wir doch nur, wo die Leute sich anstecken! Dann müssten wir nur diesen einen Ort zumachen und alles wäre gut, den Rest öffnen wir dann wieder, hurra. Das halte ich für ein Illusion.
Darum ist es mehr als eine Phrase, wenn Wissenschaftler wie @ViolaPriesemann immer wieder sagen: Jedes bisschen hilft. Das ist schlicht der Stand der Wissenschaft 🤷
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Im Dezember sind 28% mehr Menschen gestorben als im Mittel der Vorjahre. Im Corona-Brennpunkt Sachsen waren es mehr als doppelt so viele. Die Übersterblichkeit übersteigt dort die vom @rki_de erfassten Covid-Todesfälle deutlich.
Im Gesamtjahr haben wir etwa 5% Übersterblichkeit, wobei 1-2% davon erwartbar waren wegen Schaltjahr, demografischem Wandel und steigender Lebenserwartung. Warum diese Jahresbilanz weniger über die Schwere der Pandemie aussagt, analysiert @destatis-Experte Felix zur Nieden:
Nach SZ-Berechnung liegt die Inzidenz in Deutschland erstmals über 200, Sachsen eskaliert völlig und Wissenschaftler befürchten ein europäisches Ping-Pong - die Entwicklung am Wochenende im Thread zur Lage der Infektion 👇
Die 7-Tage-Inzidenz liegt auf einem Rekordhoch und wird weiter steigen. Bis der Lockdown hier Wirkung zeigt, werden etwa 2-3 Wochen vergehen.
Eine Warnung vorab: Wenn die Kurve schon in etwa einer Woche nach unten geht, liegt das wahrscheinlich nur daran, dass Ärzte, Labore und Ämter in Weihnachten sind. Die Infektionen werden später nachgemeldet.
Die Neuinfektionen in Deutschland wachsen wieder exponentiell. Wir sehen den Ansatz einer dritten Welle – wobei die zweite Welle nie abgeebbt ist. Die Dritte kommt quasi on top. Daher ein Thread zur Lage der Infektion.
Wir beobachten deutlich steigende Fallzahlen in fast allen Bundesländern. Am schlimmsten ist die Lage in Sachsen – und das bereits seit zwei Wochen. Erst am kommenden Montag beginnt dort ein harter Lockdown.
Mit Ausnahme der Stadt Leipzig hat jeder sächsische Kreis derzeit eine Inzidenz von 200 oder mehr. Aber das ist beileibe kein Sachsen-Problem - Hotspots sind auf die ganze Republik verteilt.
Heute beraten Kanzlerin und Ministerpräsidenten, wie es mit dem Lockdown weitergeht. Wo stehen wir gerade? Ein Überblick im neuen Thread zur Lage der Infektion.
Die Neuinfektionen sind auf einem Plateau. Ungefähr seit der zweiten Novemberwoche. Das ist gut, weil: Sie steigen nicht weiter. Das ist aber auch schlecht, weil: Sie sinken kaum.
Dabei ist eigentlich das erklärte Ziel des November-Lockdowns: Die Zahlen *deutlich* nach unten zu bringen. Denn derzeit sind die Gesundheitsämter heillos überfodert.
Das RKI meldet zweimal in Folge einen Rekord an täglichen Neuinfektionen in Deutschland. Was bedeutet das? Eine Einordnung im Thread zur Lage der Infektion.
Zunächst einmal: Die Meldezahlen schwanken über die Woche ziemlich stark. Ausagekräftiger als Tageswerte ist daher die geglättete Kurve. Doch auch die nähert sich ihrem Peak vom April.
Im Vergleich zum Frühjahr wird inzwischen viel, viel mehr getestet. Die Dunkelziffer ist also geringer. Das heißt: Auch wenn die *gemeldeten* Zahlen nun das Niveau vom Frühjahr erreichen, dürfte das Niveau der *tatsächlichen Infektionen* weiterhin darunter liegen.
🚦Nach @ArminLaschet spricht sich nun auch @Markus_Soeder für eine Corona-Ampel aus. Die beiden Konzepte unterscheiden sich aber deutlich, deshalb ein kurzer Thread. 👇
Die Grundidee ist enorm sinnvoll: Eine Corona-Ampel 🚦 legt bestimmte Schwellenwerte fest, ab denen verschärfte Maßnahmen zur Eindämmung des Virus gelten sollen.
Die Ampel schafft nachvollziehbare Regeln, die überall gleich sind – und wird zugleich dem _sehr_ unterschiedlichen Infektionsgeschehen in den Regionen gerecht. Einheitlichkeit, ohne alles über einen Kamm zu scheeren.