Jeder Ministerpräsident kann aktuell selber handeln. Niemand muss hinnehmen, dass in seinem Bundesland Menschen erkranken und sterben.

Der Blick zur MPK ist reine Feigheit, weil es jetzt ein paar harte Entscheidungen gibt. Keiner will alleine da stehen.

Ich sehe das anders:
Wer jetzt entgegen des Trendes in der Politik eindämmende Maßnahmen einführt und die Ausbreitung des Virus in seinem Bundesland verhindert, rettet Leben, schützt die Gesundheit und bringt Ruhe in das Land.

Nichts könnte dieser Tage besser Führungsstärke zeigen.
Es gibt eine große Unzufriedenheit mit den in den Parlamenten vertretenen Parteien. Alle diese Parteien sind sich einig, statt die Pandemie zu bekämpfen lieber die öffentliche Wahrnehmung zu managen.

Das ist in Anbetracht der Lage kein Erfolgskonzept.
Denn dieses Verweigerungskartell, diese Koalition der Unwilligen und Unfähigen, die Bevölkerung zu schützen, baut darauf, dass keiner ausschert.

Dass alle gleichermaßen von der Ausrede profitieren, dass es ja gar nicht anders ging.
Und ausscheren heißt nicht aus der Opposition wohlfeile Redebeiträge zu liefern.

CDU, SPD, Linke und Grüne haben in mindestens einem Land die Richtlinienkompetenz. Ich will Taten sehen. Ich will eine gelebte Eindämmungspolitik sehen.
Selten gab es die Möglichkeit vor einer Bundestagswahl so deutlich einen Pflock einzuschlagen und zu zeigen, dass die Bevölkerung wichtig ist und dass der Schutz der Bevölkerung vor Ansteckung, Erkrankung, Langzeiterkrankung oder Tod wichtig ist.
Und bleibt dabei bitte nicht auf der Achse Lockern-Lockdown hängen. Das sind keine Gegensätze. Lockdown ist nur das letzte Mittel, das wir einsetzen, damit die Zahlen nicht steigen.

Wir brauchen gerade so viele Lockdownmaßnahmen, dass das Virus eingedämmt wird. Nicht mehr.
Und dann stecken wir unsere ganze Energie in das Impfen. Impfen schützt vor den direkten Folgen der Erkrankung, es schützt vor der Ansteckung und es schützt vor der Verbreitung.

Impfen ist pures Gold, dauert aber noch 3-4 Monate bis es in der Breite wirkt. Wir brauchen mehr.
Quarantäne im Umfeld von Infizierten ist ein anderer Baustein. Lasst uns lieber Ansteckungen da vermeiden, wo sie am Wahrscheinlichsten sind, als blind die ganze Bevölkerung in den Lockdown zu schicken.

Quarantäne ist viel spezifischer und kann noch große Beiträge leisten.
Wir sind nur viel zu zögerlich. Maske? Abstand gehalten? Klasse gelüftet? Ok, dann keine Quarantäne. Und so breiten sich Ansteckungen unkontrolliert aus.

Wir bezahlen das dann alle mit Lockdown mit Ausgangssperre.

Das geht schlauer.
Testen. Alle Positiven, die wir rechtzeitig rausfischen, verhindern weiter Ansteckungen.

Dafür müssen wir mit den Tests aber dahin, wo sich auch Positive finden lassen.

Tür zu Tür in Hochinzidenzgebieten.
Oder Testpflichten nicht als Ersatz für Quarantäne, aber für die Fälle, wo wir keine Quarantäne verhindert, weil die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung kleiner ist. 14 Tage Testpflicht für solche Grenzfälle.
Und erst wenn das alles nicht reicht, wenn die Maßnahmen, die spezifischer, günstiger, weniger Grundrechtseinschränkend sind, nicht ziehen, erst dann kommt der Lockdown.

Aber nicht mehr der nächtlichen MPK ausgesetzt, niemand fällt nachts um drei die besten Entscheidungen.
Sondern Lockdown als Automatismus. Ein Stufenplan mit Maßnahmen, die abgestuft alle Bereiche des Lebens betreffen.

Und ein Mechanismus, der sicherstellt, dass die Fallzahlen fallen. R<1 ist das Kriterium für die Eindämmung
Wir wollen den Lockdown nicht, weil es Spaß macht, sondern weil er schützt. Uns und andere.

Die damit einhergehenden Einschränkungen sind lästig, wir erkennen ihre Notwendigkeit aber an.

So viel Lockdown wie nötig, so wenig wie möglich!
Was ist das richtige Maß? Keiner kann mit Sicherheit vorhersagen, welche Maßnahmen für die nächsten 2-4 Wochen die richtigen sind. Nicht die Politiker, nicht die Virologen oder Modellierer.

Die Aufgabe ist wegen der vielen Einflüsse unmöglich. Daran kann man nur scheitern.
Was wir wissen ist, ob sich das Virus ausbreitet, ob R größer oder kleiner als 1 ist. Wir haben also Feedback und das nutzen wir:

R zu hoch (>0,9) -> Maßnahmen verschärfen.
R zu niedrig (<0,6) -> Maßnahmen lockern.
So sind wir immer unter Kontrolle, die Zahlen fallen stetig. Und je besser wir mit Impfen, Quarantäne und Testen werden, desto weniger brauchen wir den Lockdown.
Ich bin für ein solches Lockdown-Managment, das einmal verabschiedet, das Virus unter Kontrolle hält, gleichzeitig aber sehr viel Luft lässt, mit intelligenten Ansätzen das Virus effizienter einzudämmen und den Lockdown überflüssiger zu machen.
Wie so ein "Pandemie bekämpfen, nicht den Lockdown bekämpfen" aussehen kann habe ich hier beschrieben.

Wir müssen runter von der Achse "Lockern - Lockdown" es gibt so viele Dinge, die wir machen können, die das Problem lösen, ohne diese Pole gegeneinander auszuspielen. Lasst uns das doch lieber machen.

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More from @JFKuhnke

9 Apr
Es ist relativ einfach. Niedrige Inzidenzen retten Gesundheit und Leben, hohe Inzidenzen gefährden diese.

Es ist gleichermaßen leicht oder schwierig hohe wir niedrige Inzidenzen zu stabilisieren.

Das einzige, was wirklich Führung bedarf ist:

Umsteuern. Also einen Wachstumstrend in sinkende Fallzahlen zu verwandeln.

Da drücken sich gerade alle davor. Die MP, die Regierungen (Länder und Bund gleichermaßen). Keiner will den Lockdown verschärfen.
Keiner will der Buhmann sein. Doch wem gegenüber? Die Bevölkerung hat einen relativ klaren Auftrag erteilt.

Read 11 tweets
9 Apr
Warum weichen die Politiker die Inzidenzgrenzen immer weiter auf?
Im IfSG stehen 50.
Die Notbremse sollte dann schon 100 sein.
Jetzt Eingreifen bei 200.

Was ist denn davon der Vorteil?
Die Politiker glauben, dass es weniger Aufwand ist, die 200 einzuhalten als die 50. Spannenderweise ist das falsch. Eine kleine Erklärung.
Um ein Inzidenzlevel stabil zu halten brauchen wir R=1. Der R-Wert ergibt sich aus der Summe der Maßnahmen die wir unternommen haben (Impfung, Fallverfolgung, Kontaktvermeidung, Schutzmaßnahmen).

Und die wirken sehr lokal. Im Umfeld des einen Infektiösen, der andere ansteckt.
Read 9 tweets
9 Apr
Kommt eigentlich noch etwas zur Eindämmung des Virus in Baden-Württemberg? @RegierungBW @MSI_BW ?

#B117 breitet sich seit drei Monaten aus. Wir wissen, welche Maßnahmen nicht genug eindämmend wirken.

Wir hatten nach Weihnachten die Schulgebäude weitestgehend zu. Reicht nicht.
Nach den Osterferien ist eine Woche Fernunterricht geplant (gut), danach Wechselunterricht und danach nicht klar.

Wir brauchen Maßnahmen, die #B117 eindämmen. Jetzt.

Mehr Ansteckung, Erkrankung und Tod ist nicht der Weg.
In den nächsten vier Monaten wird ein Großteil der Erwachsenen erstgeimpft. Zweitimpfung bis zu 12 Wochen später, voller Impfschutz 3 Wochen nach Zweitimpfung.

Wir müssen noch 32 Wochen durchhalten. In dieser Zeit wird die Impfung mehr und mehr helfen, das stimmt.
Read 7 tweets
8 Apr
Hallo @GrueneBW @Die_Gruenen
Ihr hattet Euer Zeitfenster, vorzumachen, wie Eindämmung der Pandemie geht und allen anderen Parteien Wähler abspenstig zu machen. Es schließt sich jetzt gerade sehr schnell.

spiegel.de/politik/deutsc…
Wie wäre es mit einem klaren Bekenntnis zu einer Eindämmung in Baden-Württemberg? Gerne auch mit einem Übergang zu NoCovid, müsst es ja nicht von Anfang an so nennen, die Maßnahmen reichen.

Es gibt immer noch sehr viel zu gewinnen.
Wenn wir jetzt die Intensivstationen volllaufen lassen, werden wieder Menschen in erheblicher Zahl sterben, auch wenn die Alten und anderweitig gefährdeten alle geimpft sind. Die Trauer ist bis September nicht vergessen.

Macht das nicht mit. Dämmt das Virus ein.
Read 10 tweets
8 Apr
Wann kommt eigentlich eine Partei auf die phantastische Idee und sagt:

Ach guck mal, die Leute wollen ja gar nicht durchseucht werden. Da müssen wir mal etwas tun.
Ach guck mal, bisher haben wir immer nur Politik für die AfD-Wähler gemacht, vielleicht denken wir mal an unsere Wähler, denn im September ist ja große Wahl und wir wollen auch gewählt werden.

Jede von den vier Parteien, deren Wähler eher zu einer Eindämmung tendieren, hat in mindestens einem Bundesland den Ministerpräsidentenposten. Sie könnten es einfach vormachen.
Read 5 tweets
8 Apr
Man kann die verfügbare Kapazität in Impfzentren und bei den Hausärzten nutzen und einfach mal tagsüber richtig viel durchsetzen.

Oder Du heißt @tobiashans und zwingst Die Sarsländer zu Terminen mitten in der Nacht, damit Du ein Foto vor dem ersten 24h-Zentrum-Impfzentrum hast.
Termine nachts zumacht keinen Sinn. Der Impfstoff ist der Engpass. Nicht die Verimpfung. Das geht alles tagsüber oder abends.

Niemand hat einen Termin mehr durch das 24h-Impfzentrum. Sie haben nur einen Nachttermin bekommen, wo es auch ein Tagtermin getan hätte.
Ein reiner Stunt
Ist auch kein Wunder, dass der betreffende Ministerpräsident Tobias Hans (Saarland, CDU) bestimmte Gemeinsamkeiten mit der Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (Saarland, CDU) hat.
Read 4 tweets

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