Unsere Regierungen in Bund&Ländern haben, was die Bekämpfung der 3. Welle angeht, abgedankt. Der zaghafte Versuch, ihr mit einem langen Wochenende namens #Osterlockdown entgegenzutreten, ist unter Entschuldigungen abgesagt. 1/13
Er war wohl auch mit allzu heißer Nadel gestrickt, um wirklich umgesetzt zu werden). Das Land versinkt in Ratlosigkeit, die Pandemiebekämpfung zersplittert in Kleinstaaterei. Nun hoffen wir, wider alle Vernunft, wissenschaftliche Erkenntnis und bisherige Erfahrung, dass... 2/13
... die Gegenmaßnahmen der 2. Welle auch der dritten standhalten möchten. Diese Hoffnung geht zwar schon seit Januar vor aller Augen den Bach runter, aber sie stirbt nichtsdestotrotz bekanntlich zuletzt. 3/13
Wer Zahlen etwas abgewinnen kann, wird zunehmend kirre an der demonstrativen Ignoranz von Teilen der Politik und der Wirtschaftslobbyisten.
Um es mit Shakespeare zu sagen: "O wär' ich doch ein Narr! Mein Ehrgeiz geht / Auf eine bunte Jacke." 4/13
Es scheint, dass derzeit viele bunte Jacken zu vergeben sind. Die mit Abstand bunteste erhält der Ministerpräsident des Saarlands, jenes friedlichen Fleckchens Erde, dessen Hauptnutzen ist, beständig zu Größenvergleichen herangezogen zu werden. 5/13
MP Tobias Hans (Saarland) hat jetzt schon angekündigt, nach Ostern den Lockdown zu beenden, als Modellversuch.
Wird dann wahrscheinlich ein Belastungstest. Für die Krankenhäuser nämlich. 6/13
An Daten heute nur das Wesentlichste: Hervorgehoben ist die orange Kurve. Das sind die Neuaufnahmen auf Intensivstationen. Ja, auch die folgen mit der Präzision eines Uhrwerks und in fünf Tagen Abstand zu den Neuinfektionen (blau) dem berechneten Anstieg der 3. Welle (rot). 7/13
Wir mögen keinen Plan haben, aber die Pandemie verläuft weiter nach ihrem.
Und die normative Kraft des Faktischen wird sich auch diesmal durchsetzen. 8/13
Vor Weihnachten waren es die zunehmenden Alarmsignale aus den Kliniken, die uns in die zweite Stufe des Lockdown medium zwangen. Den haben wir, theoretisch, immer noch, allerdings scheint er für viele im Kopf vorbei zu sein. 9/13
Setzt der Anstieg sich fort, wie vorausberechnet, dann sind es noch rund 14 Tage, bis wir wieder bei Krankenhausbelegungen ankommen, wie wir sie Mitte Dezember hatten. Und dann wären wir erneut gezwungen, in eine harte Vollbremsung zu gehen. 10/13
Damit wir es gerade so schaffen, dass wir die Intensivkapazitäten nicht überlasten. Das ist dann wieder Ostern, ich weiß nicht, ob es eine Botschaft enthält, dass wir die Lage regelmäßig zu den hohen kirchlichen Festen eskalieren lassen. 11/13
Vielleicht hat es ja mit dem quasireligiösen Glauben zu tun, St. Incidentia sei nicht alles. - Pro-Tipp: nein, ist sie nicht, aber immer noch der einzige und damit beste Indikator, wie es in Kürze in den Kliniken aussehen wird. 12/13
Jedenfalls werden wir nach der nächsten harten Bremsung gut und gerne bis Ende Mai, Anfang Juni brauchen, bis wir die Infektionszahlen wieder unten haben. Weil wir uns halt seit drei Wochen nicht aufraffen können, irgendetwas Stringentes zu tun. 13/13
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#Modellregion Tübingen: kommt heute viel im Radio. Muss man sich zumindest mal anschauen, was dort versucht wird. Man setzt auf viel Testen und will im Gegenzug viel Normalität eröffnen - Kino, Theater, Café, auch bei Aufkommen von B.1.1.7.
Auf den 1.Blick ist Tübingen etwas besser durch die letzten 3 Mo gekommen als BW und der Bund. Lokale Inzidenz liegt niedriger als die regionale und die nationale. Allerdings bewegt sie sich ebenfalls wieder nach oben, d. h. auch in Tübingen macht sich 3. Welle bemerkbar.
Auslastung der Krankenhäuser liegt ziemlich genau auf BW-Landesniveau,12% der Intensivbetten sind derzeit frei, 13% sind es in BW. Deutlich besser Lage bei Covid-Patient*innen,die haben in Tübingen einen Anteil von knapp 5% an den Intensivbetten, in BW insgesamt sind es gut 12%.
Im Lagebericht des RKI sind ja oft die blau markierten Änderungen besonders informativ.
Das ist die Ausgabe vom 24.3. Dem Tag, an dem die Bundeskanzlerin sich entschuldigte für die Idee, den Deutschen einen Lockdown über ein um einen Tag verlängertes Wochenende zu verordnen.
Auch interessant im RKI-Lagebericht v.24.3.:erstmals Grafiken zu Ausbrüchen an Kitas und Schulen.Zu sehen ist,dass in der aktuellen Welle bislang vor allem die Kitas stark beteiligt sind,deutlich stärker als in der vorigen und z. Zt. auch (noch?) deutlich stärker als die Schulen.
An den Schulen wiederum sind im Moment die Grundschulkinder (6-10 Jahre) deutlich stärker vertreten als alle älteren Altersgruppen.
Beides korreliert recht augenfällig damit,dass Kitas eigentlich nie richtig zu waren und dass die Grundschulen Mitte Februar wieder geöffnet wurden.
Tag 20 der Kontaktbeschränkungen: Quo vadis? Ein Thread. Wird etwas länger. (1/28)
Die Kurve scheint abgeflacht. Oder ist sie es nicht? Der Wert der Neuinfektionen erreicht heute einen neuen Höchststand mit 23.648. Den 7-Tages-Durchschnitt verändert das wenig, der bewegt sich nun seit dem 11.11.2020 in einem Seitwärtskorridor zwischen 18.300 und 18.500.(2/28)
Das Datum macht allerdings etwas hellhörig, denn am 11.11. wurde die Teststrategie in den Krisenmodus umgeschaltet. Wegen Überlastung der Labore und Gesundheitsämter. Seitdem gilt: mildere Symptome ohne nachgewiesenen Kontakt erfordern keinen Test mehr. (3/28)
Wie sicher sind Schulen? Wie viele Schüler*innen stecken sich in Schulen an? Die ehrliche Antwort ist: das wissen wir nur sehr vage (Thread - 1/14).
Es gibt aber immerhin Hinweise. Zum Beispiel hier (2/14).
Die Grafik zeigt, am Beispiel Hamburg, die Inzidenz in den verschiedenen Altersgruppen. Also die Häufigkeit von Infektionen, bezogen auf die Gruppengröße. Etwa von den Sommerferien bis Mitte November. Daten aus der RKI-Datenbank "SurvStat" (3/14).
Die Bilder aus Bergamo haben Sie aber schon noch im Kopf? Dass elf Menschen auf der Krebsstation des Hamburger Uniklinikums starben, manche über 70, eine 21? Dass Pathologen feststellten, die Toten der ersten Monate hätten im Schnitt noch zehn Jahre zu leben gehabt?
@Augstein Ja, die Abschirmung der Alten- und Pflegeheime war hart. Für Bewohner und Angehörige. Mit dem damaligen Wissen und der damaligen Risikoeinschätzung war sie aber richtig. Und bleibt es, nur dass wir inzwischen mehr Wege gefunden haben, Schutz und Kontakt zu verbinden.
@Augstein Im übrigen wurde da auch nicht "still hingenommen". Sondern breit, auch in den Medien, diskutiert. Im priv. Umfeld hatte ich ergreifende Schilderungen, wie Betroffene einander nur vom Balkon zum Parkplatz grüßen oder über Erlaubnisse zum Besuch verhandeln mussten.