Was hat #Gendermarketing eigentlich mit #EqualCare zu tun? Gibt es eine Verbindung zwischen rosafarbenen Ü-Eiern und Sorgearbeit, die zu 80 % von Frauen übernommen wird? Ja! Der @equalcareday ist nicht zufällig unsere Schwester-Initiative. Ein Thread:
Die Geschlechtertrennung startet schon zur Geburt: Erstausstattung, Geschenke, Glückwunschkarten, sogar die Farbe der Nabelschnurschere richtet sich nach dem pränatal festgestellten Geschlecht. (2/x)
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Klar: Es ist die zu dem Zeitpunkt einzig bekannte Information, und es ist eine gesellschaftlich bedeutende Information, gehen mit dem Geschlecht doch zahlreiche Vorstellungen, Erwartungen und Zuschreibungen einher. (3/x)
Gendermarketing nutzt diese Bedeutung und teilt die Warenwelt in zwei Gruppen auf. Denn: So lässt sich alles zwei Mal verkaufen. Markiert werden die Gruppen vor allem durch Farben, aber auch Muster, Motive, Themen oder sogar ganze Franchises können Geschlecht zuweisen. (4/x)
Die Produktgestaltung deckt sich mit unseren gängigen Geschlechtsstereotypen: Mädchen als sanfte, liebe, niedliche, süße Wesen und Jungen als abenteuerlustige, draufgängerische, mutige Entdecker. (5/x)
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Übersetzt in Produktwelten heißt das: Für Mädchen gibt es Rosa, Lila, Pink, Glitzer, Prinzessinnen, Pferde, Einhörner, Feen, Blümchen, Herzen, Beauty, Hello Kitty, Frozen und alles, was süß und niedlich ist. (6/x)
Für Jungen gibt es Blau, Braun, Grün, Piraten, Autos, Dinosaurier, Monster, Haie, Bagger, Abenteuer, Weltall, Star Wars, Cars und alles, was wild und gefährlich ist. (7/x)
Parallel dazu wird mit Kindern je nach Geschlecht unterschiedlich umgegangen (meist unbewusst): Mädchen werden von Betreuungspersonen mehr umsorgt als Jungen und erhalten intensiveren zwischenmenschlichen Kontakt. (8/x)
Jungen werden dazu angehalten, mutiger zu sein und Risiken einzugehen. Sie sollen nach draußen gehen und sich auspowern, während Mädchen gesagt wird, sie sollten lieber etwas Ruhiges spielen. (9/x)
Jungen dürfen sogar schon als Babys weiter krabbeln, während Mädchen früher wieder auf den Schoß zurückgeholt werden. Klar, Jungen sind ja auch abenteuerlustige und mutige Entdecker. (10/x)
Und Gendermarketing reagiert: Jungskleidung ist insgesamt robuster, praktischer, öfter wassserfest, hat mehr Taschen, während Mädchenkleidung vor allem niedlich und hübsch sein soll. (11/x)
Die Stereotype zeigen sich entsprechend auch in der Spielzeugwahl: Jungen bekommen Autos, Fußbälle, technische und handwerkliche Geräte, Mädchen werden mit Barbies, Spielküchen und Puppen beglückt. (12/x)
Apropos Puppen: Jungen müssen sich 5 Mal häufiger als Mädchen eine Puppe wünschen, ehe sie eine bekommen – und viele kriegen nie eine, weil das ja "Mädchenkram" sei. Und da sind wir schon ganze nah dran am #CareGap: (13/x)
Mädchen dürfen sich ganz selbstverständlich als "Puppenmuttis" ausprobieren, die gesamte Puppenwelt ist Rosa/Pink markiert. "Puppenvatis" kommen in der Werbesprache nicht vor. Fast alle sprechenden Puppen können "Mama" sagen, aber kaum eine "Papa". (14/x)
Was lernen Kinder daraus? Sich-Kümmern, andere umsorgen, den Alltag zuhause zu bestreiten ist Mädchen-/Frauensache, für Jungen ist das nicht vorgesehen. Als abenteuerlustige Entdecker ziehen sie in die weite Welt hinaus. (15/x)
Später benötigen sie dann spezielle Männer-Wickeltaschen, um beim Windelwechseln nichts von ihrer Männlichkeit einbüßen zu müssen. Gendermarketing gefällt das. (16/x)
Halten wir fest: Gendermarketing reproduziert Geschlechtsstereotype, die sich dann in den traditionellen Geschlechterrollen niederschlagen. Und die sehen vor, dass Frauen sich um Haushalt und Kinder kümmern und Männer Erwerbsarbeit leisten. Der #CareGap hat leichtes Spiel. (17/x)
Das wäre alles nicht so schlimm, wenn damit nicht auch ein Hierarchiegefälle verbunden wäre: Sorgearbeit bleibt unbezahlt, unsichtbar und bedeutet weniger Teilhabe an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen. Der #CareGap trägt auch ganz wesentlich zum #PayGap bei. (18/x)
Gendermarketing ist aber natürlich nicht allein verantwortlich für den #CareGap – da spielen viele weitere Faktoren eine Rolle, die sich wiederum auch aufs Gendermarketing auswirken. Sie alle haben mit unserem Verständnis von Geschlecht und Geschlechterrollen zu tun. (19/x)
Darum setzen wir uns mit @GoldenerZaun_ und @equalcareday dafür ein, die alten Geschlechterrollen aufzubrechen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Fähigkeiten und Interessen nicht vom Geschlecht abhängig sind, um so eine gerechtere Zukunft für alle zu ermöglichen. (20/x)
"Wir bedauern, dass unser neuer Werbespot so viel Unmut hervorgerufen hat. Diskriminierung und Rassismus haben bei uns keinen Platz. Wenn sich jemand beleidigt gefühlt haben sollte, tut uns das leid." - So klingen die typischen (Nicht-) Entschuldigungen von Unternehmen. (1/8)
Meist erfordert so ein Statement eine Welle der Empörung, und dann braucht es noch einmal einen handfesten Shitstorm mit anhaltenden Protesten, bis das Unternehmen wirklich etwas verändert. (2/8)
Die Black-Lives-Matter-Bewegung (#BLM 👊🏿👊🏾👊🏽) hatte die Power dafür: Mehrere US-Unternehmen gaben bekannt, ihr Logo ändern zu wollen. Zukünftig zeigen ihre Produktpackungen nicht mehr die Konterfeis Schwarzer Personen. (3/8)
Eine Gesellschaft kann nicht behaupten, sie stehe einerseits für Vielfalt Gerechtigkeit ein, und gleichzeitig die Verbreitung überholter Rollenklischees gutheißen. Trotzdem werden auch heute nicht nur sexistische, sondern auch rassistische Werbebotschaften weiterverbreitet. (1/4)
CN Rassismus
Die Werbung der 50er und 60er Jahre nutzte eine deutliche Sprache: Schwarze Menschen seien unzivilisiert und schmutzig, angeblich möchten sie lieber weiß sein. Und gerne dienen. Und bestenfalls: Schwarze Menschen seien exotisch, geheimnisvoll und tanzten gerne. (2/4)
Das mag vorbei sein, aber die Klischees und Vorurteile sind Teil des kollektiven Unterbewusstseins geworden. Sie sorgen dafür, dass bis heute Hersteller von Schokoküssen ihre Produktnamen verteidigen, Unterwäsche in „Hautfarben“ und Möbel im „Kolonialstil“ beworben werden. (3/4)