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31 Mar, 12 tweets, 2 min read
Mittlerweile gehen die Maßnahmen übrigens deutlich weniger Menschen zu weit. Nur 26 % halten die Maßnahmen nach neuesten Umfragen für übertrieben, 36 % gehen die Maßnahmen hingegen sogar nicht weit genug. Die Zahlen im Bild stammen aus dem Februar. (1/12) Image
Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen, infratest dimap, Forsa und von Cosmo zeigen: Die Mehrheit in Deutschland – 60 bis 70 Prozent – halten die Corona-Maßnahmen für genau richtig oder sogar für zu locker. (2/12)
Trotzdem begründen Politikerinnen und Politiker die Lockerungen oft mit einen „wachsenden öffentlichen Druck“. Aber wie passt das zu den Umfragen, wenn es doch eigentlich keine Mehrheit für Lockerungen gab? Eine Erklärung: das sogenannte wahrgenommene Meinungsklima (3/12)
In einer bisher unveröffentlichten Studie der Ludwig-Maximilians-Universität München schätzten Ende Februar die Teilnehmenden im Mittel, dass über 50 Prozent der Deutschen die Maßnahmen für zu weitgehend halten würden. Die Realität zeigte aber etwas ganz anderes. (4/12)
Nur ein Drittel war damals wirklich davon überzeugt. Heißt: Gefühlt war die Stimmung gegenüber den Maßnahmen schlechter als in der Wirklichkeit. Nur warum ist die Wahrnehmung teilweise so verzerrt? (5/12)
Eine Ursache kann natürlich unsere eigene Meinung sein. Die bewerten wir gerne selbst über und stützen sie durch unser Umfeld. Stichwort: Bubble-Bildung. Bei diesen (Fehl)-Einschätzungen könnte allerdings auch der Medienkonsum eine Rolle spielen. (6/12)
Zwar haben die LMU-Experten das nicht systematisch ausgewertet, Erkenntnisse aus der Forschung deuten aber darauf hin. Denn je stärker die Befragten Informationen aus klassischen Medien und der Wissenschaft vertrauten, umso geringer nahmen sie die Stimmung verzerrt wahr. (7/12)
Die verzerrte Wahrnehmung der Stimmung stieg dafür bei Menschen an, die eher auf soziale Netzwerke und Messenger setzen. (8/12)
Doch auch klassische Medien können mit irreführenden Darstellungen von Umfragen zur verzerrten Wahrnehmung beitragen. Wenn etwa in Talkshows wiederholt pausschale Aussagen fallen wie „Die Menschen wollen Lockerungen“, kann das wirkungsstärker als harte Umfragedaten werden. (9/12)
Auch den Einfluss von verschiedenen Lobbyverbänden – Stichwort: Die Wirtschaft leidet – sollten wir nicht unterschätzen. Durch ihre starke Medienpräsenz erhöhten sie den Druck auf die Politik, obwohl es nie eine Mehrheit für die Lockerungen gab. (10/12)
Aber: Ob die Fehleinschätzung der öffentlichen Meinung wirklich Einfluss auf die Lockerungen hatte, wissen wohl nur die Teilnehmenden der MPK-Runden. Außerdem sind Umfrageerhebungen sehr komplex. (11/12)
Im Zeitraum der LMU-Erhebung gab es auch Umfragen, die einen größeren Wunsch nach Lockerungen abfragten. Ergebnisse hängen auch von der Art und Form der gestellten Fragen ab. (12/12)

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26 Mar
Man könnte denken: Wenn die Hochrisikogruppe 80+ geimpft ist, dann gibt es keine vollen Intensivstationen mehr. Dann können wir doch durchlaufen lassen? Ein Thread. (1/6)
Doch das Durchschnittsalter der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen liegt schon jetzt bei etwa 60 Jahren. Denn: das Alter ist nicht der einzige Faktor für einen schweren Verlauf. (2/6)
Hinzukommen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes. Mehr als zwei Drittel der Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, sind vorerkrankt. Das Risiko für einen schweren Verlauf ist je nach Vorerkrankung um 15-80% erhöht. (3/6)
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1 Mar
Mit Vitamin D Corona bekämpfen? Klingt irgendwie zu schön, um wahr zu sein. Ein Thread.
Im Netz geistern viele solcher Meldungen rum: Ein zu niedriger Vitamin D-Haushalt soll einen schweren Corona-Verlauf begünstigen, sogar zu einem erhöhten Sterberisiko führen. Studien, z.B. von den Universitäten Hohenheim & Heidelberg, scheinen das auch teilweise zu belegen.
Es gibt Kritik an diesen Ergebnissen. Belegt ist ein Zusammenhang zwischen Vitamin D-Mangel & einem schweren Covid-19-Verlauf nicht. Dafür fehlen laut der DGE weitere Studien, die eine klare Ursachen-Wirkungs-Beziehung bestätigen. Das sieht das RKI ähnlich.
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26 Feb
Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca ist gerade eher ein Ladenhüter. Ein Thread. Image
Nur 314.568 der vom Hersteller gelieferten 1.452.000 Dosen wurden bisher verimpft. 1.137.432 Dosen sind noch übrig (Stand: 26.02.21). Dabei wollen sich viele gegen Corona impfen lassen. Doch genau da hakt es.
Das Problem: In der von der Ständigen Impfkommission entwickelten Impfreihenfolge sind gerade vor allem ältere Menschen dran – der AstraZeneca-Impfstoff soll laut Empfehlung aber nicht an Über-65-Jährige verimpft werden.
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24 Feb
Zu den Corona-Impfstoffen wurden in letzter Zeit viele Zahlen zur Wirksamkeit veröffentlicht. Was dieser Wert bedeutet kann man aber leicht falsch verstehen. Ein Thread.
Wenn ein Impfstoff eine Wirksamkeit von 50% hat bedeutet das NICHT, dass 50% aller Geimpften erkranken und die anderen 50% geschützt sind.
Eine Wirksamkeit von 50% bedeutet: Geimpfte erkranken nur halb so oft wie Ungeimpfte. Denn: Es ist ein relativer Wert, der Wert sich auf die Verminderung des Risikos von Geimpften vs. Ungeimpften bezieht. Es ist also das Ergebnis eines Vergleichs zwischen diesen beiden Gruppen.
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30 Jan
Es werden schon die ersten Lockerungsrufe laut. Dabei wäre es wichtig, gerade jetzt nochmal kurz zu verschärfen. Warum? Ein Thread:
Wissenschaftler:innen empfehlen, den Lockdown solange durchzuziehen, bis die Inzidenz unter 10 liegt. Ihr Plan nennt sich No-Covid-Strategie.
Je niedriger die Infektionszahlen, desto größer ist die Chance, dass wir die Zahlen auch unten halten können. Und: Ansteckungsketten kann man besser nachverfolgen und die mutierten Varianten breiten sich langsamer aus.
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