Das größte Problem an wissenschaftsunfähiger Politik? Ein #Thread.
Immer wieder erleben wir politische Entscheidungen, die offensichtlich unfähig sind wissenschaftliche Erkenntnisse in ihrer Tatsächlichkeit irgendwie in die Praxis umzusetzen. Egal ob Pandemie oder Klimakrise. 1/
Diese Unfähigkeit mag strukturelle und systemische Ursachen haben. Und ja, politische Prozesse sind oft kompliziert und nicht effizient. Dennoch ist diese Unfähigkeit, sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen zu orientieren ein tieferes Problem. 2/
Letztlich ist das der Grund, weshalb wir daran scheitern Krisen zu lösen und Pandemien zu bekämpfen. Es wäre die Aufgabe jedes einzelnen Menschen in den Institutionen dieses grundlegende Problem einmal von Beginn an zu lösen. Das Wichtigste dabei wäre: ehrliche Kommunikation.
Medien scheinen nicht damit zurecht zu kommen, dass wissenschaftliche Fakten in einer Pandemie nicht in einem vermeintlichen Meinungspluralismus abbildbar sind. So werden zu @c_drosten und seinen Kolleg*innen Antagonisten geschaffen, als wäre Wissenschaft eine Soap.
Anstatt wissenschaftliche Erkenntnisse einfach mal anzuerkennen und gerne auch Ambivalenzen auszuhalten, wird ein Hufeisen geformt das aber auch wirklich gar nichts mit der Realität zu tun hat. @c_drosten und Co. wird dann unterstellt, sie hätten irgendeine politische Mission.
In Wirklichkeit sind diese Menschen Expert*innen die weder behaupten, politische Strategien zu kennen noch Ahnung von allen gesellschaftlichen Fragen zu haben. Wo wäre das Problem, Virologie & Epidemiologie anzuerkennen und gleichzeitig auch Sozialwissenschaften ernst zu nehmen?
Und ja, da kann es Ambivalenzen geben. Und die sind sogar gut. Stattdessen werden Expert*innen aber zu Figuren verklärt, die sie nicht sind. Und dann kommen Medien anschließend nicht damit klar, dass diese Expert*innen Recht behalten. Das Ergebnis: mediale Berichterstattung
über Wissenschaft, die in einem krampfhaften Versuch „Pluralismus“ zu beschwören endet, weil sie selbst darin versagt, ehrlich zu kommunizieren. Am Ende ist dieses Chaos das Einfallstor für Verschwörungsmythen und die regelmäßig artikulierte „Müdigkeit“ im Hinblick auf Experten.
Klimaziele sind ebenso keine philosophische Abhandlung sondern bestehen eigentlich aus Treibhausgasbudgets. Die Wissenschaft ist sich ebenso darüber einig, dass eine Klimaneutralität bis 2050 nicht mit den vereinbarten Zielen vereinbar ist. Die #SPD fordert es trotzdem.
Ehrlichkeit, dass dann die Klimaziele auch nicht eingehalten werden würden? Keine Spur. Fast religiös wird das Bekenntnis zu Paris zwar immer wieder beteuert - die nötigen Handlungen aber als „unmöglich“ deklariert. Die Wissenschaft dahinter wird zu einem Bauchgefühl degradiert.
Sagt doch offen, dass ihr das 1,5°C Ziel nicht mehr einhalten wollt, wenn das defacto Beschlusslage ist. Dann wissen Menschen woran sie sind und vor allem können wir ehrlich miteinander diskutieren.
Natürlich sind die wirtschaftlichen Schäden einer Überschreitung der Treibhausgasbudgets um Dimensionen größer als jede Klimaschutzmaßnahme aber wenn das letztlich die Beschlusslage ist - warum steht man dann nicht dazu?
Wenn wir also beginnen könnten, dass Institutionen sagen was Sache ist, würden wir uns in den Krisen dieser Zeit nicht dauernd im Kreis drehen. Es ist doch absurd, dass Institutionen von Klimazielen reden, die sie mit dem eigenen Kohle Ausstieg korrumpieren.
Es ist absurd, dass wir über Pandemiebekämpfung reden, wissenschaftliche Fakten aber tagtäglich wie ein Bällebad der „Meinungen“ betrachtet werden weil die eigene Unfähigkeit Ambivalenzen auszuhalten, zum krampfhaften Aufbau von Antagonisten und Protagonisten führt.
Also: wenn wir jetzt wieder über die 3. Welle reden: legt Pläne auf den Tisch, legt wissenschaftliche Prognosen daneben und haltet **** aus, wenn es Ambivalenzen gibt. Dann redet darüber und hört auf, alles in ein pseudopluralistisches Spektrum zu quetschen, das nicht existiert.
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„Ausstieg aus @FridayForFuture“: das ist die vermeintliche Geschichte des Mainzer Studenten Clemens Traub.
Da Clemens seine Story jetzt auch ins Feuilleton bringt und die Erzählungen des selbsternannten „Aussteigers“ ungeprüft veröffentlicht werden: #Thread
Der Autor von „Future For Fridays“ läuft seit Woche durch die Redaktionen und erzählt die Geschichte des „Aussteigers bei Fridays For Future“. Das Problem: Der Student ist in 2 Jahren FFF in keiner einzigen Ortsgruppe im Dunstkreis Mainz/FFM irgendwie in Erscheinung getreten. 1/
Er hat weder irgendwo gesprochen, irgendwas organisiert oder an der Bewegung strukturell partizipiert. Natürlich geht es den meisten der Menschen, die die Demos > 10k Teilnehmer besucht haben so. In seinem Buch und den Artikeln in der FAZ spricht aber ein anderer Ton: 2/