Die Neuinfektionen in Deutschland wachsen wieder exponentiell. Wir sehen den Ansatz einer dritten Welle – wobei die zweite Welle nie abgeebbt ist. Die Dritte kommt quasi on top. Daher ein Thread zur Lage der Infektion. 
Wir beobachten deutlich steigende Fallzahlen in fast allen Bundesländern. Am schlimmsten ist die Lage in Sachsen – und das bereits seit zwei Wochen. Erst am kommenden Montag beginnt dort ein harter Lockdown.
Mit Ausnahme der Stadt Leipzig hat jeder sächsische Kreis derzeit eine Inzidenz von 200 oder mehr. Aber das ist beileibe kein Sachsen-Problem - Hotspots sind auf die ganze Republik verteilt.
Etwa drei Wochen lang konnten wir leicht sinkende Infektionsraten beobachten. Doch wahrscheinlich gingen die auch auf reduziertes Testen (angepasste Kriterien & erschöpfte Kapazitäten) zurück.
Denn auf den Intensivstationen kam der Rückgang niemals an. Dort nimmt die Belegung mit Covid-Patienten seit Anfang September kontinuierlich zu. Zeitweise sahen wir eine Verlangsamung des Anstiegs. Gerade legt das Tempo wieder zu.
Besonders steil steigt die Kurve der täglichen Sterbezahlen. Bald dürfte sie doppelt so hoch liegen wie zum Höhepunkt der Frühjahrswelle. Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht.
Tag für Tag sterben hunderte Menschen in Deutschland an Covid-19. Die meisten von ihnen hätten sonst noch viele Jahre zu leben. Sie sterben, weil es uns als Gesellschaft nicht gelingt, die Seuche in den Griff zu bekommen.
Ursache der hohen Sterblichkeit: Die obersten Altersgruppen sind längst am ärgsten von Infektionen betroffen. Das Virus wütet in den Pflegeheimen. Jeder Versuch, die Risikogruppen zu schützen, erweist sich als Illusion.
Ich habe gestern mit einer Intensivpflegerin gesprochen, die wie viele andere seit Wochen über ihre Belastungsgrenze arbeitet, ganze Schichten ohne Pause, deutlich mehr Patienten betreut als eigentlich schaffbar.
Die Pflegerin spricht von Hilflosigkeit, weil man den Menschen, wenn sie mal beatmet werden, kaum noch helfen könne. "Egal was man macht, man schuftet, es macht keinen Unterschied. Und es gibt kein Licht."
Die Pflegerin aus Berlin fühlt sich zunehmend emotional isoliert, weil sie nicht verstehen kann, dass für viele andere in dieser Situation das Leben normal weitergeht, sie sich weiter in Gruppen zum Trinken treffen.
Der Lockdown Light sollte ein einigermaßen normales Weihnachten ermöglichen. Dieses Vorhaben ist gescheitert. Es wird jezt einen harten Lockdown geben müssen. Anders bekommen wir die Lage nicht unter Kontrolle.
Auch über die politischen Vorgaben hinaus müssen wir alle nochmal überlegen, welche Kontakte in den kommenden Wochen wirklich notwendig sind. Wir haben das im Frühjahr gemeinsam geschafft. Wir können es nochmal schaffen.
Alle gezeigten Grafiken stehen samt Quellenangaben und Erläuterungen auf sz.de/coronadaten. Bleibt's dahoam und bleibt's gsund! XOXO
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